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Serie Börse für Einsteiger - Schweine an der Börse absichern?

Lesezeit: 6 Minuten

Kennen Sie das: Ihre Schweine sind fast schlachtreif, und kurz vorm Verkauf rauschen die Preise in den Keller? Wie sich das Risiko an der Börse abmildern lässt, weiß Stephanie Stöver, Kaack Terminhandel GmbH.


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Moin, mein Name ist Johann ­Peters. Ich bin Schweinemäster und habe im vergangenen Jahr einen neuen Maststall gebaut. Ich mache mir Sorgen, wie ich bei den schwankenden Preisen den Forderungen der Bank nachkommen kann.“


Häufig gibt es durch die fortschreitende Spezialisierung wenig Ausgleichsmöglichkeiten und kaum finanziellen Spielraum, wenn die Preise in einer Abwärtsspirale gefangen sind.


Rein-Raus mit hohem Risiko:

Das hohe Risiko der Schweinemast mit klassischer Vermarktung zeigt der Beispielbetrieb Peters: Der Landwirt betreibt seine 550 Mastplätze im Rein-Raus-Verfahren. Mit jedem Ferkel und den variablen Kosten werden insgesamt rund145 €/Tier gebunden. Bei einer Mastdauer von ca. vier Monaten kann man kaum abschätzen, zu welchem Preis die schlachtreifen Schweine später abgerechnet werden. Während sich der Vereinigungspreis vor gut einem Jahr noch bei 1,85 €/kg SG bewegte, sind aktuell weniger als 1,50 €/kg zu erzielen. Berechnet auf einen Bestand von 550 Schweinen und 90 kg Schlachtgewicht macht dies bei der Abrechnung eine Differenz von über 17 000 € aus, das sind 31,50 €/Tier!


Aber wie kann Peters das Preisrisiko bei der Schweinemast minimieren und sich z. B. hohe Preise beim Einstallen bis zum Schlachttermin sichern? Antwort: per Börsenhandel. Folgendermaßen könnte die Absicherung ablaufen:


Wenn ein Mäster z. B. plant, im Juli nächsten Jahres einen Durchgang Schlachtschweine zu verkaufen, sichert er sich bereits beim Ferkeleinkauf im März (oder sogar noch früher) durch den Verkauf von Schweinekontrakten an der Terminbörse Eurex (siehe Kasten) den dann aktuellen Kassapreis.


Gegengeschäft an der Börse:

Ein Schweine-Kontrakt umfasst 8 000 kg Schweinefleisch (ca. 90 Schweine) und kann bis zu 18 Monate im Voraus gehandelt werden. Unser Mäster Peters kalkuliert für seine 550 Mastplätze mögliche Tier-Verluste mit ein und verkauft parallel zum Einstalltermin über seinen Broker 6 Kontrakte für den Juli-Termin zu einem aktuellen Börsenkurs von 1,73 €/kg. Dieser Erlös ist jetzt „festgezurrt“. Peters muss deshalb vorher anhand seiner Betriebsdaten abwägen, ob er mit diesem Kurs einen ausreichenden Deckungsbeitrag und Unternehmergewinn realisieren kann.


Wenn der Verkauf an der Börse getätigt wurde, erhält er von seinem Broker darüber eine Nachricht und schließlich eine Abrechnung der Clearingbank. Denn „umsonst“ ist das Börsengeschäft nicht. Folgende Beträge werden nach Abschluss fällig:


  • Gebühren für die Clearingbank, Börse, Broker von ca. 80 € je Roundturn (also Verkauf und Kauf) pro Kontrakt. In unserem Beispiel wären das 480 €.
  • Gleichzeitig wird die sogenannteInitial Margin fällig. Diese beläuft sich auf ca. 1 000 € pro Kontrakt, insgesamt wären es also 6 000 €, die auf das ­Margin-Konto der Clearingbank gutgeschrieben werden müssen. Die Initial Margin gilt aber lediglich als Sicherungsleistung, die auch als Bankbürgschaft bereitgestellt werden kann, um die Liquidität des Betriebes nicht zu gefährden. Nach Glattstellung der Kontrakte steht diese Summe wieder zur Verfügung.


Auf Peters Börsenkonto wird nun der Gegenwert der Kontrakte, also 83 040 € (6 x 8 000 kg x 1,73 €) im Verkauf eingebucht. Ausgehend von dieser Summe ist er nun an Kursgewinnen oder -verlusten beteiligt.


Bis zum Glattstellen und dem Verkauf der Tiere ist Mäster Peters an der Börse im Verkauf. Fallen die Preise, wird ein Gewinn gutgeschrieben, steigen die Preise, wird ein Verlust verbucht. Letzteres muss ihm keine Sorge bereiten, denn der mögliche Verlust im Finanzgeschäft wird durch steigende Kurse verursacht, davon profitiert der Schweinehalter parallel am Kassamarkt, sodass er unterm Strich auf den fixierten Preis kommt.


Mehr hat Peters mit dem Börsengeschäft erst einmal nicht zu tun. Er kann seiner gewohnten Arbeit nachgehen und sich zum Ablauf der Mastdauer um die physische Vermarktung seiner Schweine kümmern. Sobald der Handel zustande gekommen ist, ist der gewünschte Preis fixiert. Mit einer Ausnahme: Sollte ein Schweinemäster seine Kontrakte vorzeitig wieder glattstellen wollen, muss an der Börse ein entsprechender Gegenpart gefunden werden. Da aber am Schweinemarkt zurzeit relativ wenige Marktteilnehmer aktiv sind, könnte dies nicht immer möglich sein. Allerdings widerspricht ein Ausstieg vor dem letzten Handelstag dem Prinzip der Preisabsicherung.


Höheren Preis früh gesichert:

Zum Ende der Laufzeit verkauft Peters verkauft seine physischen Schweine wie gewohnt, zum Beispiel über seine Erzeugergemeinschaft. Angenommen, er vermarktet nach Abzug der Verluste 540 zu einem Abrechnungspreis von 1,50 €/kg und bekommt 72 900 € netto auf sein Konto überwiesen. Nun bleibt noch die Glattstellung seiner Terminkontrakte durch den Rückkauf. Denn an der Börse werden keine physischen Schweine ge- oder verkauft. Die Glattstellung geschieht bei der Eurex sozusagen automatisch am letzten Handelstag. An diesem Tag werden die offenen Positionen zum Cash-Settlement-Preis (der Kurs, der täglich unabhängig vom Umsatz festgesetzt wird) abgerechnet, also aus dem Börsenkonto mit Gewinn oder Verlust rausgebucht.


In unserem Beispiel ist der Abrechnungspreis der Eurex parallel zum Kassamarktpreis auch auf 1,50 €/kg gefallen. Mäster Peters war mit 1,73 €/kg im Verkauf und nun wird für ihn der Rückkauf der 6 Kontrakte zu 1,50 €/kg eingebucht. Das bedeutet für ihn ein Gewinn von 0,23 €/kg, bezogen auf seine Kontraktmenge ergibt sich die Summe von 11 040 €.


Peters hat nun eine Gutschrift des Schlachters über 72 900 € für seine Schweine erhalten und konnte zusätzlich einen Börsengewinn von 11 178 € verbuchen. Bildet man daraus die Summe, ergibt sich daraus ein Gesamt-erlös von 83 940 €. Umgerechnet auf ein Kilo Schweinefleisch wären das rund 1,73 €/kg, also der Preis, der zuvor fixiert werden sollte, abzüglich der Gebühren von 480 €.


Der Mäster konnte sich in unserem Beispiel den Preis von 1,73 €/kg vier Monate im Voraus fixieren. Bereits beim Einstallen der Ferkel war es möglich, mit der Erlössumme zu kalkulieren und die künftige betriebliche Entwicklung auf weitgehend sichere Beine zu stellen.


Die Absicherung der Schweinepreise nach unserem Beispiel ermöglicht eine gewisse Vorhersagbarkeit von Deckungsbeiträgen und mildert deren Schwankungen deutlich ab. Jedoch kann man auch nicht mehr von Hochpreisphasen profitieren, wenn man sich zu einer Absicherung über Futures entschieden hat. Auf der anderen Seite fällt man dann auch nicht in die Tiefpreis-Täler. Allerdings darf nicht vergessen werden: Der Terminmarktpreis entspricht nicht unbedingt zu 100 % dem Kassamarktpreis. Bestimmen Sie Ihre Basis (abhängig von z. B. Vorkosten, regionalen Gegebenheiten, Abrechnungsmaske), um die für Ihren Betrieb passenden Preise abzusichern.

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