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Setzt der Harnstoff die KAS-Preise unter Druck?

Lesezeit: 7 Minuten

Im Gegensatz zum Harnstoff gibt es bei KAS kaum Bewegung. Optimisten hoffen, dass sich das noch ändert. Es gibt allerdings auch Faktoren, die dafür sprechen, jetzt zu kaufen.


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Dünger? Bislang hat sich vor allem beim Stickstoff relativ wenig getan. Deshalb kann ich nicht sagen, in welche Richtung die Preise in dieser Saison marschieren werden.“ Solche und ähnliche Antworten bekommt man in den meisten Regionen Deutschlands zu hören, wenn man Landhändler nach ihren Abgabepreisen und den Tendenzen am Markt für Stickstoffdüngemittel fragt. Zumindest einige Händler – das sehen viele Landwirte ähnlich – halten die Forderungen des Großhandels und der Industrie noch für überzogen. Käufe werden deshalb auf die lange Bank geschoben. Teuer kaufen, so die verbreitete Meinung, kann man ja schließlich auch später noch.


Nachfrage läuft schleppend:

„Besonders beim KAS, oft aber auch bei anderen Düngemitteln, zögern viele private und genossenschaftliche Handelshäuser die Einlagerung hinaus“, bestätigt ein Branchenkenner. Und nach seinen Informationen spekulieren auch etliche Landwirte auf nachgebende Preise.


Ob diese Rechnung aufgeht, muss sich noch zeigen. Wer mit dem Kauf wartet, bis die Düngesaison 2016 begonnen hat und die Nachfrage hoch ist, darf sich nicht wundern, wenn ihn das teuer zu stehen kommt.


Zuletzt wurden je nach Region folgende Preise besprochen:


  • Für KAS (27 % N) sollten Landwirte bei Mindestabnahme von 5 t im Norden und Nordosten netto ab Handelslager 235 bis 255 €/t zahlen. Im Westen bewegten sich die Forderungen schwerpunktmäßig zwischen 242 und 265 €/t, einige Händler „glänzten“ mit noch deutlich höheren Vorstellungen. Letzteres gilt ebenfalls für den Süden und Südwesten Deutschlands, wo überwiegend 240 bis 267 €/t genannt wurden, vereinzelt aber auch über 275 €/t.
  • Geprillter Harnstoff (46 % N) war im Norden und Nordosten oft schon für 275 bis 305 €/t zu haben, ab Seehafen stellenweise für unter 270 €/t. In anderen Regionen forderte der Handel hingegen noch 305 bis 335 €/t. Granulierte Ware ist je nach Standort 20 bis 30 €/t teurer als geprillte.
  • Auch bei AHL gibt es momentan erhebliche regionale Unterschiede. So gibt es im Norden und Nordosten Deutschlands nach wie vor Angebote auf der Basis 185 bis knapp unter 210 €/t für 28er-Ware. In vielen anderen Gebieten, unrühmliche Spitzenreiter befinden sich mal wieder im Westen und in Süddeutschland, werden hingegen eher 205 bis annähernd 230 €/t herausgegeben. Und einige Händler reden sogar über 250 bis 260 €/t und mehr – natürlich machen sie damit keinen Stich.


Sinkende Energiekosten haben die Produktion von N-Düngern massiv verbilligt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Erdgas-Kurse nicht so stark nachgegeben haben wie die für Rohöl. Diese Entwicklung wurde bisher bestenfalls moderat in die Abgabeforderungen des Düngerhandels eingepreist, hier muss „nachgebessert“ werden.


Etliche Schwächesignale.

„Und die enttäuschenden Erlöse für Getreide und Raps müssten doch bei der Preisfindung für N-Dünger ebenfalls berücksichtigt werden“, meint ein niedersächsischer Ackerbauer. In der Tat: Wenn Landwirte gute Verkaufserlöse erzielen, hält der Handel auch die Hand auf und langt z. B. beim Dünger kräftig zu. Jetzt lässt die Gegenreaktion hingegen auf sich warten, obwohl viele Händler momentan über Absatzprobleme klagen.


Von weltweiten Versorgungsengpäsen kann ebenfalls keine Rede sein:


  • Das globale Angebot ist vergleichsweise groß, weil in den letzten Jahren in vielen Ländern Produktionskapazitäten regelrecht aus dem Boden gestampft wurden, die mittlerweile die Arbeit aufgenommen haben. Das gilt besonders für Harnstoff und für KAS. Außerdem gibt es bislang offenbar auch keine Probleme bei Lieferungen aus Osteuropa.
  • Die Nachfrage stagniert hingegen in etlichen Regionen der Welt, und stellenweise soll es auch Probleme geben, die Umsatzzahlen zu halten. Neben Südamerika, wo wirtschaftliche Probleme und Kaufkraftverluste den Düngereinsatz der Landwirtschaft deckeln, gibt es offenbar auch Absatzschwierigkeiten im asiatischen Raum. Indien, das normalerweise hier als Importeur Num-mer 1 den Markt prägt, ist offenbar vorerst an keinen weiteren Einfuhren interessiert. Hierbei könnte es sich aber auch um den Versuch handeln, China zu bewegen, seine kürzlich verhängten Exportzölle wieder zu senken.
  • Auch die Frachtkosten liefern derzeit kein Argument, um die Forderungen nach oben zu treiben. Das belegt auch der Index des Internationalen Getreiderates (IGC). Dieser ermittelt Woche für Woche weltweite Frachtraten (Seefrachten für Schwergetreide), und das lässt sich durchaus auf andere sogenannte Schüttgüter übertragen. Zuletzt lag der IGC-Index bei knapp über 2 900 Punkten. Das waren etwa 600 Punkte bzw. 17 % weniger als zwölf Monate zuvor. Bei einigen Transportwegen, z. B. vom US-Golf von Mexiko in die EU, lag das Kostenminus sogar bei gut 40 %. Dass Binnenschiffer bei uns ähnliche Zugeständnisse machen mussten wie international agierende Reedereien, wird in Fachkreisen verneint. „Aber auch an der Donau oder an anderen Binnen-Wasserstraßen wird mit harten Bandagen, also über den Preis, um Frachten gekämpft“, sagt ein Makler. Das werde beim Dünger allerdings bislang nicht bzw. nur sehr widerstrebend an die Endabnehmer weitergegeben.


Sollte man angesichts dieser Rahmenbedingungen als Landwirt jetzt also wirklich alles auf eine Karte setzen, überhaupt keinen Dünger vorkaufen und darauf vertrauen, im Winter noch deutlich billiger zum Zuge zu kommen?


Die Konditionen entscheiden.

Fakt ist: Bei günstigen Partien macht es vermutlich Sinn, sich jetzt schon zumindest einen Teil des Düngerbedarfs fürs kommende Frühjahr zu sichern. Beim Harnstoff haben einige Landwirte denn auch schon zugeschlagen. Falls Ihr traditioneller Handelspartner Sie allerdings mit Offerten düpiert, die sich im oberen Bereich der zuvor genannten Abgabepreise für KAS, Harnstoff und AHL bewegen, machen Sie vermutlich nichts verkehrt, wenn Sie mit dem Kauf wirklich noch etwas warten. Gleiches gilt, wenn der Preis auf den ersten Blick passt, aber dafür bei den Konditionen Fallstricke lauern.


Ginge es nach dem Handel, dann würden Landwirte z. B. sofort nach Vertragsabschluss den gesamten Preis bezahlen, und zwar auch dann, wenn es sich um einen Vorvertrag fürs kommende Frühjahr handelt. Lassen Sie sich darauf nicht ein und auch nicht darauf, für die Zwischenlagerung beim Handel Monat für Monat sogenannte Reports (Preiszuschläge) zu bezahlen. Vereinbaren Sie die Abholung bei Bedarf und die Bezahlung bei Abnahme. Das gilt auch für langfristige Vorkontrakte!


Eventuell können Sie Ihre Käufe ja auch mit anderen Berufskollegen abstimmen bzw. bündeln. Je mehr Menge im Raum steht, desto eher ist der Handel schließlich auch zu Zugeständnissen bereit, sei es bei den Preisen oder bei den Abrechnungsmodalitäten.


Was kostet das Kilogramm N?

Bevor Sie zuschlagen, sollten Sie aber unbedingt noch ausrechnen, wie es um die Preiswürdigkeit der einzelnen N-Dünger bestellt ist. Klaffen die Werte der einzelnen Düngerarten zu weit ausei­nander, sollten Sie nachverhandeln. Inklusive des sogenannten Kalkausgleichs und ohne MwSt. kostete das Kilo Stickstoff je nach Region zuletzt…


  • im KAS zwischen 0,92 und 1,05 €,
  • in geprilltem Harnstoff verbreitet 0,70 bis 0,85 € (in granulierter Ware ca. 4 bis 6 ct mehr) und
  • in AHL überwiegend zwischen 0,80 und knapp über 0,90 €.


Ihr Händler weiß selbstverständlich auch, dass KAS nicht so einfach durch Harnstoff oder AHL ersetzt werden kann. Vieles hängt z. B. von der vorhandenen Düngetechnik ab. Aber die Riesenlücke zwischen den N-Kosten in KAS und im Harnstoff liefert Ihnen zumindest Schützenhilfe bei Preisverhandlungen mit Ihrem Handelspartner. Das gilt insbesondere, wenn der Harnstoff doch noch weiter nachgeben sollte. Das halten viele Marktkenner zwar für eher unwahrscheinlich. Denkbar sei es aber schon, heißt es.Jörg Mennerich

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