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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Silberstreif am Horizont – geht’s weiter aufwärts?

Lesezeit: 7 Minuten

Hohe weltweite Ernteprognosen sprechen zwar gegen feste Preise für Brot- und Futtergetreide. Trotzdem rechnen nicht nur eingefleischte Optimisten mit einem gewissen Preisspielraum nach oben, wenn der Erntedruck vorbei ist.


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Es gibt nichts daran zu deuteln: Die besten Erlöse haben in der Saison 2008/09 diejenigen Getreideerzeuger erzielt, die ihre Ernte schon vor oder direkt nach dem Drusch vermarktet haben. Denn danach ging es rapide abwärts, wie unsere Übersicht 1 zeigt. Die Weizennotierungen sanken bis Anfang 2009 teils bis auf nur noch knapp 110 €/t frei Landlager, und für Futtergerste wurden in frachtfernen Überschussregionen zeitweilig gerade noch 90 €/t offeriert (netto, frei Erfasser).


Mittlerweile hat sich die Situation zum Glück zwar wieder etwas entspannt. So erzielte 2008er B-Weizen je nach Standort zuletzt durchaus wieder 125 bis 140 € pro t frei Erfasser. Und Futtergerste erlöste auf der Erzeugerstufe 95 bis 115 €/t in Ackerbauregionen bzw. 115 bis 125 €/t in den nordwestdeutschen Veredlungshochburgen. Doch an der Tatsache, dass sich die Einlagerung nicht gelohnt hat, ändert das nichts. Außerdem müssen Getreideerzeuger sich jetzt verstärkt Gedanken über die Ernte 2009 machen. Das Problem: Es ist leider gar nicht so einfach, die Vermarktungsweichen richtig zu stellen.


Die Terminkurse gingen durch die Decke


Die Preise scheinen nämlich fast schon ein Eigenleben zu führen. Denn die weltweite Getreideerzeugung soll erneut relativ groß ausfallen und gegenüber der Rekordernte von 2008 nur leicht zurückgehen. Das moderate Minus wird überdies durch gestiegene Lagerbestände ausgeglichen (vgl. Kasten rechts oben). Dessen ungeachtet tendierten aber die Weizen- und Maisnotierungen bei uns und in Übersee im Mai ausgesprochen fest. Wenn auch die US-Kurse zuletzt immer nervöser zu schwanken begannen.


An der amerikanischen Leitbörse in Chicago, der Cbot, stieg der Weizenkurs (bezogen auf den vorderen Termin) von Anfang bis Ende Mai um über 20 %, und zwar von 5,24 US-Dollar/bushel auf 6,37 $ pro bushel (Notierung vom 29. Mai 2009). Das entspricht umgerechnet mit dem jeweiligen Dollar-Kurs einem Anstieg von knapp 145 €/t auf fast 166 €/t.


Zum Teil ist diese Entwicklung der Tatsache geschuldet, dass der Dollar im Vergleich zum Euro kräftig Federn gelassen hat, von rund 0,75 €/$ auf knapp 0,71 €/$. Das verbessert am Weltmarkt die Konkurrenzfähigkeit der amerikanischen Weizenexporteure, besonders gegenüber Mitbewerbern aus der Euro-Zone. Die Amerikaner gehen deshalb davon aus, der EU Marktanteile in Drittländern streitig machen zu können. Dieser Optimismus ist in die Cbot-Kurse für Weizen eingeflossen.


Indirekt profitiert Cbot-Weizen außerdem davon, dass die energetische Getreideverwertung in den USA allen Unkenrufen zum Trotz nach wie vor ein großes Thema ist. Die derzeitige Flaute – Ethanol-werke schreiben tiefrote Zahlen – halten zumindest optimistische Analysten für vorübergehend. Selbst das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) und der Internationale Getreiderat (IGC) rechnen denn auch mit einem weiter steigenden Maisbedarf des Energiesektors und mit weltweit abschmelzenden Vorräten. Der Cbot-Mais verteuerte sich aus diesem Grund im Mai von umgerechnet 117 €/t auf 122 €/t.


An der Pariser Matif, die von etlichen Marktexperten als führende Warenterminbörse für Getreide und Ölsaaten der EU bezeichnet wird, bewegen sich die Maisnotierungen sogar schon auf Weizenniveau. Die November-2009-Kontrakte wurden dort Ende Mai für 160,50 €/t (Mais) bzw. 165 €/t (Weizen) gehandelt. Innerhalb der letzten zwei Monate sind die Kurse bei uns um 20 bis 25 % gestiegen.


Prognosen zu hoch?


Ist das vor dem Hintergrund der bärischen fundamentalen Daten logisch (der Bär steht bei Börsianern für sinkende Kurse, der Bulle für steigende.)? „Ja, ist es“, antwortet ein Marktexperte. Denn die hohen Angebotsprognosen seien schon vor geraumer Zeit eingepreist worden. Außerdem würden diese mittlerweile von immer mehr Experten bezweifelt.


In der Tat: Die bisherigen USDA- und IGC-Zahlen zur Saison 2009/10 scheinen von erstaunlich großem Optimismus hinsichtlich der Erträge geprägt zu sein. „Im Schnitt sollen nach amerikanischen Schätzungen pro Hektar weltweit gerade einmal 2 % weniger Getreide gedroschen werden als in der letzten Saison“, sagt ein Händler. Das bezweifle er. Schließlich sei der Düngereinsatz z. B. in Osteuropa und Südamerika mangels Kapital drastisch heruntergefahren worden. Und in anderen Teilen der Welt, z. B. in den USA und Argentinien, werde über zu geringe Niederschläge und drohende Ertragsdepressionen geklagt. Kurz: Es könnte also durchaus sein, dass die nächsten Erntevorschätzungen deutlich moderater ausfallen werden.


Das gilt eventuell auch für die 2009er Getreideernte der EU-27. Handelsnahe Organisationen, z. B. der Dachverband des Europäischen Getreide- und Ölsaatenhandels (Coceral), rechnen nach wie vor mit einer Gesamternte von über 286 Mio. t (ca. 8 % weniger als im Vorjahr.), davon u. a.:


ca. 128 Mio. t Weichweizen (- 9 %) so- wie 8,6 Mio. t Durum (- 11 %),


fast 61 Mio. t Gerste (- 7 %),


56,5 bis 57 Mio. t Mais (- 8 %),


etwa 10,6 Mio. t Triticale (- 2 %) und


ca. 8,6 bis 8,8 Mio. t Roggen (- 5 %).


Vereinzelt ist selbst von Verarbeitern zu hören, man sei sich dieser Mengen keineswegs sicher. Denn dazu müssten die Erträge weit über dem langjährigen Mittel liegen. Dagegen spricht aber der zurückhaltende Dünger-Einsatz in machen Regionen. Zudem bereitet fehlender Regen etlichen Betrieben zunehmend Kopfzerbrechen, und zwar nicht nur auf sehr leichten, sondern oft auch schon auf schwereren Standorten. „Im Gegensatz zur Gerste kann der Weizen zwar noch einiges aufholen, wenn es in den nächsten ein bis zwei Wochen genug regnet“, sagte Anfang Juni ein westfälischer Erzeuger. Aber an eine Rekordernte glaube er auch dann nicht mehr.


Etliche Praktiker teilen seine Ansicht. Viele halten überdies nicht nur die Coceral-Zahlen für übertrieben optimistisch, sondern auch die Ende Mai veröffentlichte Prognose des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) zur deutschen Ernte 2009 (vgl. Übersicht 3 auf der rechten Seite).


EU-Weizenexport läuft auf Hochtouren


Die Rahmenbedingungen für den Start in die Saison 2009/10 könnten also besser sein, als es auf den ersten Blick erscheint. Dafür spricht auch, dass der Weizenexport der EU auf Hochtouren läuft. Branchenkenner weisen zudem auf folgende Aspekte hin, die die weitere Entwicklung positiv beeinflussen könnten.


Sobald sich die Stimmung der Weltwirtschaft aufhellt, dürfte auch die Nachfrage nach Agrarerzeugnissen zunehmen. Vor allem in China und Indien, die sich Berichten zufolge schon wieder mit industriellen Rohstoffen eindecken, vermuten EU-Exporteure ein stark wachsendes Absatzpotenzial, auch für Getreide und Ölsaaten.


Sollten die Notierungen für fossile Treibstoffe anziehen – die Rohölnotierungen haben zuletzt mehrfach den Spielraum nach oben „angetestet“ – könnte das auch den Getreidekursen Auftrieb verleihen. Bio-Ethanol würde attraktiver, und der Rohstoffbedarf dafür würde steigen.


Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis spekulatives Kapital wieder im Agrarsektor auftaucht und die Preise zumindest etwas in die Höhe treibt. Schließlich werden die weltweiten Finanzmärkte seit einiger Zeit regelrecht mit billigem Geld geflutet. Spekulanten suchen denn auch händeringend nach attraktiven Anlagemöglichkeiten. Dazu zählt Getreide.


Die Auswirkungen der hohen Überhangbestände werden überbewertet. Es trifft zwar zu, dass die weltweiten Getreidevorräte größer sind als im letzten Jahr. Aber das geht besonders auf das „Weizenkonto“. Und laut neuester IGC-Studie sollen die Vorräte im weiteren Verlauf sogar wieder etwas abnehmen. Außerdem wurden bzw. werden erhebliche Getreidemengen im Rahmen strategischer Einlagerungen vom Markt genommen, z. B. in China und einigen anderen Ländern. Dieses Getreide ist für die Preisbildung im Prinzip ohne große Bedeutung. Den fünf führenden Weizenexporteuren, dazu zählt die EU, sagt der IGC bis 2010 mittlerweile wieder einen Bestandsrückgang voraus. Das ist relevant für den Markt.Jörg Mennerich

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