Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Sitzen Sie die saisonale Nachfrage-Delle aus!

Lesezeit: 5 Minuten

Getreidemarkt


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Gegenwärtig „hängen“ die Getreidepreise etwas durch. Doch bleiben Sie gelassen. Marktkenner rechnen damit, dass die Nachfrage noch im Herbst wieder anziehen wird.


Es ist schon vertrackt. Trotz der hohen Notierungen liegen bei vielen Getreideerzeugern derzeit die Nerven blank. Das gilt zwar besonders für diejenigen, die Vorkontrakte abgeschlossen haben und diese mangels passender Qualitäten nicht beliefern können – wenn Abnehmer auf Erfüllung oder finanziellen Ausgleich pochen, kann das wirklich teuer werden. Aber auch Landwirte, die einwandfreies Brot- bzw. Futtergetreide ernteten und jetzt im Lager haben, machen sich Gedanken. Nämlich darüber, wann der beste Verkaufstermin sein dürfte und welches Getreide die lukrativsten Lagerrenditen verspricht, also möglichst lange gehalten werden sollte.


Die richtige Strategie?


Welche Strategie letztlich die richtige ist, weiß man normalerweise erst am Ende der Saison. Aber eines ist klar: Es wäre vermutlich vollkommen falsch, alles auf eine Karte zu setzen. Viele Experten raten auch in diesem Jahr z. B. zur so genannten Drittelstrategie bei die Getreidevermarktung: Ein Drittel der Ernte direkt nach dem Drusch verkaufen, ein weiteres bis zum Jahreswechsel bzw. kurz danach und das letzte im nächsten Frühjahr oder Frühsommer. So splittet man sein Preisrisiko, hält sich aber gleichzeitig ein Türchen offen, wenn die Preise weiter steigen.


Das sehen viele Erzeuger ähnlich. „Die Abgabebereitschaft hält sich zwar in Grenzen. Aber unsere Landwirte lehnen den Verkauf von Teilmengen nicht kategorisch ab“, bestätigt z. B. ein niedersächsischer Erfasser. Überwiegend sei man zwar derzeit noch damit beschäftigt, Partien mit mehr oder weniger ausgeprägten Qualitätsmängeln aufzubereiten oder im schlimmsten Fall gleich in die Biogasschiene durchzuhandeln. Es sei aber auch einwandfreies Brot- und Futtergetreide vermarktet worden.


Notierungen tendiertenabgeschwächt


Wir meinen: Wer sich zu attraktiven Konditionen von einem Teil der Ernte 2010 getrennt hat, traf die richtige Entscheidung. Zeitweilig schwächelten die Notierungen zuletzt nämlich etwas, da sich die Nachfrage beruhigt hat:


Viele Mühlen haben ihre drängendsten Rohstofflücken geschlossen.


Statt an gutem Brotweizen ist unser Exporthandel jetzt eher an Futtergetreide interessiert. Damit könne man am Weltmarkt zum Zuge kommen, heißt es. Bei Brotweizen würden hingegen die Franzosen das Rennen machen.


Um die Rohstoffkosten in den Griff zu bekommen, versuchen Mischfutterfirmen „teures“ Getreide durch günstigere Substitute zu ersetzen.


An der Pariser Matif haben die Kurse für Mühlenweizen zeitweilig sogar kräftig nachgegeben. Offenbar wurde im großen Stil spekulatives Kapital „umgeschichtet“. Hinzu kamen Gerüchte, dass Russland den Exportstopp eventuell in absehbarer Zeit doch wieder lockern könnte. Außerdem trübte der relativ feste Kurs des Euro gegenüber der Leitwährung am Weltmarkt, dem US-Dollar, anscheinend etwas die Stimmung der Börsenteilnehmer. Aber: Von einer nachhaltigen „Wende zum Schlechteren“ sprechen selbst ausgemachte Skeptiker nicht.


An den „Fundamentals“ gibt es wenig zu rütteln


Im Gegenteil, die meisten Beobachter erwarten weiterhin attraktive Getreidenotierungen.Von dem Gerede über große weltweite Vorräte solle man sich nicht irritieren lassen, heißt es. Erhebliche Mengen davon, z. B. die chinesischen Bestände (vgl. Übersicht 1, Seite 104), seien doch gar nicht für den Weltmarkt vorgesehen. Und die EU sei ohnehin keineswegs überreichlich versorgt.


Dafür sprechen auch die jüngsten Ernteschätzungen des Europäischen Dachverbandes der nationalen Bauern- und Genossenschaftsverbände (Copa/Cogeca). Demnach soll sich die diesjährige Produktion in der EU-27 auf insgesamt nur knapp über 274 Mio. t Getreide summieren (14,5 Mio. t bzw. 5 % weniger als im Vorjahr), davon u.a. rund:


126,4 Mio. t Weichweizen (-1,5 %) sowie 8,3 Mio. t Durum (-4,4 %),


54,2 Mio. t Mais (-4,5 %),


53,8 Mio. t Gerste (-10,1 %),


10,6 Mio. t Triticale (-5,4 %) und


etwa 8,1 Mio. t Roggen.


Ähnlich sind die aktuellen Hochrechnungen des Dachverbandes des Europäischen Getreidehandels (Coceral). Dieser beziffert die Ernte sogar nur auf 273 Mio. t und rechnet mit einem deutlichen Abbau der Vorräte. Diese sollen im Zeitraum Juli 2010 bis Juni 2011 von 50 Mio. t auf magere 32 Mio. t abschmelzen. Denn der Verbrauch in der 27er-Gemeinschaft bleibe gegenüber 2009/10 stabil, so die Coceral-Begründung. Und die Exporte sollen sogar von 25 auf 28 Mio. t zunehmen. Vor allem bei Gerste seien deutliche Ausfuhrsteigerungen zu erwarten, heißt es.


Ob es so kommt, muss sich zwar erst noch zeigen. In puncto Export hängt z. B. viel vom Euro-Kurs ab. Fällt er gegenüber dem US-Dollar, verbessert das unsere Konkurrenzfähigkeit am Weltmarkt. Festigt sich der Euro hingegen, dann schmälert das unsere Ausfuhrchancen. Unterm Strich sprechen derzeit aber fast alle so genannten „Fundamentals“, also die Eckdaten zu Angebot und Nachfrage, eher für stabile bis feste Getreidepreise in den nächsten Monaten als für deutlich nachgebende.


Einwandfreie Qualitäten bleiben gefragt


Was heißt das aus Erzeugersicht? Es macht zwar keinen Sinn, mit dem Verkauf fraglicher Qualitäten lange zu warten. Aber einwandfreies Brot- und Futtergetreide dürfte auch in den kommenden Monaten attraktive Erlöse erzielen. Die derzeitige Absatzflaute sollten Sie ohnehin nicht überbewerten:


Beobachter rechnen spätestens Ende Oktober wieder mit vermehrten Anschlusskäufen der hiesigen Mehlmühlen.


Die Mischfutterfirmen werden wieder „am Markt sein“, sobald die derzeit drängenden schwachen Getreidequalitäten durchdisponiert sind.


Eventuell kommt unser Brotgetreide-Export doch bald wieder in Schwung. Die Schwarzmeerstaaten (vgl. Übersicht 2) werden nämlich auch weiterhin keine große Rolle in Nordafrika spielen.


Fakt ist: Die meisten Beobachter rechnen mit einem „spannenden“ Herbst und Winter – für Erzeuger im positiven Sinne. „Das gilt auch für A- und E-Weizen, wenn es auch momentan nicht ganz so den Anschein hat“, sagt ein norddeutscher Marktkenner. Bleibt zu hoffen, dass er Recht behält. Jörg Mennerich

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.