Wie verlässlich sind Ernte-Prognosen, die kurz nach dem Winter und teils sogar noch vor der Aussaat aufgestellt werden? Und wie reagiert man als Landwirt auf die Zahlen?
Klar, auf den letzten Hektar oder Doppelzentner erfüllen sich die Schätzungen der Analysten in den Behörden, Verbänden und Handelshäusern nie. Aber Trends lassen sich auch zu so einem frühen Zeitpunkt einigermaßen verlässlich erkennen: An den äußerst knappen Bilanzen dürfte sich in den kommenden Monaten ebensowenig ändern, wie an der Rekordmaisfläche in den USA oder den mageren Ernteaussichten beim EU-Raps.
So gesehen spricht derzeit einiges für weiterhin hohe Preise und feste Märkte. Doch Vorsicht: Gerade weil die Stimmung aufgeheizt und die Versorgungslage „auf Kante genäht“ ist, könnten kleine Veränderungen durchaus heftige Ausschläge bei den Preisen bewirken. Was, wenn z. B. die Frostschäden in Deutschland durch eine optimale Vegetationsphase im Frühjahr ausgeglichen würden – auch wenn es danach im Moment noch nicht aussieht?
Wir meinen daher: Wenn Sie jetzt gute Preise für Ihre anstehende Ernte erlösen können, sollten Sie das nutzen und unbedingt Teilmengen vorverkaufen. Bis die Ernte unter Dach und Fach ist, ist es noch lange hin, und bis dahin könnten die Notierungen durchaus auch nochmal abschmieren. Schon kleine Änderungen bei den Prognosen haben preislich eine enorme Hebelwirkung.
Christian Brüggemann, top agrar-Redaktion