Wird Tönnies die Viehvermarktung verändern? Ich glaube ja! Deutschlands größter Schlachter steigt nicht in den Viehhandel ein, um anschließend in alten Strukturen ein paar Erzeuger-Infos mehr an den LEH zu liefern. Dafür braucht es keine neue GmbH mit 20 Leuten!
Es geht hier vor allem um Rohstoffsicherung. Fast alle Experten rechnen in den kommenden Jahren mit deutlich weniger Nutztieren in Deutschland. Wem es gelingt, von diesem Kuchen ein großes Stück abzubekommen, der kann damit auch Geld verdienen. Und das ist auch die gute Nachricht für alle Tierhalter: Der Kampf um Schlachttiere dürfte wieder härter werden.
Derzeit kann man nur spekulieren, wie die Tönnies-Verträge aussehen. Was sich große Schlachter wünschen, ist aber ein offenes Geheimnis:
- Kontinuierliche Belieferung
- Einheitliche Gewichte und Qualität
- Wenig Preisschwankungen
Tönnies wird den Vieheinkauf deshalb nicht revolutionieren. Es gibt schon jetzt etliche Vertragsmodelle am Markt. Tönnies Livestock kann die Entwicklung zur vertikalen Integration aber beschleunigen. Damit ist der freie Markt zwar nicht tot, der Spotmarkt dürfte aber deutlich kleiner und für die Preisfindung unwichtiger werden. Die Blaupause hierzu liefert der Geflügel- oder Milchmarkt. Schlachter werden sich allerdings hüten, ihre Erzeuger auszuquetschen, denn damit sägten sie an ihrem eigenen Rohstoff-Ast.
Die größte Gefahr kommt deshalb aus einer anderen Richtung: Über integrierte Ketten bekommt der LEH mehr Zugriff auf die Erzeuger. Sie könnten Haltungsauflagen nach Belieben gestalten und durchdrücken. Das Problem: Dem Handel ist das Schicksal der Bauern im Zweifel egal.