Auf der Nordseeinsel Föhr haben Landwirte vor zehn Jahren den ersten Wein gepflanzt.
Dass auf der Nordseeinsel Föhr (Kreis Nordfriesland) Wein angebaut wird, glaubt man erst, wenn man auf der Aussichtsplattform des „Weingutes Waalem“ in Nieblum steht. Von dort blickt man sowohl auf das Wattenmeer als auch auf gut 2 ha Weinreben und das dazugehörige „Chateau“.
2009 hat Landwirt Christian Roeloffs (56) mit seinem Team die ersten Reben auf Föhr gepflanzt. Heute wachsen auf der Insel rund 5 ha rote und weiße Reben der Sorten Solaris, Johanniter, Souvignon Gris und Pinot. Möglich wurde dies, als Schleswig-Holstein süddeutsche Pflanzrechte erhielt.
Völlig zurecht, findet Inselwinzer Roeloffs: „Unser Standort eignet sich für den Weinanbau. Der Boden ist sandig, die Pflanzen kommen an ausreichend Wasser, die Sonne scheint hier länger, und Spätfröste gibt es an der Küste kaum.“
Rund 10000 Liter Wein und Sekt hat Roeloffs zusammen mit vielen Helfern im vergangenen Jahr angebaut, geerntet, gekeltert, ausgebaut und in Flaschen abgefüllt. Zur Ernte kommt eine mobile Traubenpresse auf die Insel, der junge Wein reift dann in Edelstahltanks im ehemaligen Kuhstall. Die Trauben für die Sektproduktion werden in eine Kellerei nach Süddeutschland gebracht und dort verarbeitet.
Gutes Marketing
Der Wein vom Föhrer Südstrand zeigt, wie wichtig ein gutes Marketingkonzept ist: Roeloffs bietet in den Sommermonaten dreimal pro Woche Führungen durchs Weingut an, die Termine sind regelmäßig ausgebucht. Die spektakuläre Lage der Rebfläche zeigt sich dann von der Aussichtsplattform.
Der Absatz des Föhrer Weins erfolgt fast vollständig auf der bei Touristen beliebten Insel. Die Gäste nehmen ihn gerne als Souvenir mit nach Hause. Der 2017er Jahrgang war bereits im August 2018 ausverkauft.
Roeloffs will weitere Flächen mit Reben bepflanzen. Auch Sohn Lenz wird einsteigen. Der 24-jährige hat in Süddeutschland Winzer gelernt. Inzwischen bringt er Studienfreunde zum Arbeits- einsatz mit auf die Insel: „Für die Winzer aus dem Süden ist das jedes Mal ein echtes Erlebnis“, weiß Roeloffs.