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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Täglich ein neuer Markt!

Lesezeit: 7 Minuten

Die Ernte 2012 ist eine große Wundertüte. Die Preise und das Wetter ändern sich fast täglich. Bernd Irps, LWK Schleswig-Holstein, gibt einen aktuellen Überblick.


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Endlich! Das dürften die meisten Getreideanbauer angesichts des wochenlangen Schauerwetters Ende Juli gedacht haben, als endlich trockenes und warmes Erntewetter einsetzte. Immerhin reichte die letzte Juliwoche, um Gerste und Raps größtenteils unter Dach und Fach zu bringen. Pünktlich zum Start der Weizenernte verabschiedete sich der Sommer allerdings wieder – in der ersten Augustwoche sorgten Schauer und Gewitter verbreitet immer wieder für Stillstand und wachsende Sorgenfalten bei vielen Landwirten.


Zusätzlichen Nervenkitzel bringen weiterhin die Erfasserpreise und Börsenkurse für Weizen, Gerste und Co. Zwar haben die Offerten meistens ein recht attraktives Niveau erreicht. Aber ist der Zenit schon erreicht? Sollte man, soweit nicht vor der Ernte passiert, mit dem Verkauf noch warten, seine Ernte erst einmal ins Lager packen und auf weiter steigende Notierungen setzen?


Gerste bleibt knapp.

Bei der Gerste könnten sich Vorkontrakte oder der Verkauf ex Ernte schon gelohnt haben – zumindest kurzfristig. Viele Erzeuger nutzten die interessanten Preisgebote des Handels kurz vorm bzw. beim Erntestart und verkauften Ware örtlich für um 240 €/t (frei Erfasser, o. MwSt.).


Der Gerstendrusch startete verbreitet gerade noch rechtzeitig, die Verluste durch abgeknickte Ähren hielten sich im Großen und Ganzen in Grenzen. Die ersten Aussagen über die Menge und die Qualität überraschten: Aus einigen Regionen Deutschlands wurden durchschnittliche, teils aber auch höhere Erträge gemeldet, als zuvor erwartet worden waren. Die Naturalgewichte sollen auch recht ordentlich sein. Der DBV ging in seinem Erntebericht Anfang August von einem Durchschnittsertrag von 6,3 t/ha aus, das wären etwa 10 % mehr als im Vorjahr. Insgesamt dürfte in Deutschland aber weniger Gerste als im Vorjahr geerntet werden, weil die Anbaufläche weiter geschrumpft ist.


Mit der verbreiteten Lieferung neuerntiger Gerste kam zuletzt leichter Preisdruck auf. Erfasser zahlten je nach Region zwischen 195 und 235 €/t, in viehstarken Zuschussregionen in Nordwest-Deutschland auch um 240 €/t (netto, frei Erfasser). Die leicht zurückgenommenen Gebote wurden mit einem angeblich stockenden Exportgeschäft begründet. Bei den höheren Preisen hätten sich die internationalen Aufkäufer erst einmal zurückgezogen, hieß es. Ob dieser Trend von langer Dauer ist, ist aber fraglich. Denn insgesamt bleibt Gerste wohl ein knappes Gut, so dass optimistische Marktbeobachter schon für den Herbst mit einer lebhaften „Suche“ der Verarbeiter und Exporteure nach guten Gerstenpartien rechnen. Attraktive Preise könnten ein wirkungsvolles Lockmittel dabei sein!


Hält der Roggen die Fallzahl?

In vielen Regionen Deutschlands startete Anfang August auch die Roggenernte. Die ersten Ergebnisse waren auch hier vielversprechend. So wurde von guten Erträgen berichtet. Bei einer insgesamt größeren Anbaufläche wird von einer höheren Erntemenge auszugehen sein. Anders als in Süddeutschland wurden aber aus dem Osten eher niedrige Fallzahlen gemeldet. In der Hauptanbauregion in Brandenburg scheinen die Erträge unterdurchschnittlich auszufallen. Und nach einigen regenbedingten Zwangspausen kam zuletzt auch die Qualitätsdiskussion wieder auf.


Nur bei einem witterungsbedingt kleinen Aufkommen an Brotroggen dürfte sich der Preis dafür oberhalb des (hohen) Weizenpreises einpendeln. Bei Redaktionsschluss wurden verbreitet noch rund 25 €/t weniger als für Weizen bezahlt.


Weizenernte auf Höhepunkt.

Die Ernte der wichtigsten Getreideart in Deutschland war dagegen Mitte August in vollem Gange (wenn nicht gerade Gewitter und Schauer für Unterbrechungen sorgten) bzw. im Norden gerade erst angelaufen.


Nach den verbreiteten Auswinterungen waren die Bestände häufig recht dünn und ließen niedrige Erträge erwarten. Erste Partien überraschten oft aber mit durchschnittlichen Erträgen und Qualitäten. Teils enttäuschten die Pro-teinwerte aber.


Zum Nervenspiel wird inzwischen die Preisentwicklung beim Weizen: Zuletzt konnten Erzeuger beispielsweise für Brotweizen je nach Region meist zwischen 210 und 250 €/t (netto, frei Ersterfasser) erzielen. Nach Aussage eines Händlers findet sich der Markt aber momentan jeden Tag neu. Die Hauptrolle spielen dabei aber nicht etwa die Erträge und Qualitäten vor Ort, sondern die Wetterberichte in den USA und Erntemeldungen aus Osteuropa. Dabei soll das Weizen-Hauptanbaugebiet in den USA noch nicht einmal so stark von der Trockenheit und den hohen Temperaturen betroffen sein wie der Mais und die Sojabohnen im „Corn Belt“. Die wöchentlich schrumpfenden Ernteerwartungen für letztere stützen aber auch weiterhin die Weizenkurse in Chicago. Die Notierungen färben zudem auf die Matif ab bzw. geben die Vorgaben für die dortige Preisentwicklung.


Eine Hitzewelle und fehlende Niederschläge haben auch die Ertragsschätzungen in der Schwarzmeerregion immer weiter zurückpendeln lassen. In Russland werden nur noch 70 bis 75 Mio. t Getreide erwartet, wobei nach letzten Meldungen auch diese infrage gestellt werden dürften. Damit könnte sich das russische Exportpotenzial weiter reduzieren.


Sollte sich die Prognose bewahrheiten, könnte deutscher Weizen davon profitieren – wenn auch bislang eher indirekt: Durch den schwächeren Euro sind die europäischen Herkünfte schon jetzt eine interessante Alternative. Richtung Nordafrika können sich immer mehr französische Herkünfte durchsetzen. Aus dem Nahen Osten berichten Handelshäuser von einem gestiegenen Interesse an europäischem Brotweizen, der aber ebenfalls erst aus Frankreich abfließen dürfte.


Wie geht es weiter?

Die Rallye an den Börsen ist nach Meinung vieler Marktbeteiligter noch nicht vorbei. Damit werden von dieser Seite immer wieder Impulse für steigende Preise in den Markt getragen. Aber durch die Gewinnmitnahmen der Fondsgesellschaften können auch zeitweise Rückgänge bei den Notierungen auftreten.


Die anhaltende Eurokrise treibt derzeit wieder viele Anleger, insbesondere Fondsgesellschaften, in die Warenterminmärkte. Mit deren größerem Engagement wird auch der Einfluss der Finanzmärkte auf den Warenterminmarkt größer. Dies zeigt sich dann in den größeren Schwankungen der Notierungen, wobei sich fundamental am Markt nichts geändert hat.


Die Schwankungen an den Börsen werden nicht an den Märkten vor Ort vorbeiziehen, sondern den Markt täglich in eine andere Richtung schicken. Teils sind die Schwankungen sogar schon innerhalb eines Tages erheblich.


Fundamental spricht weiter Vieles für einen anhaltend stabilen bis festen Markt, dafür sind die Ernteausfälle in den USA und in der Schwarzmeerregion einfach zu groß. Bei den interessanten Preisen für Brotweizen um die 250 €/t haben viele Erzeuger noch kurzfristig einen Kontrakt für die Lieferung ex Ernte abgeschlossen. Falls Ihnen Ihr Abnehmer solche attraktiven Gebote macht, sollten Sie diese nutzen – zumindest für Teilmengen. Zwar gibt es auch immer wieder Preisphantasien oberhalb von 250 €/t, und ganz von der Hand zu weisen sind diese angesichts der Meldungen vom Weltmarkt tatsächlich nicht. Ob und wann sie sich erfüllen, ist aber kaum vorherzusagen. Es bleibt also spannend!


Ernte 2013 nicht vergessen!

Neben dem Verkauf der diesjährigen Ernte werden aber auch schon Kontrakte für die Ernte 2013 angeboten. Dabei waren für Weizen beispielsweise Preise von bis zu 220 €/t ex Ernte im Gespräch. An der Pariser Warenterminbörse Matif notierte der Termin „November 2013“ zuletzt bei 226 €/t. Einige Landwirte haben sich diese Kurse bereits für Teilmengen gesichert, wobei in den Vorkontrakten immer auf eine Fixierung der Abzüge bei Futterweizenqualität geachtet werden muss. Auch beim Raps werden schon Vorkontrakte angeboten. Die Preisofferten sind mittlerweile rückläufig, es waren noch Preise um die 450 €/t ex Ernte 2013 möglich (mehr dazu auf S. 121).


Auch wenn es noch über ein Jahr bis dahin ist: Die frühzeitige Absicherung macht derzeit durchaus Sinn – das Preisrisiko lässt sich so minimieren, und Sie können noch in der nächsten Ernte von der aktuellen Hausse profitieren. Wegen des Ertragsrisikos und um weitere mögliche Preissteigerungen mitnehmen zu können, sollten Sie aber zu diesem frühen Zeitpunkt nur Teile Ihrer erwarteten Erntemengen absichern.

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