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Viele Rubel – mehr Fleisch?

Lesezeit: 4 Minuten

Moskau will die russische Fleischwirtschaft mit Subventionen in Milliardenhöhe ankurbeln. Was das bedeutet, haben wir Dr. Inna Levkovych und Prof. Heinrich Hockmann vom IAMO, Halle, gefragt.


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Wie viel Geld will Moskau in den kommenden Jahren in die Tierproduktion und Fleischverarbeitung stecken?


Prof. Hockmann: Das russische „Programm zur landwirtschaftlichen Entwicklung und zur Regulierung der Agrar-, Rohstoff- und Produktmärkte“ sieht bis 2020 eine staatliche Unterstützung von mindestens 13,5 Mrd. € für die tierische Produktion und Verarbeitung vor. Zusätzlich wurden zuletzt für Geflügel- und Schweinefleisch­produzenten 91 bzw. 135 Mio. € bereitgestellt. Aufgrund des Importstopps plant das russische Landwirtschafts­ministerium nun weitere Hilfen für die Tierwirtschaft. Ob die genannten Gelder komplett ausgezahlt werden, ist aber nicht sicher. Darüber hinaus gilt eine „Null Prozent Einkommensteuer“ für alle Unternehmen der Fleisch­industrie.


Ist Russland dem Ziel der Eigenversorgung näher als viele vermuten?


Prof. Hockmann: Nach Angaben der russischen Statistikbehörde lag der Selbstversorgungsgrad bei Fleisch und Fleischprodukten 2013 insgesamt bei 78,5 %, fünf Jahre vorher bei 70 %. Unterschiede gibt es je nach Region und Fleischart. Bei Rindfleisch liegt der Selbstversorgungsgrad nur bei 37 %. In den letzten Jahren ist die Produktion von Geflügelfleisch stark angestiegen. Der Selbstversorgungsgrad liegt hier mittlerweile bei 90 %. Bei Schweinefleisch kommen die Russen auf etwa 80 % (2010 ca. 65 %) und erreichen damit schon fast das gesetzte Ziel von 88 % bis 2020.


Obwohl die Fleischproduktion in Russland rasant gestiegen ist, besteht immer noch Importbedarf, vor allem bei Geflügel und Schweinefleisch. Russland will daher das Importverbot für Fleisch aus Südkorea aufheben. Im Oktober wurde zum ersten Mal seit 10 Jahren Schweinefleisch aus China importiert. Auch wenn die Importquoten in den letzten Jahren schon geschrumpft sind, ist der Bedarf weiterhin erheblich. Ob kleine Länder wie z. B. Südkorea oder Armenien einen bedeutenden Teil dieses Bedarfs decken können, darf bezweifelt werden. Größere Erfolgsaussichten haben Lieferverträge mit Südamerika. Aber auch diese Länder können nicht von heute auf morgen ihre Exporte umlenken.


Angesichts der niedrigen Eigenversorgung dürfte Russland wohl noch einige Zeit Nettoimporteur bleiben?


Dr. Levkovych: Natürlich exportiert auch Russland Fleischwaren. Die Ausfuhren haben sich in den letzten 5 Jahren sogar verdoppelt. Der Export beschränkt sich aber vor allen auf Produkte die in Russland selbst nicht verwertet werden können. Der Anstieg beweist aber auf keinen Fall, das Russland in Naher Zukunft Nettoexporteur von Schweine- und Geflügelfleisch werden wird. Hierzu sind die Selbstversorgungsgrade noch gering.


Können Moskaus Gelder die akuten Folgen des Embargos abmildern?


Prof. Hockmann: Es gibt Berechnungen, wonach derzeit 50 % der Erlöse der Fleischproduzenten auf staatliche Förderungen zurückzuführen sind. Auch wenn viel Geld zu Verfügung gestellt wird, kostet der Aufbau von Produktions- und Verarbeitungskapazitäten Zeit. Die Effekte dürften wohl erst richtig sichtbar werden, wenn das Importembargo längst wieder abgeschafft ist. Zurzeit ist es schwierig vorherzusagen, ob die staatlichen Hilfen auch künftig erfolgreich sein werden.


Wie reagieren die Lebens­mittelpreise in Russland auf das Import­embargo für importiertes Fleisch?


Dr. Levkovych: Die russische Fleischproduktion wurde vorher schon stark durch Zölle und Quoten geschützt. Das erhöhte die Verbraucherpreise, die teilweise doppelt so hoch waren wie die Weltmarktpreise. In den letzten zehn Monaten sind die Preise für Geflügel und Schweinefleisch umgerechnet nochmals um etwa ein Viertel gestiegen. Das hat sich nach dem Importembargo noch beschleunigt. Allein von August bis Oktober um 3,9 %.


Der Rubelkurs hat sich während der aktuellen Krise zudem weiter verschlechtert, sodass der Preisanstieg wohl nicht allein auf den Importstopp zurückzuführen ist. Fleisch ist aber der Spitzenreiter bei der Verteuerung. Für alle Lebensmittel insgesamt sollen die Verbraucherpreise seit Januar nur um 8 % gestiegen sein.


Wie schwierig wird es, nach dem Embargo verlorene Marktanteile für deutsche Lieferanten wiederzugewinnen?


Dr. Levkovych: Nach dem Ende des Importstopps müssen die Lizenzen wahrscheinlich neu beantragt werden. Quoten werden seitens Russlands normalerweise nach den Liefermengen aus dem Vorjahr verteilt. So könnte die Quote für deutsches Schweinefleisch entsprechend klein ausfallen – oder die deutschen Exporteure müssten einen hohen „over-quota-Zoll“ zahlen.-br-

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