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Vieles spricht für anziehende Brotweizenpreise

Lesezeit: 7 Minuten

Es ist noch gar nicht lange her, dass sich deutsche Getreideerzeuger von ihren Partnern auf der Abnehmerseite anhören mussten, die Chancen für anziehende Erlöse seien in der Saison 2002/03 denkbar schlecht. Deshalb sei man gut beraten, zügig zu vermarkten und nicht zu spekulieren. Einige Unternehmen, vor allem im Süden, waren von ihren eigenen Argumenten so überzeugt, dass sie in der Ernte selbst für Brotweizen indiskutabel niedrige Erzeugerpreise auf Interventionsniveau in Aussicht stellten. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Handel und Genossenschaften mussten die Preise für backfähiges Getreide in den letzten Wochen spürbar aufbessern, um die Abgabebereitschaft der Landwirte zu erhöhen. Viele Erzeuger taten in der Ernte 2002 das Richtige und lagerten ihren Weizen vorerst ein. Für die meisten von ihnen sind Verkäufe derzeit kein Thema, weil sie noch mit vorrangigen Feldarbeiten beschäftigt sind. Außerdem spricht Folgendes dafür, dass sich das Abwarten lohnt: Die Getreideernte ist bei uns klein ausgefallen (vgl. Kasten auf Seite 100). In Schleswig-Holstein und MecklenburgVorpommern dürften Landwirte an frachtgünstigen Standorten bald 11 E pro dt Brotweizen frei Handelslager durchsetzen können, so ein norddeutscher Marktkenner. Auf die Frage, wie er diesen Optimismus begründet, verweist er auf die Großhandelspreise in den Seehäfen Hamburg und Rostock. In der Tat haben dort die Kurse in den letzten Wochen kräftig angezogen. Franko Hafenlager wurden zuletzt zwischen 12,60 und gut 13 E/dt genannt, mit steigender Tendenz. Etliche Exporteure müssen offenbar in den nächsten Wochen Kontrakte erfüllen und haben nicht die erforderlichen Lagerbestände. Kein Wunder, während im Einkauf gemauert wurde wo es nur ging, hat der EU-Exporthandel in den ersten Wochen des laufenden Wirtschaftsjahres fleißig Ausfuhrlizenzen gezogen. Zuerst hieß es in der Branche zwar, das solle man nicht überbewerten, da vermutlich nur ein Teil dieser Lizenzen wirklich genützt würde. Doch jetzt zeigt sich, dass durchaus reale Exportchancen vorhanden sind. Hausse am Weltmarkt Am Weltmarkt haben die Weizenkurse sogar schon zu einem regelrechten Höhenflug angesetzt. Auslöser dafür waren die deutlich nach unten korrigierten Ernteprognosen fast aller wichtigten Exportnationen. Nach dem jüngsten Bericht des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) sind in der Saison 2002/03 vor allem in folgenden Regionen Rückgänge zu erwarten: In den USA sollen knapp 46 Mio. t Weizen geerntet werden. Das wäre ein Minus von 14 % gegenüber dem Vorjahr. Kanada rechnet mit einer Erzeugung von 15,4 Mio. t (minus 25 %). Der kanadische Exporthandel hat bereits verlauten lassen, dass das Ausfuhrvolumen kräftig abnehmen werde. Die australische Weizenernte wird vom USDA auf 15 Mio. t veranschlagt (fast 40% weniger als vor einem Jahr.). Die Getreideagentur Australiens geht sogar nur von knapp 13,5 Mio. t aus, da die Flächenerträge wegen der Dürre extrem niedrig ausfallen. In Argentinien dürften etwa 14 Mio. t geerntet werden (minus 10 %). Obwohl in der EU und in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion die Weizenmengen des Vorjahres teils spürbar übertroffen werden, so das USDA, sei bis Mitte des Jahres 2003 bei stetiger Nachfrage weltweit mit einem Rückgang der Vorräte auf ca. 135,5 Mio. t zu rechnen (minus 26 Mio. t bzw. minus 16 % gegenüber dem Vorjahr). Diese Zahlen sind noch niedriger als die des Internationalen Getreiderates (IGC). Der hatte den Endbestand jüngst noch auf 142 Mio. t veranschlagt. Unterm Strich kommen das USDA und der IGC zum gleichen Fazit: Die Weizenversorgung steht zwar trotz schwindender Vorräte außer Frage, aber wegen des deutlich begrenzten Angebotes dürften die Weltmarktpreise auch weiterhin eher fest tendieren. Und Regionen mit einem Angebotsüberschuss, z. B. die EU, haben gute Chancen, ihre Ausfuhren zu steigern. Sollte es so kommen, dürften die Notierungen für exportfähigen Weizen auch bei uns weiter anziehen. Landwirte in Seehafennähe oder an anderen absatzstarken Standorten sollten denn auch den Brotweizenverkauf nicht überstürzen, wenn Handel und Genossenschaften je nach Transportkosten weniger bieten als 10,25 bis 11 E/dt (ohne MwSt.). Selbst in Überschussregionen sollten Sie sich nicht unter 9,75 bis 10 E/dt für backfähige Qualitäten abspeisen lassen. Druck aus Osteuropa nicht überbewerten Lassen Sie sich nicht durch das Gerede über billigen Importweizen verunsichern! Die Konkurrenz durch Brotweizen aus Osteuropa, vor allem aus der Schwarzmeregion, könnte spürbar geringer ausfallen als in den vergangenen zwölf Monaten. Russland und die Ukraine melden zwar erneut Rekorderntemengen, gleichzeitig tauchen jedoch Zweifel an der Qualität auf. Russische Experten haben bereits erklärt, der Mengenzuwachs entfalle ausschließlich auf Futterweizen, der Brotweizenanteil sei hingegen erheblich geringer als im letzten Jahr. Ob das auch für die Ukraine gilt bleibt abzuwarten. Eines ist klar: Wenn die EU besser in Drittländern zum Zuge kommt, wird es auch Einfluss auf die Weizenkurse der hiesigen Mühlen und Verarbeiter haben. Derzeit bieten sie je nach Region offiziell zwischen 11,50 und 12,70 E/dt franko Lager (ohne MwSt.) für Partien mit mindestens 220 sec. Fz. Unter der Hand werden diese Preise aber ohne Abzüge auch schon für Partien um bzw. knapp unter 200 sec. Fz gezahlt, berichten Händler. Sie halten die aktuellen Kurse ohnehin für zu niedrig und wollen deshalb mit dem Weizenverkauf noch warten. Schließlich scheinen die hiesigen Mühlen noch recht knapp versorgt zu sein. Der Hinweis, das kleine Brotweizenangebot bei uns werde durch die großen Ernten in Frankreich und Großbritannien ausgeglichen, zieht nur bedingt. Denn warum sollten sich diese Länder auf den deutschen Markt konzentrieren, wenn doch am Weltmarkt lukrativere Erlöse winken? In der Tat haben die französischen Exporte nach Nordafrika und in andere Drittländer bereits kräftig an Schwung gewonnen. Französischer Weizen wird deshalb sehr fest bewertet. Das Gleiche gilt für Großbritannien. Dort ziehen aber die Notierungen für ImportQualitätsgetreide noch deutlicher an als die für heimische Standardpartien. Britische Käufer sollen sich z. B. intensiv um deutschen A- und E-Weizen bemühen. Für Aufmischware mit 13% Protein und 250 sec. Fz wurden zuletzt cif englischer Hafen umgerechnet ca. 15,20 E/dt gezahlt und fast 16,70 E/dt für 14er Importweizen. Die zunehmende Nachfrage internationaler Abnehmer auch die Türkei hat Einfuhrbedarf an A- und E-Weizen angekündigt hat den Notierungen bei uns schon Auftrieb gegeben. Auch hiesige Mühlen haben ihre Preisgebote nach oben korrigiert. Jetzt kommt es darauf an, dass dies bei den Landwirten ankommt. Noch bewegen sich die Erzeugererlöse knapp unter dem Vorjahresniveau. Handel und Genossenschaften bieten für Aund E-Ware je nach Region Preisaufschläge von 1 bis 1,50 E/dt bzw. 2 bis 2,50 E pro dt auf den Brotweizenkurs. Optimisten rechnen aber damit, dass die Zuschläge in den kommenden Monaten lukrativer werden. Dies ist zwar noch nicht ganz sicher. Trotzdem sollten Landwirte, die gute Weizenqualitäten geerntet haben, Ruhe bewahren. Dabei gilt es aber, den Markt genau im Auge zu behalten. Roggen und Gerste: Die Qualität entscheidet Bei Roggen und Gerste klafft die Preisschere zwischen normalen oder guten Qualitäten einerseits und abfallender Ware andererseits immer weiter auseinander. Das Angebot an Brotroggen mit mindestens 120 sec. Fz ist wegen der Witterungsprobleme während der Ernte ausgesprochen klein. Vereinzelt hört man sogar, es reiche nur knapp aus, um den Bedarf zu decken. Während etliche Roggenmühlen nur zögernd Aufschläge bewilligen es sei denn, es handelt sich um Spitzenpartien mit 200 sec. Fz und mehr , sind bei BLE-Lagerhaltern schon jetzt Aufgelder zu realisieren. Das Gleiche gilt für passende Futtergerste. In einem Monat beginnt die Intervention. Und Lagergeld gibt es aus Brüssel nur für vorhandene Ware. Die Vermarktung von schwachem Roggen und nicht interventionsfähiger Gerste gestaltet sich dagegen nach wie vor schwierig. Denn es bleibt nur der Verkauf an Mischfutterfirmen. Und diese können zudem auf ein großes Angebot an qualitätsschwachem Brotweizen zurückgreifen. Das könnte den Preisspielraum nach oben für das gesamte Futtergetreide auch in den nächsten Wochen einschränken. Der einzige Lichtblick: Die Erntenotierungen für Mais bewegen sich oberhalb des Vorjahresniveaus, da vom Weltmarkt positive Signale kommen. Jörg Mennerich

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