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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Vorschau Getreide: Was bringt 2015/16?

Lesezeit: 6 Minuten

Trennen Sie sich von Ihren restlichen Getreidevorräten, und verhandeln Sie über ­Vorkontrakte ex Ernte 2015. Noch gibt es attraktive Preise. Ob das so bleibt, hängt vom Export und von der Produktion in der nächsten Saison ab.


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Jedes Jahr das gleiche Spiel: Sobald in der Natur die ersten Frühlingsboten sichtbar werden, brauchen Getreideerzeuger gute Nerven. Nicht etwa wegen eventueller Witterungsprobleme, sondern weil Handel und Verarbeiter die Preise für Getreide schlechtreden. 2015 ist da keine Ausnahme.


Die hiesigen Mühlen und Futtermischer seien schon bis zur neuen Ernte versorgt, heißt es. Der Drittlandexport komme wegen des stärkeren Euro ins Stocken (Dabei hat dieser gegenüber dem Dollar seit Mitte März gerade mal 2,5 bis 3 % gutgemacht, Anmerkung der Redaktion). Und für die Saison 2015/16 sollten sich Landwirte, so die „üblichen Verdächtigen“, auch keine großen Hoffnungen machen, zumindest nicht in preislicher Hinsicht. Ja geht’s noch?


Riesige Vorräte?

Die meisten Händler begründen ihre pessimistischen Preismeinungen mit riesigen Getreidevorräten bei uns und in anderen Regionen der Welt. Der Internationale Getreiderat (IGC), der die Entwicklungen am internationalen Getreidemarkt analysiert, rechnet zum Ende der aktuellen Saison (Ende Juni 2015) mit weltweiten Beständen von 429 Mio. t Getreide (außer Reis). Das wären 28 Mio. t oder 7 % mehr als Mitte 2014. Aber angenommen, die nächste Ernte würde ein Fiasko, wäre die Versorgung der Weltbevölkerungen nur für etwa 79 Tage gesichert (knapp 22 % des Jahresbedarfs).


Außerdem bezweifeln Analysten, dass alle Lagerbestände für den freien Markt greifbar sind. China, wo große Mengen liegen, und auch andere wichtige Lagerhalter sind schließlich in erster Linie daran interessiert, die eigene Bevölkerung zu versorgen. „Satte Menschen rebellieren nicht so schnell“, bestätigt ein Kenner der politischen Szene.


Die IGC-Experten beziffern die Vorräte für Mitte 2015 im Einzelnen auf:


  • 198 Mio. t Weizen. Das wären 6 % oder 11 Mio. t mehr als im letzten Jahr. Die weltweite Versorgung wäre für 28 % eine Jahres bzw. 102 Tage gesichert.
  • 191 Mio. t Mais (ein Zuwachs um 10 % oder 17 Mio. t). Das Verhältnis zwischen den Vorräten und dem Jahresverbrauch (Stock-to-use-ratio genannt) liegt aber beim Mais unter der Grenze von 20 % (das wären 73 Tage), ab der die FAO und andere Organisationen die Versorgung als knapp ansehen.
  • 26 Mio. t Gerste, was etwa den Mengen von Mitte 2014 entspricht und den Jahresverbrauch zu gut 18 % deckt (67 Tage). Hinzu kommen noch eher überschaubare Vorräte an anderem Getreide, z. B. Roggen. Diese spielen aber für Analysten in puncto Versorgungssicherheit und fundamentale Markttrends keine sehr große Rolle.


„Unterm Strich kann man die Bilanz für 2014/15 als auskömmlich bezeichnen. Und dass es derzeit keine Teller-oder-Tank-Diskussion mehr gibt, ist ja auch im Interesse der Landwirtschaft“, sagt ein süddeutscher Agrarmarkt-Kenner. Von einem überversorgten Markt könne aber keine Rede sein. Das bestätige der rege Drittlandexport der EU, womit vor der Saison selbst Optimisten nicht gerechnet hatten.


Der Export „brummt“.

Im letzten Sommer hieß es, Russland, Kasachstan und die Ukraine würden den internationalen Getreidemarkt 2014/15 regelrecht fluten. EU-Anbieter würden deshalb in ihren traditionellen Absatzregionen, z. B. in Nordafrika, keinen Stich machen bzw. dafür zumindest erhebliche Preisabschläge hinnehmen müssen. An Exportmengen wie in der Erfolgs­saison 2013/14 sei nicht zu denken. Das waren die düsteren Prognosen.


Mittlerweile neigt sich 2014/15 dem Ende entgegen, und statt über Absatzprobleme klagt der Getreide-Exporthandel über Schwierigkeiten, die verkauften Partien zeitnah per Schiff, Bahn oder anderem Transportmittel in die Länder zu bringen, an die sie verkauft wurden. Die EU-Weizenausfuhren bewegen sich fast auf Rekordniveau (vgl. Übers. 1, Seite 124), und auch unsere Gerste ist gefragt – zum Leidwesen hiesiger Futtermischer.


Welche Preise fordern?

Falls Sie noch exportfähigen Weizen oder passende Gerste haben und sich auf Verkaufsverhandlungen einstimmen, dann sollten Sie sich nicht nur an Notierungen frei Erfassungshandel orientieren. An Wasserplätzen oder anderen frachtgünstigen Standorten sind eher die Großhandelspreise maßgeblich:


  • Im Norden und Nordosten kostete B-Weizen zuletzt netto, franko Mühle oder Exporthandel zwischen 190 und 195 €/t, A-Weizen bewegte sich zwischen 197 und 205 €/t, und bei gutem E-Weizen reichte die Spanne sogar bis knapp an die Marke von 240 €/t.
  • Ab-Hof bot der Handel im Osten und Südosten für Brotweizen 170 bis 177 €/t. A- und E-Partien kosteten ca. 10 bzw. 30 bis 40 €/t mehr als Standardweizen, Futterware hingegen 5 bis 10 €/t weniger. Für Futtergerste wurden ab Hof knapp 150 €/t genannt.
  • Im Westen bewegten sich die Mahlweizen-Notierungen auf bzw. knapp unter dem o. g. Franko-Niveau. Futterweizen, der zumindest im Nordwesten die Schlagzahl vorgibt, lag frei Mischfutterwerk bei 185 bis 190 €/t (o. MwSt., prompte Lieferung). Für Gerste wurden hier auf der Großhandelsebene meistens 175 €/t frei Mischer aufgerufen. Im Rheinland lagen die Kurse darunter.
  • Auch süddeutsche Händler können von Preisen wie im Norden und Nordwesten nur träumen. B-Weizen notierte franko im Süden zuletzt bei 175 bis knapp über 180 €/t, A-Weizen bei 190 bis 200 €/t und E-Weizen bei 202 bis 207 €/t. Die Großhandelskurse für Futtergerste dümpelten bei 148 bis 155 €/t vor sich hin. Für Braugerste notiert der Handel verbreitet 50 bis 55 €/t mehr als für normalen Gerste.


Die Mühlen und Futtermischer müssen noch Anschlusskäufe tätigen, die Nachfrage dürfte also noch weitere Impulse bekommen. Je näher aber die nächste Ernte rückt, desto schwieriger sind Aufschläge durchzusetzen.


Schließen Sie Vorverträge ab!

Wenn Sie sich sicher sind, dass Sie einen Teil Ihrer Ernte direkt nach dem Drusch verkaufen werden, sollten Sie jetzt mit Ihrem Abnehmer über Vorkontrakte sprechen. Derzeit liegen die Kurse für prompte Ware und die Ex-Ernte-Preise in den meisten Regionen nicht übermäßig weit auseinander. „Aber wenn die Mähdrescher laufen, geht die Schere auf“, ist ein Händler überzeugt.


Landwirte sollten sich aber nicht verunsichern lassen. Bei Abwehrgeboten sollten Sie mit dem Verkauf ruhig noch einige Zeit warten. Die weltweite Getreideernte 2015 soll nämlich etwas kleiner ausfallen als die des Vorjahres (vgl. Übersicht 2). In der EU zeichnen sich laut erster Prognosen sogar ein relativ deutliches Minus ab. Die Anbauflächen wurden in vielen Ländern etwas eingeschränkt, und die meisten Beobachter glauben derzeit nicht, dass die Erträge wieder verbreitet so hoch ausfallen werden wie im letzten Jahr.


Coceral, das ist der Dachverband des europäischen Getreide- und Ölsaatenhandels, sieht die EU-Ernte 2015 bei insgesamt 302,5 Mio. t (ca. 21 Mio. t oder 7 % weniger als 2014), davon rund:


  • 138,6 Mio. t Weichweizen (-7 %) und 7,5 Mio. t Durum (± 0),
  • 66 Mio. t Mais (- 11 %),
  • 58,4 Mio. t Gerste (- 3 %),
  • 8,8 Mio. t Roggen (- 2 %),
  • 7,7 Mio. t Hafer (- 2 %) und
  • 3,9 Mio. t Triticale (- 3 %).


Was diese Zahlen wert sind, wird sich erst zeigen. Bis zur Ernte kann noch viel geschehen. Fakt ist aber: Wenn es keine erneute Rekordernte gibt, muss wieder auf die Vorräte zurückgegriffen werden, um den Weltmarkt zu bedienen. Aus heutiger Sicht drohen auch dann keine Versorgungsengpässe. Die Preise dürften dann aber Spielraum nach oben haben, und zwar erheblich mehr, als es der Handel und die Verarbeiter heute noch wahrhaben wollen.


Unterm Strich lautet unser Rat denn auch: Bei attraktiven Offerten sollten Sie den Sack zumachen. Wenn Ihr Händler mauert, warten Sie einfach noch etwas ab oder sehen sich auch mal nach einem zweiten oder dritten Handelspartner um.Jörg Mennerich

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