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„Wenn die Weser nur mehr Wasser hätte …“

Lesezeit: 5 Minuten

Die VR-Bank in Südniedersachsen eG nutzt neben Lkw und Güterzügen auch Binnenschiffe zum Transport. Davon profitiert nicht nur der Händler, sondern auch die Landwirte der Region.


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Wenn eine Gegend vom Getreidemarkt abgeschieden liegt, dann das „Vierländereck“ südlich und westlich von Göttingen: In der Grenzregion zwischen Nordost-Thüringen, Südniedersachsen, Nordhessen und Ostwestfalen sind die Absatzwege für Getreide und Raps in Richtung Mühlen, Mischer und Verarbeitung mitunter lang, hügelig und kompliziert.


Zwischen Northeim, Kassel und Warburg behauptet sich aber die Agrar­abteilung der VR-Bank in Südniedersachsen eG als Erfasser und Handels­partner (siehe Kasten). Das Konzept der Genossenschaftsbank ist wegen der besonderen Lage vor allem auf den effizienten Transport der erfassten Erntemengen konzentriert: Möglichst viel Ware wird per Güterzug oder neuerdings verstärkt per Schiff auf die Reise zum Abnehmer geschickt.


Dem Händler kommen seine Standorte dabei zugute: Auf niedersächsischer Seite besteht in Obernjesa ein Gleisanschluss. Güterzüge bis 1 300 t werden dort beladen. Das Lager in Beverungen liegt dagegen direkt an der Weser und hat eine eigene Schiffsverladung. Für rund 40 000 € hat die VR-Bank im vergangenen Jahr dort die Kaianlage modernisieren lassen. „3 000 bis 4 000 t Ware schaffen wir jetzt schon jährlich aufs Schiff, wir wollen aber bis zu 20 000 t Getreide und Raps über den Fluss vermarkten“, erklärt Martin Warburg, der den Bereich Getreide und Ölsaaten leitet. Insgesamt erfasst die VR-Bank in Beverungen rund 60 000 t Getreide jährlich.


Große Partien, günstige Fracht.

Die Vorteile der Schiffs- und Bahntransporte benennt Moritz zu Dohna-Schlodien, Bereichsleiter Agrar bei der VR-Bank: „Die Transport- und Probenkosten sind niedriger als beim Lkw und die Partien von bis zu 1 300 t erzielen höhere Mengenaufschläge.“ Warburg ergänzt: „Bei den Abnehmern werden wir mit Schiffs- oder Zugladungen ganz anders wahrgenommen, als wenn wir für z. B. 900 t Raps 40 Lkw-Lieferungen ankündigen müssten.


Weiterer Vorteil für die VR-Bank: Mit drei verschiedenen Transportarten können die Südniedersachsen äußerst flexibel reagieren. „In der laufenden Saison geht viel Getreide in den Export. Raps liefern wir zu den Ölmühlen in Hamm und Neuss“, erklärt Martin Warburg, der den Handel mit Getreide und Ölsaaten verantwortet. Schiffs- transporte ab Beverungen und Züge ab Obernjesa Richtung Hamburger Hafen seien konkurrenzlos günstig. Gegenüber dem Lkw-Transport spart Warburg etwa 3 €/t auf dieser Strecke – ein nennenswerter Betrag im Großhandel.


Wie kostengünstig vor allem der Schiffstransport gegenüber dem Lkw ist, verdeutlicht Warburg an einem weiteren Beispiel: „Wir liefern Raps zu den Ölmühlen nach Hamm und Neuss. Obwohl das Binnenschiff einen großen Umweg über Minden, Münster und Datteln fahren muss, ist es günstiger als der deutlich kürzere Straßentransport.


Wasserstand schränkt ein:

Einen Haken hat der Transport per Schiff allerdings. Die Weser, deren Zuflüsse aufgestaut werden, führt häufig zu wenig Wasser für Binnenschiffe, die beladen mindestens 2 m Tiefgang haben. „Wenn wir ein Schiff losschicken wollen, muss der Pegelstand zeitweise erhöht werden, damit das Schiff auf einer Flutwelle stromabwärts fahren kann“, erklärt Warburg. Derzeit ist die Schiffsverladung nur im Herbst und Winter möglich und immer abhängig vom Wasserstand. „Der Pegel nimmt uns die Flexibilität, die das Binnenschiff eigentlich bietet“, meint auch zu Dohna.


Trotzdem will er nicht auf die Schiffe verzichten, sondern die Verladung noch weiter ausbauen: „Wir prüfen den Einsatz von Kies-Schuten, die weniger Tiefgang haben und unabhängiger vom Wasserstand sind. Dann könnten wir die Verschiffung übers Jahr gesehen länger und auch regelmäßiger anbieten.“


Mehr Ware auf dem Wasser zu transportieren, würde auch den Lkw-Verkehr in der Region weiter reduzieren. Denn jedes zusätzliche Binnenschiff bringe für die Weserregion eine deutliche Entlastung, betont Warburg: „Mit jedem Schiff sparen wir 40 Lkw, die nicht durch die engen Orte oder über die maroden Weserbrücken müssen.“


Daher wirbt zu Dohna auch in der Region Oberweser für die Schiffe. Denn am Weserwasser sind noch andere Gruppen interessiert: Die Edertalsperre ist bei Touristen und Seglern beliebt und auf einen ausreichenden Wasserstand angewiesen. Nicht zuletzt spielt auch der Hochwasserschutz eine Rolle. „Um alle Interessen unter einen Hut zu bekommen, gibt es sogar eine Interessengemeinschaft Oberweser, in der wir Mitglied sind.“ So ist zu Dohna zuversichtlich, den Schiffstransport in Beverungen weiter ausbauen zu können.


Und die Landwirte?

Was haben die Landwirte vom Engagement der VR-Bank? In Euro und Cent können und wollen Warburg und zu Dohna einen möglichen Vorteil nicht messen. Drei Punkte betonen die Agrarhändler aber, was auch von top agrar befragte Landwirte aus der Region bestätigen:


  • Das Lager Beverungen ist bei Landwirten für die reibungslose Erfassung ohne Treckerstaus an der Waage oder Gosse auch in der Erntezeit bekannt. Das gelte auch für Obernjesa.
  • Die gezahlten Auszahlungspreise lassen sich gerade wegen der ausgeklügelten Vermarktungswege per Schiff und Zug erzielen. Eine „goldene Nase“ verdiene man sich dadurch nicht.
  • Durch die erzielten Prämien beim Verkauf großer Partien per Schiff oder Zug sei man aber immerhin in der Lage und bereit, bei Preisverhandlungen mit Erzeugern eher mal aufzurunden.


Christian Brüggemann

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