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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Wettermarkt bei Körnermais

Lesezeit: 6 Minuten

Die Terminkurse für Mais sind eingebrochen. Dabei steht die überraschend hoch veranschlagte US-Ernte bislang nur auf dem Papier. Und selbst wenn es so käme, müsste trotzdem auf Lagerbestände zurückgegriffen werden, um den Bedarf zu decken.


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Aus der Traum? Bis vor wenigen Wochen schien es, als könnte sich Mais dem üblichen Preisdruck im Vorfeld der Ernte entziehen und indirekt auch anderes Futtergetreide stützen. An der Pariser Matif bewegten sich die Terminkurse für neuerntige Ware auf bzw. zeitweilig sogar knapp über dem Weizenniveau. Dann schockte das US?Agrar­ministerium (USDA) im Juli die Fach­welt mit einer überraschenden Angebotsprognose für die Saison 2009/10 – einer kräftig nach oben korrigierten: Die US-Maiserzeugung soll demnach ca. 9 Mio. t größer ausfallen als bislang angenommen.


In den USA gingen die Notierungen daraufhin zeitweilig in einen regelrechten Sturzflug über. Anfang Juni wurde der vordere Mais-Termin an der Chicagoer Cbot noch für umgerechnet etwa 125 €/t gehandelt, zuletzt hingegen nur noch für knapp 86 €/t (ein Rückgang von über 30 %). Diesem Sog konnte sich leider auch der Matif-Mais nicht ganz entziehen. Die Notierungen für den November-Kontrakt bewegten sich bei Redaktionsschluss um 129 €/t. Gegenüber den Spitzenkursen der ersten Juniwochen hat dieser Termin-Mais somit gut 20 % an Wert verloren (vgl. Übersicht 1).


Über der Gerste, aber unterm Weizen


Die Börsianer stufen Mais damit jetzt im Schnitt wieder 7 €/t unterhalb des an der Matif gehandelten Weizens ein – dabei erzielt alterntige Ware bei uns auf der Erzeugerstufe nach wie vor zwischen 17 und 30 €/t mehr als Weizen. Genau auf diese Steilvorlage von der Börse scheinen einige Abnehmer nur gewartet zu haben, um ihre bäuerlichen Geschäftspartner schon weit vor der Maisernte 2009 auf schlechte Preise einzustimmen.


Je nach Standort waren zuletzt im Norden und Nordwesten Deutschlands Vorvertragskurse von 110 bis 130 €/t im Gespräch (netto ex Ernte, frei Handelslager), bei Mischfutterrücknahme auch etwas mehr. Im Süden wurden hingegen meistens nur 100 bis 120 €/t genannt. Und im Osten lagen die Preisvorstellungen der Erfasser teils noch niedriger. Vereinzelt wurde sogar kolportiert, man solle sich vom Mais nicht viel mehr versprechen als von der Gerste. Kein Wunder, dass Maiserzeuger der Ernte jetzt mit gemischten Gefühlen entgegenblicken.


Dies auch, weil Brüssel die Intervention von Mais ab dieser Saison quasi ersatzlos gestrichen hat. Um den Markt zu entlasten, hat die EU jetzt zwar noch die Möglichkeit, Ankäufe im so genannten Ausschreibungsverfahren durchzuführen. Darüber entscheidet die Kommission je nach Marktlage. Es gibt also keine verbindlichen Vorgaben, ab welchem Notierungsniveau diese Maßnahme greift, wie viel Mais dann vom Markt genommen wird und welche Preise gezahlt werden. Das heißt, im Prinzip könnte die Kommission die Kurse unter das bisherige Interventionsniveau durchpendeln lassen.


Soweit wird Brüssel es aber (hoffentlich) nicht kommen lassen. Denn dadurch würde anderes Getreide mit unter Druck gesetzt. Und dann könnte die Gersten- und Weizenintervention regelrecht geflutet werden – hier gibt es in der laufenden Saison nämlich kaum Beschränkungen.


Wird der Markt schlechter geredet als er ist?


Anfang Juli befanden sich noch ca. 555 000 t Mais in den Interventionslägern, fast 80 % davon in Ungarn und der Rest in der Slowakei. Den Großteil dieser Mengen will die EU im weiteren Verlauf innerhalb der Gemeinschaft vermarkten, um eventuelle Futtergetreidelücken einzelner Länder zu stopfen. Ob es dazu kommt, erscheint zwar aus heutiger Sicht eher fraglich. Aber es ist nicht undenkbar. Denn die Maisbilanz der Gemeinschaft dürfte auch 2009/10 defizitär ausfallen. Und die weltweite Versorgung, so heißt es zumindest bei Analysten, sei nicht so groß, wie es dargestellt werde.


Das sieht das USDA laut seiner Prognose vom Juli etwas anders:


Die weltweite Erzeugung soll sich 2009/10 auf fast 790 Mio. t Mais belaufen. Im Juni war das USDA (nur) von 781,5 Mio. t ausgegangen. Die US-Farmer haben aber mehr Mais angebaut als erwartet. Deshalb die schon erwähnte Aufwärtskorrektur der US-Ernte um 3 %.


Der internationale Verbrauch wird auf 794,5 Mio. t beziffert, also auf 19 Mio. t mehr als 2008/09. Ursachen sind starke Zuwächse in China (+ 6 Mio. t gegenüber 2008/09) und in den USA (+ 10 Mio. t), wo der Maisbedarf der Ethanolhersteller trotz schwieriger Rahmenbedingungen stetig wächst. Ein Drittel der US-Ernte könnte 2009/10 in die Destillen wandern.


Für Mitte 2010 erwartet das USDA Endbestände von gut 139 Mio. t Mais. Das wären 17,5 % des weltweiten Jahresverbrauchs und nach Ansicht der Welternährungsorganisation FAO ein etwas beruhigenderes Polster als die bisher angenommenen Bestandszahlen.


Falls sich diese Vorhersagen bestätigen sollten, dürfte die weltweite Versorgung mit Mais in dieser Saison gesichert sein. Und der Preisspielraum nach oben wäre in der Tat zumindest eingeschränkt. Noch ist das aber Spekulation. Bei ungünstiger Witterung, im Moment durch­läuft der US-Mais z. B. eine kritische Wachs­tumsphase, könnte die amerikanische Ernte niedriger ausfallen als erwartet.


7 % weniger Mais in der EU


Gleiches gilt für andere Länder. Die Ukraine, die aus Sicht der EU marktrelevant ist, hat z. B. ihre Ernte- und Exportprognosen gesenkt. Statt ca. 5,5 Mio. t wie 2008/09 wird für 2009/10 nur mit Maisausfuhren von 3 bis 3,5 Mio. t gerechnet. Diese Lücke wird zwar von anderen Exporteuren geschlossen, außerdem steht im Schwarzmeerraum dafür relativ viel Futterweizen zum Export an. Trotzdem: Je weniger Mais von normalerweise sehr preisaggressiv agierenden Anbietern auf dem Weltmarkt landet, desto besser für das Preisgefüge – aus Sicht der Erzeuger.


Die Maiserzeugung der EU-27 wird vom Dachverband des europäischen Getreide- und Ölsaatenhandels auf 56 Mio. t beziffert. Das wäre zwar im mehrjährigen Vergleich ansehnlich. Aber zur Ernte 2008 bedeutet es ein Minus von mehr als 4 Mio. t, und zum Bedarf würde 2009/10 eine Lücke von rund 3 Mio. t klaffen.


Den moderaten Erntesteigerungen in Frankreich und Italien (siehe Übers. 2) stehen teils drastische Rückgänge bei anderen bedeutenden Maisproduzenten gegenüber. Dazu zählen neben Ungarn, wo viele Anbauer in diesem Jahr beim Mais offenbar die Notbremse gezogen haben, auch Rumänien und Deutschland.


Bei uns wird Körnermais vor allem in Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden Württemberg angebaut. 80 % der deutschen Produktion entfallen auf diese Bundesländer. Die Nachfrage ist aber im Norden oft etwas lebhafter als im Süden. Schließlich decken sich im veredlungsstarken Nordwesten nicht nur hie­sige Mischfutterfirmen mit Mais und anderem Futtergetreide ein, sondern auch etliche Firmen aus dem Benelux-Raum. Das könnte auch in der Saison 2009/10 zu einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Nord-Südgefälle bei den Maispreisen führen.


Etliche Maisanbauer im Süden denken denn auch darüber nach, ob sie nicht künftig eher auf Biogas setzen sollten. Schließlich winken hier attraktive Renditen. Eventuell sollten also süddeutsche Abnehmer ihre Preisgestaltung überdenken, wenn sie auch künftig noch beliefert werden wollen. Noch ist das aber Zukunftsmusik. Jetzt sollte es darum gehen, angemessene Maisnotierungen zu realisieren, und zwar für die Erzeuger und den Handel.Jörg Mennerich

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