Eigentlich bin ich ein eher konservativer Anleger: Für Kaufentscheidungen muss nicht nur der Kurs stimmen, sondern auch das Marktumfeld. Außerdem sollten die Aktionen übersichtlich bleiben.
Daher habe ich kurz nach der überraschend kleineren Rapsflächenschätzung für Deutschland 25 Rapskontrakte bei 394 €/t gekauft – in der Hoffnung, dass die Kurse steigen. Ergebnis: Eine Woche später dümpelt mein Depot im Minus, weil die Rapsnotierungen an der Pariser Matif offenbar wenig beeindruckt von der UFOP-Schätzung waren, sondern sich eher an den Rohölpreisen oder der Finanzkrise orientierten. Erst Ende November notierte der Raps wieder ungefähr da, wo ich eingestiegen war.
Weil die „fundamentale Marktlage“ aber weiterhin eigentlich für höhere Preise gut ist, kaufe ich Ende November nochmals 25 Rapskontrakte, diesmal für 406 €/t. Zwei Wochen später werde ich diese und weitere 50 Rapskontrakte für 405 €/t abstoßen, weil die Kurse immer noch nicht spürbar zugelegt haben. Fazit: Kein Gewinn, aber Gebühren von 70 € je Kontrakt für die Bank.
Von der Idee, mit längerfristigen Käufen besser zu fahren vorerst geheilt, suche ich mein Glück seit Anfang Dezember in kurzfristigen Aktionen. So kaufe ich 25 Kontrakte Zucker in London zu 608,90 $/t. Innerhalb eines Tages steigt der Kurs auf 622,70 $/t und ich verkaufe. Den vollen Kursgewinn kann ich meinem Konto aber nicht gutschreiben, weil sich zwischenzeitlich das Euro-Dollar-Verhältnis verschoben hat.
Zuletzt habe ich Mais in Chicago gekauft – leider drückte kurz darauf die neue USDA-Prognose die Kurse, was auch mein Depot spürbar ins Minus absacken ließ. Bleibt zu hoffen, dass es vielleicht eine Jahresendrallye beim Mais gibt. Nach den ersten Wochen beim Börsenspiel habe ich Folgendes gelernt:
- Börsenhandel geht nicht „nebenbei“, sondern eigentlich muss man ständig die Kurse im Blick behalten.
- Kursentwicklungen sind nur sehr kurz vorhersagbar.
- Sobald Kurse in $-Dollar notieren, das Depot aber Euro enthält, wird es wegen der Wechselkurse unübersichtlich.
- Wenn das eingesetzte Geld echt wäre, wäre ich bei Kauf- und Verkaufsentscheidungen vermutlich noch wesentlich vorsichtiger. Christian Brüggemann