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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Wie reagieren auf steigende Futtermittelpreise?

Lesezeit: 6 Minuten

Die Situation der deutschen Schweinehalter könnte kaum schlechter sein. Während die Notierungen für Ferkel und Schlachtschweine seit Monaten enttäuschen, sind die Futterkosten förmlich explodiert. Aufschläge von bis zu 5 E/dt im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt sind die Regel. Umgerechnet auf den Schlachterlös sind das Mehrkosten von 10 bis 12 Cent je kg SG! Das Problem: Viele Landwirte müssen jetzt neue Lieferverträge für Fertigfutter, Getreide und Soja abschließen. Denn die noch relativ günstigen Kontrakte vom Sommer 2003 sind ausgelaufen. Gibt es Chancen, die Futterkosten im Zaum zu halten? Knappe Ernten, steigende Nachfrage Betrachtet man die Gründe für die Verteuerung, so ist die Verhandlungsposition der Käufer, also der Schweinehalter, denkbar schlecht: ? Beim Getreide haben die enttäuschenden Ernten in praktisch allen Anbaugebieten der Erde und über alle Getreidearten hinweg für einen deutlichen Anstieg der Preise gesorgt. ? Auch Mais ist in der Saison 2003/04 knapp und kostete bereits zur Ernte über 14 E/dt. Viele Schweinehalter mussten sich entscheiden: Den Mais so teuer wie seit Jahren nicht mehr verkaufen, oder die im Sommer leer gebliebenen Getreidesilos mit eigenem Mais füllen? ? Auch die Hersteller von Zusatzstoffen wie Mineralstoffen, Aminosäuren und Vitaminen haben ihre Forderungen kräftig erhöht. Es scheint so, dass die Hersteller auch vom allgemeinen Preisanstieg profitieren wollen. ? Rekordhöhen haben die Kurse für Ölsaaten erreicht. Rapsanbauer konnten sich zeitweilig sogar über Notierungen jenseits der 27 E/dt freuen. Doch Käufer von Sojaschrot müssen Rekordpreise bezahlen. Die Kurse für die wichtigste Proteinquelle im Schweinefutter erreichen seit Monaten immer neue Rekordmarken. Spekulationen heizen den Sojamarkt immer wieder an Im Dezember schien zwar vorerst das Ende der Soja-Hausse erreicht. Doch der erste BSE-Fall in den USA sorgte über Weihnachten für einen weiteren Höhenflug der Kurse in Chicago. Gerüchte, in den USA könnten tierische Proteine im Futter verboten werden, bestätigten sich letztlich nicht. Daran zeigt sich aber, wie spekulativ der Markt momentan ist, erklärt ein Einkäufer eines Mischfutterherstellers. Angebot und Nachfrage werden nicht mehr objektiv bewertet. Stattdessen führen Nachrichten über Exporte nach China und jede noch so unwichtige Prognose zu teilweise drastischen Kurssprüngen. Befürchtungen, die amerikanischen Vorräte könnten bis zum Erntebeginn in Südamerika noch knapp werden, sorgten Mitte Januar für Kurssteigerungen von bis zu 90 Cent/dt an einem Tag. Deswegen bieten die Händler momentan auch nur Ware zu Tagespreisen an, die Mitte Januar bei 24,50 E/dt lagen. Die weitere Entwicklung hängt jetzt von den Ernteprognosen in Südamerika ab. Marktkennern zufolge sollen die Bestände gut entwickelt und die Anbaufläche größer als im Vorjahr sein. Bei einer großen Ernte dürfte sich der überhitzte Markt ab April abkühlen. Der starke Euro könnte bis dahin für eine gewisse Entspannung bei den Notierungen hierzulande sorgen: Wegen des Kursunterschiedes zum US-Dollar lagen sie Mitte Januar für Frühjahrstermine ab Rotterdam und Hamburg nur einen Euro über den USNotierungen. Bei vielen Landwirten, die selbst mischen, sind die Kontrakte für die Bohnen aus Übersee ebenfalls Ende Januar abgelaufen. In früheren Jahren konnten Mäster und Sauenhalter noch auf günstigere Nebenprodukte und Proteinergänzer umsteigen. Doch in der Saison 2003/04 müssen die Produzenten ihre Rohstoffe ebenfalls teuer einkaufen. Die Lebensmittelindustrie gebe die gestiegenen Getreidepreise an alle Kunden weiter, versuchen die Reststoff-Verwerter ihre gestiegenen Forderungen zu rechtfertigen. Bei knappen Getreideernten sei die Nachfrage nach Nebenprodukten generell höher. Welche Möglichkeiten haben Landwirte angesichts der vielen verteuerten Futtermittel noch, die Futterkosten zu senken? Nutzen Sie alle Sparpotenziale! Wer in der Ernte 2003 ausreichend Getreide zu den damals niedrigeren Notierungen eingekauft hat, spart jetzt bares Geld. Das gilt auch für Soja-Jahreskontrakte. Wer dagegen einzelne Komponenten oder Einzelfutter nachkaufen muss, kommt um höhere Futterkosten kaum herum. Denn momentan stagnieren die Notierungen noch auf hohem Niveau. Trotzdem kann es sich lohnen, beim Einkauf einige Tipps zu beachten: ? Schließen Sie jetzt keine langfristigen Lieferkontrakte. Bis März dürfte sich die Lage auf den Märkten zwar nicht spürbar entspannen, aber übersichtlicher werden. ? Bei anstehenden Verhandlungen sollten Sie die aktuellsten Tageskurse und Preise anderer Lieferanten kennen. ? Denken Sie über Alternativen zum Sojaschrot nach. Proteinergänzer rechnen sich momentan. ? Wenn Sie ihre Ernte 2003 zu günstig an den Futtermittel-Lieferanten verkauft haben, kann dies jetzt zumindest psychologisch Ihre Verhandlungsposition stärken. ? Bieten Sie kurze Zahlungsziele an - falls es Ihre Liquidität erlaubt. Über den Preis und Skonto können Sie dann eventuell noch einige Prozente herausholen. ? Über Einkaufsgemeinschaften oder bei Bestellungen ganzer LKW-Ladungen lassen sich häufig Nachlässe aushandeln. Kleine Änderungen, große Wirkung! Nicht nur im Einkauf lässt sich noch Geld sparen. Analysieren Sie Ihre Fütterung genau. Denken Sie an die Rezepturen genauso wie an die Technik, die sich häufig mit kleinen Änderungen optimieren lässt. Auch bei Sauenhaltern kann an diesen kleinen Schrauben gedreht werden. Auf radikale Futterumstellungen reagieren die Sauen und Ferkel allerdings empfindlicher als Mastschweine. Trotzdem bieten sich einige Maßnahmen an: ? Setzen Sie nach Möglichkeit zusätzliche teure Vitamine und Spurenelemente nicht siloweise ein. Wenn Sie diese tierspezifisch als Top Dressing direkt in den Trog geben, können Sie den Verbrauch senken und gezielter füttern. ? Selbstmischer sollten die Sicherheitszuschläge in den Rezepturen heruntersetzen. ? Überprüfen Sie die Genauigkeit ihrer Misch- und Fütterungsanlagen mit Testwiegungen. Kleinstmengen, die häufig aus teuren Mineralstoffen bestehen, werden schnell zu hoch dosiert. Wir halten fest Viele Schweinehalter sind von den unerwartet angestiegenen Futterpreisen nach der Ernte 2003 überrascht worden. Auch die Dauer der Hochpreisphase konnte und kann nicht genau abgeschätzt werden. Daher sind die meisten Betriebe jetzt gezwungen, teures Futter einkaufen. An den hohen Preisen lässt sich wenig ändern. Bei den anstehenden Verhandlungen sollten Sie aber auf keinen Fall auf überzogene Forderungen des Handels eingehen. Gerade jetzt kommt es darauf an, in den Verhandlungen alle Möglichkeiten zu nutzen, um die Preise im Rahmen zu halten. Argumente für Nachlässe gibt es immer. Zusätzlich lässt sich durch gezielte Maßnahmen im Stall noch einiges einsparen. Füttern mit der Gießkanne und große Sicherheitszuschläge sind bei diesem Verhältnis von Futterkosten und Erlösen nicht mehr zu finanzieren. Dafür ist die Lage zu ernst. Christian Brüggeman

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