Die europäische Zuckerbranche steckt in der Krise. Dr. Thomas Kirchberg, Agrar- und Produktionsvorstand der Südzucker AG, sieht einen Ausweg in höherer Wertschöpfung.
Wo steht Südzucker in fünf Jahren?
Kirchberg: Wir sind sicher, dass wir erfolgreich die derzeitigen Herausforderungen meistern werden. Langfristig sehe ich Südzucker mit schlankeren Strukturen und einer vertieften Wertschöpfung.
Zusammen mit den Landwirten werden wir weiter Lösungen erarbeiten, wie der Rübenanbau wettbewerbsfähig bleibt. Und es muss uns gelingen, mehr aus dem Zucker zu machen.
Wie wollen Sie Zucker weiter veredeln?
Kirchberg: Wir arbeiten beispielsweise an einem neuartigen Zucker, der auf einem Trägermaterial aufgebracht ist. Damit hat er zwar die gleiche Süßkraft, aber weniger Kalorien. Ich sehe darüber hinaus auch Potenzial in der chemischen Industrie.
Wir sind sicher, dass Zucker dort in manchen Anwendungen fossile Rohstoffe ersetzen kann. Der Trend zu Produkten aus erneuerbaren Rohstoffen ist unsere Chance.
Wie viele Zuckerhersteller gibt es noch in fünf Jahren?
Kirchberg: Weniger als heute. Das hängt aber auch davon ab, wie es mit den gekoppelten Zahlungen weiter geht. Nach meiner Überzeugung wird es aber weniger Zucker und Zuckerrüben in Europa geben als heute.
Was tun Sie gegen das schlechte Zuckerimage?
Kirchberg: Die Menschen sind sensibilisierter. Wir versuchen deutlich zu machen, dass es neben sensorischen und technologischen Eigenschaften am Ende um die Kalorien insgesamt und um das Essverhalten allgemein, und nicht nur Zucker als einzelnen Inhaltsstoff geht.
Ich erwarte, dass wir wieder eine sachlichere Diskussion kriegen. Trotzdem wird der Zuckerverbrauch in Europa zurückgehen.