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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Ziehen die Getreidepreise bald wieder an?

Lesezeit: 8 Minuten

In diesem Sommer wurde relativ viel Getreide eingelagert. Die Anbauer setzen darauf, später bessere Erlöse zu erzielen. Wie sind die Aussichten dafür und welches Getreide verspricht wirklich attraktive Lagerrenditen?


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Einige Erntepartien habe ich sofort ab Feld an ein Mischfutterwerk verkauft – ich muss schließlich auch an mein laufendes Betriebskonto denken“, sagt ein rheinischer Getreideerzeuger. „Doch den Löwenanteil meiner Ernte 2013 packe ich erstmal ins Lager“, berichtet er. Viele seiner Berufskollegen in anderen Regionen haben ähnlich auf die gesunkenen Kurse für Brot- und Futtergetreide reagiert. Hauptsache, man entgeht der saisonalen Verkaufswelle und hält sich die Chance offen, später (hoffentlich) bessere Erlöse zu erzielen.


Lagern kostet Geld.

Die Preise sollten aber deutlich über denen liegen, die derzeit geboten werden. Neben den fixen Kosten für den Lagerraum müssen auch die variablen Aufwendungen erwirtschaftet werden. Angenommen, Sie haben Ihren Weizen eingelagert, verkaufen ihn im Winter, also in fünf Monaten, und Sie setzen sich das Ziel, wenigstens die Kosten zu decken:


  • Selbst wenn Sie über ein abgeschriebenes Altlager verfügen, müssten Sie dann im günstigsten Fall mindestens 6 bis 7,50 €/t mehr erzielen als jetzt. Es gibt aber auch Berater, die eher von 7,50 bis 9 €/t ausgehen.
  • Haben Sie neue Getreideläger erstellt und sind noch voll in der Abschreibungsphase, sollten Sie, bezogen auf fünf Monate, sogar eher mit Lagerkosten von 8 bis 12,50 €/t rechnen.
  • Wenn Sie bei Ihrem Händler zwischenlagern, kann es sogar noch teurer werden. Je nach Region fordern diese dafür teils stark voneinander abweichende Gebühren. So sind die ersten drei Monate bei einigen Handelshäusern gratis, wenn man später mit ihnen ins Geschäft kommt. Andere fordern hingegen zuerst für die Einlagerung bis Ende Oktober eine fixen Betrag von 7 bis 7,50 €/t und danach 1,50 € pro t und Monat. Wenn man sein Getreide später auslagert, um es anderweitig zu verkaufen, werden weitere 10 €/t fällig. So landet man bis zum Jahresende bei 20 €/t, die über den Preis wieder hereinkommen müssen – der Schwund (0,2 % pro Monat) ist in dieser Kalkulation übrigens noch nicht enthalten.


Fakt ist: Die Getreidelagerung ist kein Selbstläufer, und zwar nicht nur wegen der Gefahr, dass die Preise sich anders entwickeln als man es sich erhofft hat. Sie müssen Ihr Getreide gesund erhalten, vor Schädlingen sowie Verunreinigungen schützen und dies sowie andere Arbeiten auch noch schriftlich dokumentieren. „Reinkippen und vergessen hat schon früher nicht funktioniert“, betont ein Berater, der sich seit Jahren mit dem Thema Getreidelagerung beschäftigt. Heute sei solch ein Ansatz in wirtschaftlicher Hinsicht fast schon sträflich. „Wenn ein Abnehmer dann doch ein sprichwörtliches Haar in der Suppe bzw. im Getreide findet, kann das richtig teuer für Sie werden.“


Und auch Folgendes sollten Sie im Hinterkopf behalten: Es gibt keine Garantie dafür, dass Ihre Lagerrechnung zu jeder Zeit, sowie bei allen Getreidearten und -qualitäten aufgeht. Vor einem Jahr wäre es z. B. besser gewesen, ex Ernte zu verkaufen. Die Spitzen-Mühlenqualitäten, denen man eigentlich noch das meiste Steigerungspotenzial unterstellt hatte, haben in der zweiten Saisonhälfte 2012/13 preislich sogar absolut enttäuscht.


2013/14 startete anders

. „Im Gegensatz zum Sommer 2012 sind die Getreidepreise jetzt in der Ernte voll in den Keller gegangen. Genau deshalb erwarte ich später aber auch wieder Luft nach oben,“ sagt ein norddeutscher Marktbeobachter. Allerdings gibt es nach seiner Ansicht vereinzelt durchaus Anreize, schnell Nägel mit Köpfen zu machen. Letzteres gilt z. B. für braufähige Sommergerste. Abgesehen von wenigen Ausnahmen winken dafür verbreitet endlich mal wieder attraktive Prämien auf die Preise für normale Futtergerste. Je nach Standort liegen die Zuschläge bei 50 bis 70 €/t (siehe Preisübersicht). Teils ist dies der Tatsache geschuldet, dass sich die Notierungen für Futtergerste zeitweilig im freien Fall befunden haben. Hauptgrund für diese unerwartet hohen Braugerstenpreise ist aber die Angst der hiesigen Verarbeiter um ihre Rohstoffversorgung.


Davon kann bei anderem Getreide keine Rede sein. Endgültige Zahlen liegen erst vor, wenn das letzte Feld gedroschen ist. Die meisten Beobachter gehen aber von einer mehr als auskömmlichen Ernte aus – und was bei uns vielleicht fehlt, liefert eben der Weltmarkt, meinen Preispessimisten.


Die aktuellen Ernteprognosen sind für sie regelrechte Steilvorlagen. So hat der Internationale Getreiderat (IGC) seine Zahlen zum Weizen jüngst erneut nach oben korrigiert. Demnach soll die weltweite Erzeugung gegenüber 2012/13 um 33 Mio. t auf insgesamt 687 Mio. t steigen. Diese Menge liegt um 4 Mio. t über der Schätzung vom 1. Juli 2013.


Dass der IGC gleichzeitig seine Verbrauchsprognosen ebenfalls um 4 Mio. t angehoben hat, sich in puncto weltweite Lagervorräte also nichts ändert, entgeht aber offenbar vielen Marktbeteiligten. Gleiches gilt für die Tatsache, dass der IGC mit seiner Minuskorrektur bei der erwarteten Maisernte sogar erstmals seit Monaten kein weiteres bärisches Signal gegeben hat (der Bär steht bei Börsianern für fallende Kurse).


Über 300 Mio. t in der EU.

Solche Infos gehen meistens unter, weil andere Stellen zeitnah eine neue, noch höhere Ernteprognose herausgeben. Auch Brüssel beteiligt sich daran. Inklusive dem Neumitglied Kroatien sollen EU-weit rund 304,5 Mio. t Getreide geerntet werden. Das wären gut 10 % mehr als im Vorjahr. Im Einzelnen rechnet Brüssel z. B. mit:


  • 131,7 Mio. t Weichweizen (+ 6,6 %) und 8,5 Mio. t Durum (+ 1,2 %),
  • 70,9 Mio. t Mais (+ 22 %),
  • 59,4 Mio. t Gerste (+ 11,6 %),
  • 9,6 Mio. t Roggen (+ 11,6 %).


Auch bei Triticale, Hafer und sonstigem Getreide zeichnen sich nach Ansicht von Experten Zuwächse ab.


„Solche Hochrechnungen erklären aber nur, warum die Kassapreise in der Ernte abgestürzt sind“, gibt ein norddeutscher Marktkenner zu bedenken. Die Zahlen seien aber keineswegs ein Argument dafür, dass die Preise dauerhaft am Boden bleiben. Jetzt gelte es, Ruhe zu bewahren, den Markt zu beobachten, um dann im richtigen Moment Verkaufsentscheidungen zu treffen.


Bei Weizen geht noch was.

Keine Frage: Die meisten Mühlen und Futter­mischer haben ihren vorderen Bedarf ex Ernte bereits gedeckt – wenn auch die Transportprobleme auf den Binnenwasserstraßen die Abwicklung zuletzt sehr erschwerten. Außerdem wird noch Kontrakt-Getreide verarbeitet, das die Firmen im letzten Winter vorgekauft haben. „Die hohen Preise dafür will man jetzt offenbar durch überzogenen Preisdruck für prompte Ware wettmachen“, unkt ein Branchenkenner.


Darauf sollten sich Landwirte aber nicht einlassen, denn der Handel tut es auch nicht. Die Großhandelspreise sind längst nicht so nach unten gegangen wie die Kurse auf der Erzeugerstufe:


  • Im Norden und Nordosten werden franko Verarbeiter für B-Weizen durchaus noch 187 bis 190 €/t gezahlt. Futterweizen rangiert 5 bis 10 €/t darunter.
  • Im Westen und Südwesten notiert einfacher Mühlenweizen (franko, ex Ernte) bei 182 bis 185 €/t bzw. bei 190 bis 195 €/t für etwas spätere Liefertermine. Futterweizen wird ähnlich bewertet und erzielt in den Veredlungshochburgen sogar höhere Preise als B-Ware.
  • Süddeutsche Mühlen sollen zuletzt franko zwischen 175 und 185 €/t für vorderen Brotweizen gezahlt haben. Es gibt also mal wieder ein Nord-/Südgefälle. Beim Futterweizen reicht die Spanne hier je nach Region von 163 bis 175 €/t.


Gerade an frachtgünstigen Standorten sowie in normalerweise absatzstarken Gebieten sollten sich Landwirte an diesen Preisvorgaben orientieren. Gleiches gilt fürs Streckengeschäft. Alternativ könnten Sie Ihren Preis auch von der Pariser Matif ableiten, wobei Sie sich zumindest an guten Handelsplätzen nicht mit einer negativen Basis, also Matif minus x, abspeisen lassen sollten.


Die meisten Beobachter gehen übrigens davon aus, dass die Preise für B- und Futterweizen auch in diesem Jahr wieder nahe beieinander liegen werden. Es dürfte sich also lohnen, den Futterweizen wegzulegen, wenn der Handel jetzt mit hohen Preisabzügen agiert.


Diese sollten Sie aber auch beim Brotweizen nicht hinnehmen. Etliche Mühlen haben ihre Vorgaben hinsichtlich des Proteingehaltes moderat gesenkt. Auch bei den Fallzahlen, die aber in diesem Jahr keine Klippe sein sollten, wird Entgegenkommen signalisiert. Es kann also nicht angehen, dass Ihnen Ihr Erfasser vor Ort die Daumenschrauben bei Protein und Fallzahl anzieht!


Falls Sie Spitzen-Weizen geerntet haben, sollten Sie diesen übrigens keinesfalls nach dem Motto „vor Januar fasse ich den nicht mehr an“ einlagern. In den letzten Jahren war es oft besser, gute Partien relativ zeitnah abzusetzen. Das könnte wieder so sein. Einige Mühlen haben bereits Bedarf an Aufmischpartien signalisiert. Beobachter glauben zudem, dass die Briten bei uns auch 2013/14 wieder guten Weizen zukaufen werden. Fragen Sie also Ihren Abnehmer ruhig jetzt schon mal, was er für A- und E-Partien zahlen will.


Gerste und Co. nicht abhaken!

Auch die weiteren Perspektiven bei Gerste Roggen und Co. sind nicht so trübe wie es jetzt auf den ersten Blick erscheint.


Beim Roggen haben die Dumpingpreise dazu geführt, dass etliche Partien offenbar in Richtung Biogasanlagen umgeleitet worden sind. Erhebliche Mengen werden überdies ins Mischfutter gehen. Bezogen auf den Futterwert, ist Roggen konkurrenzlos günstig. Die Folge: Selbst Skeptiker sehen mittlerweile den Boden bei den Preisen erreicht, und stellenweise gab es sogar schon leichte Korrekturen nach oben.


Die Notierungen für Gerste treten auf der Stelle. Der saisonale Druck nimmt jedoch ab, und die Nachfrage dürfte im weiteren Verlauf besser in Gang kommen. Die Mischer haben nur ihren vorderen Bedarf gedeckt. Außerdem scharren die Exporteure mit den Hufen, da sie in Nordafrika Absatzchancen wittern, sobald die Schwarzmeerstaaten dort ihr erstes Exportpulver verschossen haben. Jörg Mennerich

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