Entgegen ersten Schätzungen bricht die Sommergerstenfläche in Deutschland zur Ernte 2021 gegenüber dem Vorjahr um 16 % auf gut 300.000 ha unerwartet stark ein.
Für die extreme Reduzierung der Anbaufläche werden mehrere Gründe genannt:
- Der starke Anstieg der Futtergerstenpreise und die damit schrumpfende Braugerstenprämie, aber auch die lukrativen Angebote anderer Marktfrüchte, wie beispielsweise Dinkel, haben zu der Abkehr von Sommergerste geführt, so die Braugerstengemeinschaft in ihrem zweiten Saatenstandsbericht
- Auch wurde der Einbruch des nationalen und internationalen Biermarktes mit der möglichen Unsicherheit bei der Vermarktung von Braugerste begründet. Dem kann jedoch aus Sicht der deutschen Malz- und Brauwirtschaft widersprochen werden, da Deutschland seit Jahren ein Nettoimporteur von Braugerste ist und qualitativ hochwertige, regionale Sommergerste schon aus logistischen Gründen Käufer hat.
- Der zunehmende Anbau von Sommergerstensorten in der Herbstaussaat verzerrt zudem die Statistik der Sommergerstenfläche. Im Herbst gesäte Sommergerste zählt statistisch gesehen als Wintergerste. Sie wird nach dem Drusch jedoch als Braugerste vermarktet. Nach Aussagen der Landesförderverbände für Braugerste sinkt die Futtergerstenfläche jedoch deutlich stärker als die Anbaufläche mit dem Vermarktungsziel Braugerste.
Sommergerste gut entwickelt
Das insgesamt sehr kühle und niederschlagsreiche Frühjahr hat den Getreidefeldbeständen in Deutschland gutgetan. Durch die kühlen Temperaturen während der Jugendentwicklung blieben die Pflanzen sehr gesund, sodass in der Regel eine Pflanzenschutzmaßnahme ausreichend war. Zwar liegt die bisherige Entwicklung der Sommergerstenbestände etwas hinter dem langjährigen Durchschnitt. Die Bestände stehen aber gut und lassen eine qualitativ hochwertige und quantitativ überdurchschnittliche Ernte erwarten.
Die Wasserversorgung war vom Auflaufen bis zum Ährenschieben ausreichend und gut. Für die Kornfüllungsphase ist jedoch nochmals Niederschlag notwendig. Die Pflanzen sind wasserverwöhnt und haben deshalb flach gewurzelt. Außerdem trockneten die Böden während der heißen Tage Mitte Juni sehr stark aus. Regional sorgte Gewitterregen für die notwendigen Niederschläge. Schäden durch Hagel oder Starkregen sind bisher nicht bekannt. AMI