Trotz Schönwetterperiode in der vergangenen Woche rechnen Ernteberichterstatter weiterhin mit einer nur unterdurchschnittlichen Getreideernte in Deutschland. In mehreren Bundesländern dürfte sogar das schwache Vorjahresergebnis unterschritten werden. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg vergangene Woche mitteilte, ist im Südwesten gegenwärtig nur von einem Druschergebnis von 2,74 Mio. t Getreide ohne Körnermais auszugehen. Damit würde die Ernte etwa 120.000 t oder rund 4 % kleiner als im Vorjahr ausfallen. Das langjährige Durchschnittsniveau (2006 bis 2011) liegt bei 3,04 Mio. t. Niedersachsen und Thüringen erwarten ebenfalls Ernten unterhalb des. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg geht dagegen von einem leichten Plus gegenüber dem Vorjahr aus. Der Deutsche Bauernverband (DBV) erwartete Anfang Juli deutschlandweit zwischen 41 Mio. t und 42 Mio. t prognostiziert, was etwa dem Vorjahresniveau entsprechen, den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre aber unterschreiten würde Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) schätzte die Getreideernte in Deutschland vorvergangene Woche auf insgesamt 41,8 Mio. t.
Gute Qualitäten möglich
Wie der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV) mitteilte, hat der wochenlange Regen im Getreidebau zu keinen nennenswerten Schäden geführt, sondern die Ernte lediglich verzögert. Bei gutem Erntewetter könne nun das Getreide mit akzeptablen und teilweise guten Ergebnissen eingefahren werden. Landwirtschaftliche Unternehmen, die ihre Flächen nicht umgebrochen hätten und dennoch Frostschäden aufwiesen, hätten mit einem höheren Unkrautdruck und Zwiewuchs zu kämpfen, berichtete der Verband. Die Folge seien inhomogenere Erntepartien und Qualitätseinbußen. Daher gebe es bezüglich der Erntemengen von Betrieb zu Betrieb eine „große Spreizung von dramatischen Mindererträgen bis hin zu Spitzenerträgen“.Eine Qualitätsprognose sei wegen der schwer einzuschätzenden Witterungsverhältnisse kaum möglich. Bei sonnigem und trockenem Wetter ab der 32. Woche könne aber mit guten Qualitäten und hohen Fallzahlen bei Winterweizen gerechnet werden.
Mais braucht einen „Goldenen Oktober“
In Rheinland-Pfalz ebenfalls von der Kälte stark betroffen ist laut Einschätzung des BWV der Raps. Bei umfangreichen Auswinterungsschäden sei ein durchschnittlicher Ertrag von 33 dt/ha bis 35 dt/ha zu erwarten. Als spannend wertete der Verband die Entwicklung beim Mais. Für diesen sei die Witterung der letzten Wochen zu kühl und zu nass gewesen. Durch die dauerhaft bedeckte Wetterlage habe der Mais nicht genügend Energie aufnehmen können, um die Nachteile auf schwereren beziehungsweise verdichteten Böden auszugleichen. Regional stehe der Mais daher in sehr unterschiedlichen Wachstumsstadien. Ein „Goldener Oktober“ könnte die Wachstumsunterschiede allerdings noch kompensieren.
Raps überzeugt nicht
In weiten Teilen Bayerns werden laut Angaben des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) Wintergerste und Winterraps bereits geerntet. Deutlich werde dabei ein offensichtliches Süd-Nord-Gefälle bei den Erträgen. Während in Franken die Kahlfröste im Winter und die Trockenheit im Frühjahr deutliche Spuren hinterlassen hätten, seien die Landwirte im Süden mit den Erträgen bei Wintergerste sehr zufrieden. Winterraps könne dagegen auch dort nicht überzeugen. (AgE)