Fortsetzung von "Auch Dinkel, Hafer & Co. eignen sich gut für den Hofladen"
Aus Weizen (und früher Roggen) wird auf dem Ackerbau- und Bullenmastbetrieb von Familie Gerbermann in Alverskirchen bei Münster (NRW) schon seit fünf Generationen Alkohol erzeugt. Seit einigen Jahren setzt André Gerbermann (44) verstärkt auf edle Brände, Liköre und weitere Spezialitäten.
„Als 2017 das Brennereimonopol endete, mussten wir uns entscheiden: aussteigen oder ausbauen“, erklärt er. Die Landwirtsfamilie entschloss sich für Letzteres: Nach einer Umbau- und Erweiterungsphase stellt Gerbermann rund 30 verschiedene Spirituosen-Spezialitäten, Brände und Liköre her und vermarktet diese im regionalen Lebensmittelhandel und der Gastronomie sowie im eigenen Hofladen und per Online-Shop.
Vom Feld in die Flasche
Dinkel und Emmer aus eigenem Anbau setzt André Gerbermann als Rohstoff in seiner Brennerei ein. Auf bis zu zwei Hektar baut Gerbermann Emmer und Dinkel an, immer möglichst nah am Hof. Denn Gerbermann zeigt gern, wie die Alkoholerzeugung funktioniert. Besuchergruppen führt er erst aufs Feld und dann in die Brennerei. „Wir stellen ein traditionelles westfälisches Produkt aus einer alten Getreidesorte her. Das können und wollen wir offen und authentisch zeigen“, erklärt er seine Philosophie.
Wir zeigen, wo was herkommt und bieten etwas Besonderes an.
Der Anbau der alten Sorten unterscheidet sich unwesentlich vom Weizen. „Bei der Aussaat des nicht entspelzten Saatguts kann es manchmal zu Verstopfungen in der Sämaschine kommen“, weiß der Landwirt. Im konventionellen Anbau sind Dinkel und Emmer robust, brauchen relativ wenig Dünger. Eine Abschlussbehandlung führt Gerbermann durch, damit das Erntegut möglichst pilzfrei in die Maische kommt.
Gute Ergänzung
„Geschmacklich unterscheiden sich die Brände aus den alten Getreidesorten deutlich vom westfälischen Weizenkorn“, erklärt Gerbermann. Damit ergänzen sie das Sortiment der Brennerei optimal: Während der Emmerkorn eher fruchtig schmeckt, bringt Dinkel nussige Noten: „So können wir gut zeigen, welchen Einfluss das Getreide auf den Geschmack des Endproduktes hat.“
Eher an einen schottischen Whisky erinnert der Dinkelbrand übrigens, wenn Gerbermann ihn für rund 30 Monate im Holzfass reifen lässt. Dann kommen holzige Noten und der Geschmack des zuvor im Fass gelagerten Alkohols (z. B. Sherry oder Bourbon Whiskey) hinzu.