Am gestrigen Donnerstag sind die Terminkurs für Weizen und Mais an den internationalen Terminbörsen regelrecht abgeschmiert. Vorderer Weizen verlor an der Pariser Matif binnen kürzester Zeit 15 €/t und lag am Börsenschluss bei 185 €/t. An der amerikanischen Cbot sank der Fronttermin beim Weizen um annähernd 10 % auf umgerechnet unter 149 €/t.
Ausgelöst wurde dieser Einbruch – zumindest meinen das die meisten Börsenbeobachter – übrigens nicht etwa durch kräftig nach oben korrigierte Prognosen zur Weizenerzeugung 2011/12. Die neuen Hochrechnungen des Internationalen Getreiderates (IGC) liegen mit plus 3 Mio. t nur moderat über seinen Schätzungen des Vormonats. Hauptgrund für den erdrutschartigen Preissturz beim Weizen waren vielmehr bärische Vorgaben (der Bär steht bei Börsianern für schwache Tendenzen) vom Mais. Vorderer Mais verlor an der Cbot fast schlagartig 19 €/t und hielt sich am Börsenschluss gerade noch knapp über 171 €/t. Der Grund: Sowohl das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) als auch der IGC rechnen mit deutlicheren Produktionssteigerungen als bisher angenommen. Der Getreiderat hat seine letzte Hochrechnung z. B. um rund 15 Mio. t auf 858 Mio. t nach oben korrigiert. Damit ist zwar die reale weltweite Versorgungslage immer noch nicht
rosig, wenn auch die Vorräte nicht so stark sinken wie angenommen. Für kapitalkräftige Investoren, die an den Terminbörsen auf steigende Preise zockten, war es aber der Impuls, sich in großem Stil (vorerst) von Kontrakten zu trennen.
Die meisten Beobachter halten die Entwicklung an den Terminbörsen zwar für absolut übertrieben. „Denn eigentlich hat sich ja die fundamentalen Lage gar nicht so sehr verändert“, sagt ein Händler. Doch ganz können sich auch die realen Kassapreise den schwachen Vorgaben von den Börsen nicht entziehen. Etliche Handelshäuser haben ihre Preisvorstellungen für neuerntiges Getreide deshalb etwas zurückgeschraubt. Bleibt zu hoffen, dass sie das auch wieder in die andere Richtung tun, wenn sich die Börsenkurse erholen.
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