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Start der Ernte 2024 Agrarpaket der Bundesregierung Pauschalierung

topplus 3. DRV-Ernteschätzung

Getreidemarktexperte: "Kurzfrist-Entscheidungen führen zu Markt-Turbulenzen"

Die Schwankungsbreite bei Erträgen und Qualitäten nimmt laufend zu, stellt DRV-Getreideexperte Guido Seedler fest. Nun führen Unwetter regional zu Schäden im Getreide.

Lesezeit: 4 Minuten

„Der Getreidehandel leidet zunehmend unter kurzfristigen politischen Ankündigungen und Entscheidungen. Die Politik muss sich darüber im Klaren sein, dass der Markt sensibel reagiert und unpräzise Regelungen ohne ausreichend Vorlaufzeit zu Turbulenzen führt“, betont Guido Seedler, Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV).

Er schaut mit Sorge auf die fehlende Verlässlichkeit bei den politischen Rahmenbedingungen: „Zur erfolgreichen Vermarktung von Getreide und Ölsaaten braucht es ein berechenbares Umfeld und keine zusätzliche Unruhe“, so Seedler.

Als Beispiel führt er die von der EU geplante Reglementierung von Agrargüterimporte aus Russland und der Ukraine nach Europa an. Seedler: „Dafür gibt es gute Gründe. Jedoch müssen diese Regelungen präzise sein und dürfen erst mit einem ausreichend zeitlichen Vorlauf in Kraft treten.“

Der Getreidehandel folge klar den Marktgesetzen von Angebot und Nachfrage, so Seedler. Allerdings würden Prognosen über das Angebot durch die Auswirkungen des Klimawandels immer schwieriger. „Die Schwankungsbreite bei Erträgen und Qualitäten nimmt laufend zu“, berichtet der DRV-Experte und warnt: „Wenn dann auch noch die politischen Rahmenbedingungen unberechenbarer werden, schwächt dies die Leistungsfähigkeit des Getreidehandels.“

Unwetter führt regional zu Schäden

In den vergangenen Tagen ist es in vielen Regionen Deutschlands zu massiven Regenfällen gekommen, die zum Teil zu Überschwemmungen führten. Besonders betroffen sind das Saarland sowie Teile von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Seedler: „Die Niederschläge führten regional zu Schäden an den Ackerkulturen, die allerdings bei einer bundesweiten Betrachtung nicht ins Gewicht fallen dürften.“

Gleichzeitig wird im Norden und Osten Wasser bereits schon wieder teilweise knapp. „Die milden Temperaturen und der anhaltende Wind haben die Böden dort austrocknen lassen“, sagt Seedler.

Statistisches Bundesamt bestätigt DRV-Flächenprognose

Das Statistische Bundesamt geht wie der DRV in diesem Jahr von einer Getreideanbaufläche von insgesamt 5,9 Mio. ha aus. Damit sinkt die Fläche erstmalig unter die Marke von 6 Mio. ha. Grund dafür sind unter anderem der Flächenverlust durch Bau- oder Klimaschutzmaßnahmen sowie die Errichtung von Fotovoltaikanlagen.

Auch die DRV-Schätzungen zu den Frühjahraussaatflächen bestätigen die Statistiker im Wesentlichen. Lediglich beim Körnermais geht das Bundesamt von einer deutlich höheren Anbaufläche aus als der Verband. „Wir haben die offiziellen Flächenangaben unserer aktuellen Ernteschätzung zugrunde gelegt und erwarten unverändert eine Getreideernte in Höhe von 41,8 Mio. t und eine Rapsernte von 3,9 Mio. t“ erläutert Seedler.

Die Details

Die Weizenernte schätzt der DRV auf 20,3 Mio. t. Das ist deutlich niedriger als im 5-Jahresmittel, weil die Anbauflächen um rd. 6 % kleiner ausgefallen sind und die Flächenerträge mit weniger als 75 dt/ha unterdurchschnittlich bleiben.

Die Gerstenernte insgesamt wird auf 11,17 Mio. t veranschlagt und soll mit +1,5 % über dem mehrjährigen Durchschnitt liegen. In diesem Jahr kommt ein überdurchschnittlicher hoher Sommergerstenanbau als Ausgleich witterungsbedingt nicht bestellter Wintersaaten zum Zuge.

Auch der um +11 % erhöhte K.-Maisanbau ist eine Folge der beeinträchtigten Winteraussaaten. Trotz knapp durchschnittlicher Erwartungen an die Hektarerträge wird mit einer K.-Maisernte in Höhe von 4,53 Mio. t gerechnet. Mit einem Plus von 10,8 % liegt das geschätzte Ergebnis deutlich über dem 5-Jahresschnitt.

Roggen und Triticale fallen im mehrjährigen Vergleich mit geringeren ernten zwischen -6,5 bis -7,5 % deutlich zurück.

Die deutsche Rapsernte hat der DRV gegenüber dem Vormonat ein wenig gekürzt. Die Produktion wird auf 3,87 Mio.t geschätzt und liegt damit -8,4 unter Vorjahresniveau. Ursachen sind die verringerte Anbaufläche von -5,1 % und die Hektarerträge mit -3,4 %

Die Schätzergebnisse liefern eine erste Orientierung hinsichtlich Niveau und Entwicklungsrichtung. In Zeiten des Klimawandels mit der Häufung extremer Wetterverhältnisse sind die Prognosen mit der gebührenden Vorsicht zu interpretieren. Allerdings sollte man nicht nur die Risiken in den Vordergrund stellen, sondern auch mögliche Chancen gelten lassen.

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