Die Inflationsrate ist im Juni wieder leicht auf 6,4 % gestiegen. Das teilte am Dienstag das Bundesstatistikamt mit. Vor allem bei Nahrungsmitteln war der Preisauftrieb mit plus 13,7 % erneut sehr hoch. Nahrungsmittel bleiben damit unter allen Güterbereichen der stärkste Preistreiber.
Fast alle Lebensmittel waren teurer als ein Jahr zuvor, berichtet die Tagesschau unter Berufung auf die Statistiker. Besonders groß fiel der Preisaufschlag bei Molkereiprodukten (plus 22,3 %) aus. Auch die Preise für Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren zogen massiv an - hier lag das Plus bei 19,4 %. Gemüse wurde im Jahresvergleich um 18,8 % teurer. Einzig Speisefette und Speiseöle waren im Juni um 12,1 % günstiger als ein Jahr zuvor, heißt es.
Preisanstieg nicht immer rational begründbar
Ökonomen machen dafür in erster Linie die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten infolge des Ukraine-Krieges verantwortlich. Auch die höheren Kosten für Dünger verteuern die Lebensmittelproduktion.
Unklar ist, welche Rolle die großen Nahrungsmittelkonzerne bei der Verteuerung der Nahrungsmittel spielen, so die Tagesschau weiter. Verbraucherschützer seien beunruhigt, weil manche Preissteigerung bei Lebensmitteln weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar sei. Konzerne könnten ihre Marktmacht ausnutzen, um die Preise übermäßig zu erhöhen, ist zu befürchten. Einige große Hersteller hatten die Preise im Schnitt um rund 10 % angehoben.
Hersteller setzen auch Handel unter Druck
Laut Rewe-Chef Lionel Souque sei aktuell kaum ein Hersteller bereit, sinkende Rohstoffkosten in Form von Preissenkungen weiterzugeben. Das gehe so nicht, da brauche es noch 'Erziehung'", sagte der Manager gegenüber der Zeitung Wirtschaftswoche.
"Offenbar haben einige internationale Konsumgüterkonzerne das Gefühl, in Deutschland nicht genug Rendite zu machen." Auf einmal wollten manche Lieferanten 30 % mehr für ihre Produkte. "Hätten wir und andere Lebensmittelhändler nicht so hart verhandelt, wären die Lebensmittelpreise in den vergangenen Monaten doppelt so stark gestiegen", sagte der Rewe-Chef.
Beim Blick auf die Erzeugerpreise zeigt sich laut Tagesschau, dass Nahrungsmittel im Mai einen Preisanstieg von 13,6 % verzeichneten - von Entspannung sei somit keine Spur. Zucker wurde sogar um 88,9 % teurer. Es könnte also durchaus noch eine ganze Weile dauern, bis im Supermarkt die Preise für andere Lebensmittel als Butter oder Speiseöl sinken.
Lieferengpässe belasten LEH
Doch nicht nur die Verbraucher klagen, auch der Lebensmitteleinzelhandel selbst ist unzufrieden. So haben sich die Lieferengpässe im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel im Juni verschärft. 79,7 % der Händler berichteten von Nachschubproblemen, nach knapp 66 % im Mai, wie aus einer Umfrage des ifo-Instituts hervorgeht.
"Die Handelsunternehmen stehen für bestimmte Waren weiterhin in schwierigen Verhandlungen mit den Herstellern über Preise und Bedingungen", sagte ifo-Experte Patrick Höppner der Nachrichtensendung. Lieferstopps durch die Hersteller und die Auslistung bestimmter Produkte durch den Handel seien eingesetzte Druckmittel.