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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Marode Logistik bremst brasilianische Sojaproduktion

In Brasilien haben die bestehenden Mängel in der Infrastruktur dieses Jahr, in dem eine Rekordernte von schätzungsweise weit mehr als 80 Mio t Sojabohnen eingefahren werden dürfte, ein sehr kritisches Niveau erreicht.

Lesezeit: 5 Minuten

In Brasilien haben die bestehenden Mängel in der Infrastruktur dieses Jahr, in dem eine Rekordernte von schätzungsweise weit mehr als 80 Mio t Sojabohnen eingefahren werden dürfte, ein sehr kritisches Niveau erreicht. Wie der US-Agrarattaché in Brasília aktuell berichtet, gehen die dadurch im internationalen Vergleich hohen Transportkosten vor allem zu Lasten der Landwirte, was das Wachstumspotential der brasilianischen Sojaerzeugung dämpft.


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Die Herausforderungen bei der Modernisierung und Erweiterung der Infrastruktur betreffen die gesamte Logistikkette, und zwar den Transport mit Lastkraftwagen sowie auf der Schiene, die Binnenschifffahrt und die Hafenanlagen. Aufgrund der hohen Transportkosten entsteht den brasilianischen Sojaproduzenten und -exporteuren ein erheblicher Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu den USA. Händler schätzen den Nachteil gegenüber den US-Exporteuren aufgrund der höheren Transportkosten aus dem Zentrum beziehungsweise Westen Brasiliens auf 70 $/t (54 Euro). Die ineffizienteren Hafenanlagen schlagen mit 18 $/t (14 Euro) und die längeren Liegezeiten der Schiffe mit 10 $/t (8 Euro) zu Buche. Der überwiegende Teil der für den Export bestimmten Sojabohnen wird in Brasilien per Lastkraftwagen zu den Exporthäfen verbracht, im Schnitt rund 53 %. Dieses Jahr sind die Transporttarife regional um 25 % bis 50 % gegenüber 2012 gestiegen, unter anderem wegen neuer gesetzlicher Bestimmungen, die die Lenkzeiten der Fahrer begrenzen.Dadurch kam es zu noch längeren Staus als bisher, da die Fahrer vielfach die gleichen Fahrtzeiten wählten.


Verschärft wird die Problematik durch den schlechten Zustand wichtiger Straßen, so auch im Bundesstaat Matto Grosso, wo die meisten Sojabohnen erzeugt werden. Hinzu kommen mangelnde Kapazitäten in den Häfen, weshalb sich riesige Schlangen von Lastkraftwagen vor den Terminals bilden. Am Hafen von Santos in São Paulo standen die Fahrer dieses Jahr beispielsweise in einem Stau von mehr als 25 km Länge und mussten 70 Stunden warten, bis sie ihre Bohnen abladen konnten.


Privatisierung der Häfen geplant


Zusätzlich verschärft wurde die Problematik durch Proteste und Streiks der Hafenarbeiter, die sich gegen eine Privatisierung der Häfen richten. Die Hafenarbeiter befürchten, dass sich ihre Arbeitsbedingungen verschlechtern werden. Rund 86 % der für den Export bestimmten Sojabohnen verlassen Brasilien über Häfen im südlichen Landesteil, während aber mehr als die Hälfte der Produktion auf den Norden entfällt. Der enge Flaschenhals für den Sojaexport, der aufgrund der begrenzten Zahl an Häfen besteht, führte am Hafen von Paranagua, den zweitgrößten Ausfuhrhafen Brasiliens für Sojabohnen, dieses Erntejahr zu Warteschlangen von mehr als 200 Schiffen und Wartezeiten von bis zu 60 Tagen bis zur Beladung. Längere Wartezeiten für Schiffe sind dem US-Agrarattaché zufolge in Brasilien nichts Ungewöhnliches während der Haupterntezeit; in diesem Jahr begannen die Staus aber schon sehr früh. Maßgeblich dafür waren der späte Beginn der Ernte sowie tagelang anhaltender Regen, der ein Beladen der Schiffe nicht erlaubte. Im Ergebnis waren viele Terminals noch dabei, Partien aus der Maisrekordernte umzuschlagen, als dann die ersten Bohnen eintrafen. Mit Spitzenmengen von Sojabohnen, Mais und Zucker sind Brasiliens Exporthäfen derzeit nach Einschätzung des US-Agrarattachés überfordert. Notwendig seien Investitionen im Umfang von mehren Milliarden US-Dollars, um die Defizite in der Logistikkette zu beseitigen. Auch fehle es nach Aussage brasilianischer Händler an Lastkraftwagen und an qualifizierten Fahrern, um Rekordernten angemessen abwickeln zu können. Nur geringe Fortschritte hätten zudem die Infrastrukturprojekte gemacht, mit denen ein Teil der Sojabohnenexporte von den südlichen zu den nördlichen Häfen Brasiliens verschoben werden solle.


Schifffahrt am preiswertesten


Über die Schiene werden in Brasilien im Mittel 36 % der für den Export bestimmten Sojabohnen transportiert. Der Nationalen Transport-Konföderation (CNT) zufolge wuchs das Frachtaufkommen 2012 gegenüber dem Vorjahr um gut 2 %. Fast drei Viertel dieses Aufkommens entfallen auf Eisenerz, knapp ein Zehntel auf Mais und Sojabohnen. Laut aktuellen Prognosen dürfte die Eisenbahnlinie zwischen der im Südosten von Matto Grosso gelegenen Stadt Rondonópolis und dem Hafen Santos in São Paulo im nächsten Jahr mit 15 Mio t Mais und Sojabohnen ihre maximale Transportkapazität in diesem Segment erreicht haben. Über Binnengewässer werden in Brasilien 11 % der Sojabohnen für den Export transportiert. Obwohl dies die mit Abstand preiswerteste Transportart ist, sind nur wenige neue Wasserstraßenprojekte auf den Weg gebracht worden. Dabei wird das Araguia-Toncantin-Flusssystem, über das Agrarprodukte zu Häfen im Norden Brasiliens verbracht werden sollen, erst in einigen Jahren nutzbar sein.


Moderne Erntetechnik im Einsatz


Im nächsten Jahr könnten sich die Probleme mit der Infrastruktur noch verschärfen, sollte sich die Vorhersage einer erneuten Rekordernte erfüllen. Das diesjährige brasilianische Sojabohnenaufkommen wird vom US-Agrarattaché auf 82 Mio t veranschlagt. Die jüngsten Schätzungen privater Fachleute reichen von 80 Mio t bis 82,2 Mio t, verglichen mit bis zu 84,5 Mio t vor der Ernte. Ende März waren die Sojadruscharbeiten in Brasilien zu mehr als 70 % abgeschlossen, womit das Fünfjahresmittel um 10 Prozentpunkte übertroffen wurde. AgE/br

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