Die gestiegenen Energiekosten und die Lieferengpässe der letzten Monate haben auch die Preise für Getreide und Mehl steigen lassen. Peter Haarbeck, Geschäftsführer des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS), sprach laut dem Nachrichtenkanal WELT von einer zwischenzeitlichen Verdoppelung der Preise.
Das ist ein Problem für die Mühlen, da in deren Kalkulation Getreide nahezu 80 % der Gesamtkosten ausmacht. Aber auch der Strompreis habe sich für die Betriebe mindestens verdoppelt. Die Prognosen für die kommende Ernte für wichtige Anbauländer sind laut Haarbeck auch nicht besonders gut, die Getreidebilanzen seien weltweit sehr knapp. „Der Bedarf übersteigt die Produktion.“
Versorgung bleibt angespannt - Mehl- oder Brotknappheit gibt es aber nicht
Der Klimawandel mache die Ernten insgesamt unsicherer. Weil die Ukraine und Russland für rund 30 % des globalen Weizenhandels stünden, drohe auch hier Unsicherheit. Zudem führen seiner Kenntnis nach die aktuellen Krisen dazu, dass Staaten ihre Vorräte aufstocken, um die Versorgung ihrer Bevölkerung sicherzustellen. „All das wird aus unserer Sicht nicht zu einer Entspannung auf den Getreidemärkten führen. Vieles deutet darauf hin, dass der Preis für Weizen und in der Folge für alle anderen Getreide hoch bleiben wird.“
Eine Mehl- oder gar Brotknappheit hierzulande sieht der Mühlenverbandschef laut WELT jedoch nicht. „Der Bedarf an Brotgetreide – Weizen, Roggen und Dinkel – in Deutschland kann gut aus heimischem Anbau gedeckt werden“, betont Haarbeck.
Im Durchschnitt der vergangenen Jahre habe der Selbstversorgungsgrad etwa bei Weichweizen, der für Brot und andere Backwaren verwendet wird, bei 125 % gelegen. Und trotz der anhaltenden Trockenheit seien auch die aktuellen Ernteschätzungen nicht schlecht. „Die Versorgung der Bäcker mit Mehl ist gesichert.“
Seedler: EU muss Weltmarkt ausgleichen
Guido Seedler, Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbandes, geht sogar davon aus, dass die deutsche Getreidewirtschaft dem Weltmarkt im kommenden Jahr mehr Brotweizen zur Verfügung stellen kann. Auch die EU müsse ihre Überschüsse auf den Weltmarkt werfen.