An den Exportmärkten für Weizen werden die Karten neu gemischt: Russlands Exporteure können ihren Weizen angesichts steigender Inlandspreise nicht mehr mit Abschlägen bis zu 50 $/t (35 €) auf qualitativ vergleichbare Ware aus Nordamerika, Europa oder Australien am Weltmarkt anbieten, wie dies unmittelbar nach Aufhebung des Moskauer Exportstopps im Juli möglich war.
Indiz für den schwindenden Preisvorteil sind nach Angaben von Marktexperten die jüngsten Weizentender aus Nordafrika und dem Nahen Osten. Kürzlich hat Saudi-Arabien 660.000 t Weizen in Europa, den USA und Australien gekauft. Algerien hat einen Kauf von 500.000 t Weizen optionaler Herkunft getätigt, die wahrscheinlich aus Frankreich kommen. Viel größere Bedeutung als in diesen Ländern hat russischer Weizen traditionell in Ägypten, dem mit jährlichen Zukäufen um 10 Mio. t weltweit größten Weizenimporteur. Interessant wird deshalb sein, mit welchen Herkünften die staatliche Einkaufsgesellschaft (GASC) ihren nächsten Weizentender füllt.
Die Rückkehr Russlands an die Weizenexportmärkte bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die globale Handelsbilanz beim wichtigsten Nahrungsgetreide: Das US-Agrarressort hat die für 2011/12 auf Weltebene erwartete Ausfuhrmenge von bisher gut 129 Mio. t auf 132 Mio. t nach oben korrigiert. Vor allem in Asien, aber auch in Europa wird teurer Körnermais in der Mast durch vergleichsweise günstigen Futterweizen aus dem Schwarzmeerraum ersetzt. An den internationalen Terminbörsen ist Körnermais derzeit teuer als Weizen, was in Normaljahren nicht der Fall ist. An der Welt-Leitbörse von Chicago mussten für neuerntigen Mais Mitte voriger Woche umgerechnet 196 €/t angelegt werden, für Futterweizen dagegen nur 187 €/t. Mitte Mai waren für Weizen in Chicago noch 199 €/t, für Körnermais aber nur 179 €/t fällig gewesen. (AgE)
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