Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker hat Zahlen zur abgeschlossenen Rübenkampagne 2021/22 veröffentlicht. Demnach hatten sich die Erträge nach den trockenen Vorjahren erholt.
82,4 t Rüben konnten pro Hektar geerntet werden, im Vergleich zu gut 73 t im Vorjahr. Auch der Rückgang der Rübenanbaufläche wurde gestoppt. Somit schloss die Rübenkampagne 2021/22 mit einem Anstieg der Zuckererzeugung auf 4,55 Mio. t Weißzucker.
Entscheidend beigetragen haben dazu laut WVZ die deutlich besseren Witterungsbedingungen im Jahr 2021. Die regional beschränkte Möglichkeit, Neonicotinoide in stark von Vergilbungsviren betroffenen Gebieten einsetzen zu können, hat zudem geholfen, Ertragseinbußen zu begrenzen.
Die Blattläuse kommen und keine Notfallzulassung zur Hand!
Für die aktuelle Anbauphase gelten die Notfallzulassungen nicht. „Erste virenübertragende Blattläuse wurden bereits gesichtet und die Rübenanbauer stehen wieder einmal ohne wirksamen Schutz da. Zudem sind sie erneut einem ungleichen Wettbewerb ausgesetzt. Denn in 12 der 17 EU-Mitgliedstaaten mit Rübenanbau wurden Notfallzulassungen für die Anbausaison 2022 erteilt“, weiß Hauptgeschäftsführer Günter Tissen.
Auch darüber hinaus bleibt die Situation für die Zuckerwirtschaft angespannt, so die Zuckerwirtschaft weiter. „Die EU hat es nicht geschafft, die GAP-Verhandlungen als Chance zu nutzen, Wettbewerbsnachteile durch gekoppelte Prämienzahlungen auszugleichen. Der Klimawandel bringt zudem neue Schädlinge und Krankheiten, für die aktuell keine wirksamen Bekämpfungsmaßnahmen verfügbar sind. Neue Züchtungstechniken könnten Lösungen bieten. Wir hoffen nach wie vor, dass die Bundesregierung die Anwendung unterstützen wird.“
Energie wird zum Schlüsselthema
Eine drängende Herausforderung ist auch die sichere Energieversorgung. Für die Zukunft bedeutet das die energetische Nutzung von biogenen Reststoffen aus der eigenen Produktion. Damit kann Zucker nahezu unabhängig von externen Energiequellen und klimaneutral produziert werden.
„Allerdings dürfen uns die Regelungen zur Erneuerbaren-Energien-Richtlinie hier keine Steine in den Weg legen. Und bis die Umstellung geschafft ist, müssen wir uns auf eine sichere Versorgung mit gasförmiger Energie verlassen können. Wir dürfen nicht das Nachsehen haben, weil wir uns bereits auf den Weg zur Klimaneutralität gemacht und in neue Technik investiert haben“, mahnt Tissen.
Alternativen zu chemischem Pflanzenschutz entwickeln
In Bergheim fand außerdem am Donnerstag die Mitgliedersammlung des Rheinischen Rübenanbauer Verbandes statt, an der auch der Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Friedel Cramer, als Gastredner teilnahm.
Angesichts steigender Anforderungen an die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln und der von der EU gewünschten Reduzierung chemisch synthetischer Pflanzenschutzmittelanwendung um 50 % bis 2030 sieht Cramer die Beteiligten gefordert, sich intensiv mit den Alternativen zu befassen. Die Entwicklung sogenannter „low-risk“-Pflanzenschutzmittel hält der Präsident der Zulassungsbehörde für Pflanzenschutzmittel für einen guten, aber auch mühsamen und langwierigen Weg.
„Gerade die Zuckerrübe wurde in den vergangenen Jahrzehnten sehr erfolgreich züchterisch bearbeitet. Die Pflanzenzüchter entwickelten nicht nur Sorten mit hohem Zuckerertrag, sondern auch Sorten, die widerstandsfähig sind gegen wichtige Schaderreger der Rübe, wie Rübennematoden, Rhizoctonia und Rizomania. Hier sehe ich ein Potenzial zur Eindämmung der zunehmend bedeutsameren Vergilbungsviren, von Cercospora und des Syndrome Basses Richesses (SBR)“, so der BVL-Präsident.