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topplus Düngermarkt aktuell

Stickstoffdünger bleiben vorerst knapp und teuer

Seit Monaten steigen die N-Düngerpreise, und zum Start der Düngersaison 2025 gab es noch einmal einen deutlichen Sprung nach oben. Was sind die Gründe? Und wie geht es weiter?

Lesezeit: 5 Minuten

Fast durchgängig sind die Preise für Harnstoff, Kalkammonsalpeter (KAS), AHL und sonstige stickstoffhaltige Dünger in den vergangenen Wochen gestiegen. Zuletzt zogen sie passend zum Start der ersten Stickstoffgabe noch einmal deutlich an. Auslöser waren in erster Linie hohe Gaspreise. Steigende Nachfrage und höherer Verbrauch haben die Preise zusätzlich angetrieben.

100 €/t mehr

So kostete beispielsweise KAS Ende ­Februar 2025 meist um 385 €/t frei Hof. Ab Lager lagen die Kurse sogar über 400 €/t. Zur Erinnerung: Im Sommer 2024 gab es KAS noch für um 290 €/t.

Harnstoff mit Ureaseinhibitor wurde Ende Februar verbreitet um 520 €/t frei Hof angeboten. Im Juni 2024 lag der Kurs noch bei 400 €/t. Die hohen Energiekosten haben auch dazu geführt, dass einige Produzenten von Dünger – auch in Deutschland – nicht mehr in vollem Umfang produziert haben. Anlagen wurden zeitweise stillgelegt.

Besonders beim Harnstoff hängen die Preise und das Angebot vom Weltmarkt ab. Auch hier hat es Kürzungen und Verschiebungen bei Produktion und Nachfrage gegeben (siehe Interview).

Landwirte zögern ­beim Einkauf

Die unternehmerisch nachvollziehbaren Entscheidungen der heimischen Produzenten, die Erzeugung zu reduzieren, fußt auch auf der schwachen Nachfrage aus der Landwirtschaft. „Es wird nicht mehr produziert, als benötigt wird. Das unkalkulierbare Risiko aufgrund der volatilen Märkte kann sich kein Unternehmen mehr leisten“, so ein Marktteilnehmer. Viele Läger sind daher nicht mehr randvoll gefüllt. Erfahrungen aus früheren Jahren mit saisonal deutlich sinkenden Düngerpreisen haben auch den Handel vorsichtiger werden lassen.

Nicht alles sofort verfügbar

All das führt dazu, dass zur Saison nicht mehr alle Wunschdünger zur Verfügung stehen, wenn sie nicht vorgekauft wurden. Es gibt Wartezeiten von zwei bis drei Wochen. Eine schwierige Logistik erschwert das kurzfristige Bedienen der Kundschaft. Kontraktware dagegen steht zur Verfügung.

Bis zum Ende der Saison dürfte sich an der aktuellen Marktlage wenig ändern, glauben Insider. Bei Aussagen für Düngemittelpreise ab dem Sommer für die kommende Saison 2025/26 sind die Fragezeichen allerdings riesengroß. Kaum jemand will sich derzeit angesichts der geopolitischen Krisen auf et­lichen Kontinenten festlegen.

INTERVIEW

„Just in time“ geht nicht mehr

Den Einkauf von Düngemittel mit dem Verkauf von Getreide oder Raps zu koppeln, empfiehlt Dr. Olaf Günther-Borstel, Geschäftsführer bei der Agravis Ost.

Die erste N-Düngergabe ist aus­gebracht, die Preise ziehen weiter an. Was sind die Ursachen?

Günther-Borstel: Es gibt mehrere Gründe. Eine wichtige Ursache ist der hohe Gaspreis. Hinzu kommt eine ­geringere Erzeugung von wichtigen Düngern auch in Deutschland. Hier ist die Ursache ebenfalls in hohen Energiekosten zu finden. Werke haben ihre Erzeugung reduziert oder eingestellt. Auch Importe günstiger Düngemittel erschweren die heimische Erzeugung.

Welchen Einfluss hat der Weltmarkt auf die Preisentwicklung?

Günther-Borstel: Harnstoff wird auf dem Weltmarkt gekauft. Dieser Markt ist von globalen Entwicklungen und Währungsverschiebungen betroffen. So wurden beispielsweise im Iran ­aufgrund der hohen Gaspreise rund 350.000 t weniger Harnstoff erzeugt. Auch China hat keinen Harnstoff ­exportiert, um die Preise im Land niedrig zu halten. Gleichzeitig haben die USA für die Ware mehr bezahlt als europäische Käufer. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

Welche Rolle spielt das Einkaufs­verhalten der Landwirte?

Günther-Borstel: Die starke Zurückhaltung der heimischen Landwirtschaft beim Einkauf von Dünger spielt eine wichtige Rolle. Viele Landwirte haben auf nachgebende Preise gesetzt und sich nicht eingedeckt. Bis Dezember 2024 war weniger als die Hälfte des Bedarfs vorgekauft. Jetzt wollen viele die Ware „just in time“ haben. Das funktioniert nicht mehr: Industrie und Handel halten die Ware nicht mehr vor, ohne Kontrakte mit den Abnehmern in den Büchern zu haben.

Warum ist das so?

Günther-Borstel: Es wird nicht mehr „auf Halde“ produziert und eingelagert. Damit haben die Düngerindustrie und der Handel schlechte Erfahrungen gemacht: Dünger wurde aufgrund ­anderer Ereignisse abgewertet und hat hohe Verluste für die Unternehmen eingefahren. Zu guter Letzt kommt jetzt zu Beginn der Saison noch die ­Logistik hinzu. Sie ist mit der prompten Auslieferung überfordert. In der Regel müssen die Erzeuger mit Wartezeiten von mehreren Wochen für die Lieferung rechnen. Die gestiegene Düngernachfrage hat die Entwicklung der Preise nochmals befeuert.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Düngermarktes?

Günther-Borstel: Für die kommenden Wochen werden die Preise fest gestimmt bleiben. Vor allem, wenn zur zweiten Gabe das Wetter passt, dürfte es noch einmal einen Nachfrageschub geben. Das kann die Preise nochmals unterstützen. Gibt es dagegen eine trockene Phase, bleibt die Industrie auf ihrer Ware sitzen. Wichtig ist aber vor allem, dass die Erzeugung von Dünger in Deutschland bleibt. Immerhin brauchen wir den Dünger für die Erzeugung von Lebensmitteln. Und da sollten wir uns nicht von Importen ab­hängig machen.

Was empfehlen Sie Landwirten zum Einkauf von Dünger?

Günther-Borstel: Für Getreide und Raps hatten wir im laufenden Wirtschaftsjahr durchaus gute Preise. Meine klare Empfehlung lautet: Landwirte sollten den Düngereinkauf mit dem Verkauf von Getreide koppeln. Beim Dünger sollten 50 bis 70 % des Bedarfs der Landwirte bis zum Jahreswechsel kontrahiert sein. Dann können auch Industrie und Handel kalkulieren. Und die Ware steht rechtzeitig zur Verfügung. Es hat sich gezeigt, dass in acht von zehn Jahren diese Strategie die richtige ist.

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