Analysten von SovEcon haben ihre Dezemberprognose über die russische Weizenernte 2025 um 3 auf 78,7 Mio. t zurückgenommen. Die Schätzung der Weizenernte 2024 liegt bei 81,9 Mio. t, das langjährige Mittel sogar bei 88,2 Mio. t.
Schlechte Feldbestände
Die Ernteprognose für Winterweizen wurde sogar um 3,6 auf 50,7 Mio. t gesenkt. Nach Angaben des russischen Amtes für Niederschlagsmeteorologie und Umweltbeobachtung Roshydromet befanden sich Mitte Dezember 24 rund 37 % der Feldbestände an Winterweizen in schlechtem Zustand. Das ist das schlechteste Ergebnis seit mindestens 20 Jahren. Das trockene Herbstwetter beeinträchtigte den Zustand der Winterkulturen. Im letzten Quartal des Jahres 2024 lagen die Niederschläge in der Zentral- und Wolgaregion 20-40 % unter der Norm, im Süden sogar 40-60 %. Die staatliche Pflanzenschutzaufsicht gibt für die russische Region Rostow im Südwesten Russlands an der Grenze zur Ukraine eine Rate von 22,8 % an lückigen Feldbeständen an.
Aus diesem Grund senkte SovEcon seine Ertragsschätzung für Winterweizen gegenüber Vormonat um 3 % auf 34 dt/ha. Einige Feldbestände sind noch nicht im Stadium der Vegetation angekommen und dürften sich erst nach dem Winter entwickeln – vorausgesetzt sie überleben. Aber nicht nur lückige und schwach entwickelte Bestände limitieren die Ertragsaussichten. Es wird zudem erwartet, dass sich die Anbaufläche von 15,4 Mio. ha aufgrund von Auswinterungsschäden auf eine Erntefläche von 14,9 Mio. ha reduzieren dürfte.
Im Gegensatz dazu wurde die Produktionsprognose für Sommerweizen um 0,6 Mio. t auf 27,9 Mio. t angehoben, was auf die Erwartung einer größeren Anbaufläche zurückzuführen ist, die jetzt auf 13,3 Mio. ha geschätzt wird, gegenüber 13 Mio. ha zuvor.
Prognose für Weizenexporte 2024/25 gesenkt
Die Experten von Sovecon haben die Prognose für die Exporte von russischem Getreide im Allgemeinen und Weizen im Besonderen in der Saison 2024/25 gesenkt. Die russischen Getreideexporte werden auf 52 Mio. t avisiert, 1,6 Mio. t weniger als bisher. Davon sollen 44,1 Mio. t Weizen sein, und damit sogar 1,8 Mio. t weniger als bislang erwartet. 2024 waren 54,7 Mio. t exportiert worden. Die Prognose für die Ausfuhren anderer wichtiger Kulturen wurde für Gerste von 2,4 auf 2,6 Mio. t angehoben, während sie für Mais unverändert bei 2,4 Mio. t belassen wurde.
Angepasst wurde die Prognose aufgrund der niedrigen Exportquoten, die ab Mitte Februar 2025 bis zum Ende des Wirtschaftsjahres gelten. Die Weizenexportquote für Februar-Juni 25 wurde vor Weihnachten auf 10,6 Mio. t festgelegt und damit 0,4 Mio. t unter den von Marktteilnehmern erwarteten 11 Mio. t. Die aktuelle Exportsteuer stieg um 15 % auf 4.769 RUB/t (knapp 43 €/t).
Die Exportquoten sind Teil der Strategie Russlands, den Agrarsektor angesichts der Besorgnis über die inländische Inflation stärker zu kontrollieren. Das Ministerium legte die Exportquoten für die Unternehmen auf der Grundlage des Exportanteils der einzelnen Unternehmen im vergangenen Jahr fest. So erhalten die führenden Exporteure den größten Anteil an der Exportquote. Händler erwarten, dass die Liste der Unternehmen und der zugeteilten Anteile im nächsten Jahr kürzer sein wird.
Exporte bislang auf Rekordkurs
Am Ende der ersten Hälfte des Wirtschaftsjahres 2024/25 hatte Russland schätzungsweise das Rekordvolumen von 29,4 Mio. t Weizen exportiert und damit 1,7 Mio. t mehr als im Vorjahreszeitraum. Allein im Dezember sollen es 3,75 Mio. t gewesen sein. An erster Stelle der Empfangsländer hat sich nach Angaben von Rusagrotrans JSC mit 5,3 (Vorjahr: 2,9) Mio. t Ägypten geschoben. Bangladesch liegt zum ersten Mal auf dem zweiten Platz mit 2,14 (1,9) Mio. t. Die Türkei ist vom ersten Platz 2023/24 auf den dritten Platz gerutscht. In der ersten Wirtschaftsjahreshälfte 24/25 waren es 2,08 Mio. t und damit 50 % weniger als zuvor.