Der Internationale Getreiderat (IGC) avisiert für das Wirtschaftsjahr 2022/23 eine weltweite Weizenerzeugung von rund 769 Millionen Tonnen. Das wären gegenüber der Saison 2021/22 rund 12,2 Mio. t oder 1,6 % weniger und der erste Rückgang seit dem Wirtschaftsjahr 2018/2019. Hauptsächlich ist das auf eine Verringerung der Anbaufläche zurückzuführen. Insbesondere die absehbar deutlich geringere Erzeugung in der Ukraine (gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2021/22 -13,6 Mio. t) und Australien (-6,4 Mio. t), Indien, den USA und der EU kann von den höheren Prognosen für Russland (+9,7 Mio. t) und Kanada (+10 Mio. t) nicht ausgeglichen werden.
Da der Anstieg bei der Verwendung als Nahrungsmittel und in der Industrie teilweise durch einen Rückgang bei der Futtermittelaufnahme kompensiert wird, rechnet der IGC mit einem marginalen Anstieg des Gesamtverbrauchs von 2,6 auf gut 780 Mio. t. Der Nahrungsmittelverbrauch wird voraussichtlich auf einen Rekordwert von 546,2 Mio. t zunehmen, was hauptsächlich auf das Bevölkerungswachstum in Afrika und Asien zurückzuführen ist. Der weltweite Futtermittelverbrauch dürfte indes zum zweiten Mal in Folge zurückgehen, und zwar um schätzungsweise 2 auf 144 Mio. t, was auf das knappere Angebot und die wenig wettbewerbsfähigen Preise im Vergleich zu Alternativen wie z.B. Mais zurückzuführen ist.
Vorräte fallen auf Vier-Jahres-Tief
Infolgedessen erwartet der IGC für das Wirtschaftsjahr 2022/23 mit rund 271 Mio. t sinkende globale Endbestände auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Vor allem schrumpfende Vorräte in den wichtigsten Weizenexportländern (-6 Mio. t) und Indien (-4,5 Mio. t) sind die Gründe.
Der Welthandel in der Saison 2022/23 wird mit 194 Mio. t gegenüber dem Vorjahr (193,6 Mio. t) geringfügig höher eingeschätzt, allerdings mit erheblicher Unsicherheit hinsichtlich der exportierbaren Mengen. Einerseits werden die Prognosen durch den anhaltenden Schwarzmeerkonflikt zwar getrübt, andererseits erwartet der IGC einen wachsenden Importbedarf in Nordafrika, insbesondere in Marokko (+1,9 Mio. t). In Anbetracht der kürzlich angekündigten Beschränkungen werden die indischen Exporte deutlich geringer ausfallen als bisher angenommen. Die Prognose für Indien wurde vorläufig um 5 auf 4,3 Mio. t oder gut die Hälfte niedriger angesetzt. AMI