Am Kartoffelmarkt ergibt sich im zweiten Lockdown dasselbe Bild wie bereits im Frühjahr 2020: Der Frischkartoffelabsatz verzeichnet deutliche Zuwächse sowohl im LEH als auch bei Direktvermarktern. Große Einbrüche gibt es dagegen wieder bei den Verarbeitungsprodukten wie Pommes, Schälkartoffeln oder Kloßteig - auch, wenn man diesmal über den LEH mehr Verarbeitungsprodukte absetzen konnte und über günstige Preise neue Absatzkanäle für diese Produkte gefunden wurden. Das erklärte Johann Graf vom Bayerischen Bauernverband bei der digitalen Veranstaltung "Bauerninfo@home" zum Thema Kartoffeln in der vergangenen Woche.
Ein Plus von 13,4 % gegenüber dem Vorjahr erzielten Speisekartoffeln 2020 bei den Einkäufen privater Haushalte im LEH. Auch im Januar lag der Absatz laut GfK ca. 22 % über dem Vorjahr. "Es wäre schön, diese Entwicklung über die Pandemie hinaus halten zu können", so Graf. Denn der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Kartoffeln sei in den letzten zehn Jahren kontinuierlich um 10 kg auf 63 kg zurückgegangen.
Stärkekartoffel als sichere Bank
Die Stärkekartoffel erwies sich laut Graf 2020 erneut als krisenstabil, allerdings sei auch dieses Segment mit zeitlicher Verzögerung von Einbußen durch die Pandemie betroffen. Nicht zuletzt durch seinen hohen Exportanteil. Nach wie vor würden innereuropäische Wettbewerbsverzerrungen die Erlössituation für Stärke belasten. 2021 sei die Anbaufläche in Bayern zur Stabilisierung der Preise gedeckelt, so Graf.
Wie geht es weiter?
Durch die gute Ernte 20 sei das Preisniveau bei Speisekartoffeln nach wie vor niedrig und der Export entwickle sich aktuell noch schwach. Zu erwarten sei Druck von anderen Märkten, z.B. aus der Verarbeitung. Hinzu käme laut Graf das Problem der Qualitäten. Allerdings würden die hohen Absortierungen auch preisstabilisierend wirken. "Gute Qualitäten sind gesucht. Aufschläge sind auch im Interesse der Händler wegen ihrer eigenen Lager." Der Export dürfte sich mittelfristig wieder beleben, so Grafs Einschätzung. "Für den Restmarkt bis zur neuen Ernte sehe ich optimistische Signale", sagte der Experte. Auch der Terminmarkt entwickle sich positiv.
Für Verarbeitungskartoffeln seien die Aussichten bisher trüb, da aktuell kaum mit einer schnellen Öffnung der Gastronomie zu rechnen sei. Sobald das aber wieder der Fall sei, rechnet Graf mit einer starken Nachfrage. Hohe Lagerbestände in Frankreich, Belgien und den Niederlanden belasten den Markt.