Unser Autor: Jan Peters, Peters Agrardaten GmbH
Die Euphorie zur Rapsernte in Deutschland, Europa und weltweit im Frühjahr dieses Jahres hat sich spätestens mit der verregneten Ernte gelegt: Mit vorläufig durchschnittlich 3,5 t/ha geht der Deutsche Bauernverband (DBV) 2023 von einer Rapsernte unterhalb des Vorjahres aus.
Verbreitet Weniger als 2022
Obwohl die Rapsfläche in Deutschland noch zugelegt hatte, könnten damit nur rund 4,1 Mio. t Raps zusammengekommen sein, rund 200.000 t weniger als 2023. Die regionalen Unterschiede fallen allerdings groß aus.
Mit 4,4 t/ha bildet Baden-Württemberg laut DBV den Spitzenreiter beim Ertrag. In Sachsen-Anhalt lag der durchschnittliche Ertrag dagegen nur bei 3,5 t/ha Raps.
Auch für die EU lagen die Schätzungen mit knapp 3,2 t/ha unter dem Ergebnis des vergangenen Jahres. Mit insgesamt 19,1 Mio. t Raps geht Brüssel von einer Ernte leicht unter dem Vorjahr aus. Weltweit erwartet das US-Agrarministerium (USDA) gut 86 Mio. t.
Größere Rapsernten melden dagegen Osteuropa und die Ukraine. Kiew geht von 4,2 Mio. t Raps aus. Trotz aller Schwierigkeiten kann die Ukraine 2022/23 etwa 3,4 bis 3,6 Mio. t Rapssaat exportieren, was rund 1 Mio. t mehr wären als im Vorjahreszeitraum. Für den deutschen Markt wichtig: Mit 3 Mio. t nimmt die EU den größten Anteil davon ab und deckt so gut 40 % der europäischen Rapseinfuhren.
Wann Steigen die Rapspreise?
Grundsätzlich sind die Rapskurse seit dem Frühjahr 2023 wieder spürbar gestiegen. Zuletzt schwankten sie aber sehr stark. Raps hängt nach wie vor stark von den Sojabohnenpreisen in den USA ab. Und dort kommt es auf das Wetter in den kommenden Wochen an: Hohe Temperaturen und Regenmangel ließen Ende August wenig Gutes für die Sojaerträge erwarten. Die Sojakurse zogen zuletzt an.
Schwer einzuschätzen bleibt die Lage am Schwarzen Meer. Beschüsse von ukrainischen Häfen sorgen immer wieder kurzfristig für steigende Kurse. Die Ukraine will weiter Raps exportieren und schafft das sowohl auf dem Land- als auch auf dem Wasserweg mit Erfolg.
Was bedeutet das für die deutsche Landwirtschaft? Die Preise für Raps bleiben sehr volatil und hängen eher von politischen (Ukraine) und wettertechnischen Gründen bei der Sojabohne (USA) ab. Die deutschen Ölmühlen sind derzeit mit Ware aus Osteuropa und der Ukraine versorgt und deshalb bislang kaum am Markt. Bis Ende des Jahres dürften allerdings Anschlusskäufe nötig werden, die dann auch auf das heimische Angebot zugreifen dürften.
Größere Preissprünge sind aus heutiger Sicht eher wenig wahrscheinlich. Teilverkäufe sollten Sie daher regelmäßig abwägen, vor allem, wenn der aktuelle Preis zum kalkulierten Deckungsbeitrag passt.