Ein Schnitzel herauszubacken und gleichzeitig ein Kind auf dem Arm zu halten, ist immer wieder eine Herausforderung,“ erklärt Marie Scheichelbauer aus Stephanshart (NÖ). Die 22-Jährige hat aber schon gelernt, mit dieser Situation umzugehen.
Seit 2017 unterstützt die ausgebildete Dorfhelferin Landwirtsfamilien, wenn die Bäuerin durch Krankheit, Unfall, Entbindung oder Kur am Hof fehlt. Dann übernimmt Scheichelbauer deren Aufgaben wie kochen, aufräumen, Wäsche waschen, Kinder betreuen, Altenpflege, Stallarbeit, Traktor fahren, Gartenarbeit und vieles mehr.
Scheichelbauer hat bereits 45 Betriebe unterstützt
Insgesamt war die Niederösterreicherin bereits auf 45 Betrieben im Einsatz. Großteils waren es Milchviehbetriebe. Scheichelbauer hat aber auch schon vielen Direktvermarktern und Weinbauern unter die Arme gegriffen.
„Bei einigen Betrieben hat man gemerkt, dass die Frau schon länger fehlt. Zum Beispiel, wenn das Haus nicht mehr so sauber ist, und der Bauer mit den dreckigen Gummistiefeln in die Küche gegangen ist. Viele sind einfach mit allem überfordert“, erzählt sie.
Aktuell betreut Scheichelbauer eine Familie, die nach einem Todesfall Unterstützung braucht. Sie erzählt, dass es immer wieder tragische Fälle gibt, zu denen sie gerufen wird. „Gerade in dieser Zeit brauchen die Familien viel Beistand“, berichtet sie.
Man muss erfinderisch sein
Den Familien nimmt sie so viel Arbeit ab wie möglich. Dabei hat sie anfangs mit ganz alltäglichen Problemen zu kämpfen. „Wenn ich den ersten Tag in einer neuen Küche bin, muss ich zuerst einmal schauen, wo alles ist“, erzählt Scheichelbauer. Sie ergänzt aber gleich, dass jede Küche ähnlich aufgebaut ist und sie sich somit schnell zurechtfindet.
„Wenn ich dann doch etwas nicht finde, muss ich erfinderisch sein“, erklärt sie weiter. So bastelt sie aus einem Gefrierbeutel einen Spritzsack oder streicht die Spätzle über ein Brett in den Topf statt mit einem Spätzlehobel.
Besonders viel Freude bereitet ihr, wenn sie eine Familie rund um die Geburt unterstützen kann. Sie liebt es, das Kinderzimmer vorzubereiten, dass Bett zu überziehen und alles für die Ankunft des Babys herzurichten.
Traumberuf Dorfhelferin
Dass Scheichelbauer den Beruf Dorfhelferin ergreifen wollte, war für sie schon in der Hauptschule klar. „Ich bin damals mit meinem Bruder mitgefahren als er sich die Fachschule Gießhübl angesehen hat. Dort habe ich die Ausbildung zur Dorfhelferin entdeckt und diese hat mir sofort gefallen“, erzählt sie. Mehr zur Ausbildung an der LFS Gießhübl lesen Sie im Kasten.
Angestellt ist sie jetzt beim Land Niederösterreich auf 40-Stunden-Basis. Die Arbeitszeiten auf den Höfen sind geregelt, obwohl je nach Bedarf auch Überstunden anfallen können. An freien Tagen hilft sie gerne am elterlichen Betrieb oder genießt die freie Zeit.
Durch die Ausbildung und ihre Erfahrung ist Scheichelbauer gut auf den Berufsalltag als Dorfhelferin vorbereitet. Anderen zu helfen, ist der Grund, warum sie diesen Beruf schlussendlich gewählt hat. „Die Dankbarkeit der Familien ist dabei das schönste“, erzählt sie. Außerdem sind durch ihre Einsätze schon zahlreiche Freundschaften entstanden. Sie möchte daher noch länger diesen vielfältigen Beruf ausüben.
Ausbildung zur Allrounderin: An der LFS Gießhübl in Amstetten können sich interessierte junge Menschen zur Dorfhelferin bzw. zum Dorfhelfer ausbilden lassen. Die Ausbildung dauert 16 Wochen mit zusätzlich 22 Wochen Praxis. Die Dorfhelfer und Dorfhelferinnen lernen alles zur Führung eines bäuerlichen Haushaltes, zur Kinderbetreuung sowie Altenpflege. Darüber hinaus werden sie vorbereitet, Arbeiten im Stall, am Feld, bis hin zur Direktvermarktung und Urlaub am Bauernhof zu übernehmen. Um eine Ausbildung beginnen zu können, muss das 17. Lebensjahr vollendet und die 10. Schulstufe bzw. eine Berufsausbildung abgeschlossen sein.
Infos zur Ausbildung und Anmeldung: 07472 62722 17, gerlinde.grossmann@mostviertler-bildungshof.at