Aufgrund der niedrigen Preise für Schlachtschweine und der steigenden Kosten forderten einige Mitgliedsländer (u.a. Österreich) schon seit Monaten marktstützende Maßnahmen. Diese wurden von der EU-Kommission bisher abgelehnt. Der Abbau der Überproduktion sollte den Markt wieder ins Gleichgewicht bringen.
Nun öffnet die EU doch die Privaten Lagerhaltung (PLH) für Schweinefleisch, der Zeitpunkt sorgt allerdings für Verwunderung und Diskussionen. In den letzten Wochen sind die Schweinepreise nämlich in fast allen europäischen Ländern stark gestiegen. Der saisonale Anstieg aufgrund eines rückläufigen Angebotes und einer Belebung der Nachfrage wird in diesem Jahr durch den Bestandsabbau in Deutschland und die Lockerungen von Corona-Maßnahmen verstärkt, berichtet die Agrarmarkt Austria (AMA).
Seit dem ersten Corona-Lockdown vor zwei Jahren herrschte in der EU ein Überangebot an Schweinefleisch. Durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie ging die Nachfrage stark zurück, z.B. in der Gastronomie. Gleichzeitig konnte immer weniger Schweinefleisch in das mit Abstand wichtigste Abnehmerland China exportiert werden. Die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest von Osteuropa Richtung Westen stellte eine weitere Bedrohung dar. Mit den ersten Ausbrüchen in Deutschland wurde das auf Export ausgerichtete Land von vielen Drittländern gesperrt. Somit musste deutsches Schweinefleisch hauptsächlich auf dem europäischen Binnenmarkt platziert werden.
Private Lagerhaltung jetzt wirksam?
Die Kommission rechtfertigt die Öffnung der PLH damit, dass Futterkosten und Energiepreise wegen der Ukraine-Krise noch stärker steigen und eine rentable Produktion trotz der höheren Erlöse noch nicht sichergestellt sei. Zudem gibt es Mitgliedsländer wie z.B. Irland, wo die Schweinepreise bisher nicht angezogen haben.
Antragstellung bereits möglich
Anträge auf Beihilfe zur PLH Schweinefleisch können noch bis 29. April gestellt werden, in Österreich sind diese an die AMA zu richten. Informationen dazu sowie Formulare finden Sie hier.