Der Diebstahl von Vieh nimmt in Großbritannien immer stärker zu. Gegenüber der dpa berichtete die Agrarversicherung NFU Mutual, dass vor zehn Jahren selten mehr als 10 Schafe auf einmal gestohlen wurden. Heute gebe es regelmäßig Fälle, wo 50 bis 100 Tiere fehlen.
So hätten Farmer 2020 Schäden von umgerechnet 2,66 Mio. € bei der Versicherung gemeldet. Im Vorjahr waren es sogar knapp 3,5 Mio. €, durch den Coronalockdown war es letztes Jahr daher etwas geringer.
Laut NFU Mutual ist das vor allem für kleinere Landwirte katastrophal, weil sie eh schon mit kleinen Gewinnspannen arbeiten. So seien die geschäftlichen Auswirkungen enorm, insbesondere auch mit Blick auf die Genetik und die Auswirkungen auf Zuchtprogramme. Vor allem Rasseschafe würden gestohlen, auch Rinder und Schweine. Einige betroffene Landwirte seien gezwungen, ihre Herde zu verkleinern. Einige verzichteten darauf, das beste Weideland zu nutzen, weil sie sich Sorgen um den Zugang zu Straßen machen, ist von der Insel zu hören.
Mit Besorgnis sehen Versicherungsexperten den neuen Trend, dass Kriminelle auch Hütehunde stehlen. In Deutschland sind übrigens keine vergleichbaren Zahlen bekannt. Vieh- oder Nutztierdiebstähle würden nicht gesondert in der Kriminalstatistik erfasst, teilte das Bundeskriminalamt auf Anfrage des SPIEGELs mit. Gerade in Ostdeutschland in Grenznähe gibt es aber immer wieder spektakuläre Diebstähle ganzer Herden. Das Problem: Oft werden nur die Anzeigen statistisch erfasst, nicht aber die Zahl der Tiere, kritisiert FDP-Agrarexperte Frank Sitta. Er weist auf die existenzbedrohenden Folgen hin, wenn ganzen Zuchtherden gestohlen werden. Das lasse auf bandenmäßig kriminelles Vorgehen schließen. Er forderte, zur Vorbeugung die nationalen Herkunftssicherungs- und Informationssysteme für Tiere – in Deutschland die HIT-Datenbank – auf europäischer Ebene besser zu vernetzen.