„Größere Aufmerksamkeit auf die ‚Provinz‘ zu lenken und das Rumoren einfangen, das sich dort breitmacht“, ist Ziel eines von der Zeitschrift „Die Politische Meinung“ diese Woche erstmals präsentiertem Video-Blogs mit ergänzendem Audio-Podcast.
Die Kritik entstehe aus mehr, „als dem seit jeher bestehenden Konflikt zwischen städtischen Ansprüchen an das Dorf und den ländlichen Realitäten“, meldet die für die Konrad-Adenauer-Stiftung herausgegebene Publikation diese Woche.
Landei ja - provinziell nein
Es gehe um die Frage, warum man sich auf dem Land „von außen, respektive von oben betrachtet und verwaltet, im schlimmsten Fall sogar gemaßregelt fühlt“.
Das Video und der Audio-Podcast mit der Landwirtin Kathrin Naumann aus Benitz in Mecklenburg markiert den Auftakt des neuen Blogs. „Ein Landei“ sei sie schon, sagt Kathrin Naumann, aber „provinziell“ lässt sie nicht gelten. Das bedeutete ja „altbacken und nicht an neuen Dingen interessiert“. Die 45-jährige promovierte Agrarwissenschaftlerin leitet als Geschäftsführerin den GGAB Agrarbetrieb Groß Grenz GmbH rund 20 Kilometer südlich von Rostock.
Politischer Wettbewerb auf dem Land
Laut Thünen-Institut, Braunschweig, sind die ländlichen Räume ein Ort der Mehrheiten: „Das Land“ deckt 91 % der Fläche Deutschlands ab. Dort leben 57 Prozent der deutschen Bevölkerung. Für 50,5 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten befindet sich der Arbeitsort im ländlichen Raum (Daten 2016). Ob das „Land“ dieser Bedeutung gemäß medial vertreten ist, bezweifeln nicht zuletzt jene, die dort leben und arbeiten.
Im Wettbewerb der politischen Positionen ist die Provinz unterschätzt. Das Hinterland ist angesagt! Gerade das konservativ-liberale Lager wäre gut beraten, diese in der Debatte vernachlässigte Option (wieder) stärker als bislang zu nutzen. Andere sind dort bereits unterwegs und können Erfolge vorweisen. Allerdings stellt sich die Frage, ob sie am Gemeinwohl orientierte Lösungen fördern.
Perspektive vom Dorf
So blüht die Vielfalt des Landlebens in der Mitte und nicht an den Extrempositionen: von der Landwirtin in Mecklenburg und dem Kommunalpolitiker in Hessen über den Förster auf der Schwäbischen Alb oder den Dorf-Banker an der Weser bis zum Nordsee-Kutterfischer.
Die Beispiele verheißen, dass es in den Dörfern mehr gibt als schlecht gelaunte Provinzler, die in ihrer Meinung über alle anderen auf ewig fixiert sind. Auf dem Land ist Bewegung, so man sie denn zulässt. So ist in der Provinz beispielsweise die Umgehungsstraße selbstverständlich keine Stück Heimat, diese wird aber lebenswerter, wenn der Schwerlastverkehr nicht mehr durch das Dorf rollt. Durchquert der Plan für eine solche Umgehungstraße einen Froschtümpel, prallen urban geprägte Wunschvorstellungen der Natur, samt daraus resultierender rechtlicher Vorgaben, aufeinander.
Der Blick vom Dorf ist ein anderer als auf ebenjenes. Die Perspektive vom Dorf auf die Stadt ist selten und die explizite Sichtweise vom Dorf auf die gesamte Gesellschaft stellt eine echte Rarität dar.
Dass es anders geht, zeigt das Video- und Audio-Blog „Frisch vom Land- von wegen provinziell“.
Dietrich Holler, vox viridis, Berlin; führt im Auftrag der Redaktion „Die Politische Meinung“ die Gespräche der Blog-Reihe „Frisch vom Land - von wegen provinziell“