Der Strukturwandel in der Landwirtschaft und im Weinbau in Rheinland-Pfalz geht ungebrochen weiter. Gab es 1960 noch 170.000 Betriebe, waren es 2000 gerade einmal 34.000 und heute gibt es nur noch knapp 17.000 landwirtschaftliche und weinbauliche Betriebe.
„Über 150 Gemeinden haben nicht einmal mehr einen einzigen Landwirt unter ihren Einwohnern mit all den negativen Folgen für die lokale Nahrungsmittelversorgung und die Landes- sowie Dorfkultur. Der bäuerliche Berufsstand gehört mittlerweile auf die Rote Liste“, macht der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Michael Horper, deutlich.
Die Landwirte leisteten gute Arbeit. Die Betriebsleiter der Haupterwerbsbetriebe seien allesamt Agraringenieure, Landwirtschaftsmeister, Techniker oder langjährig erfahrene Unternehmer mit Gesellenbrief. Sie seien Fachleute, die ihren Beruf beherrschen, die gesunde Nahrungsmittel erzeugen, umweltfreundlich wirtschaften und freiwillig auf über 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen darüber hinaus Agrarumweltmaßnahmen in jedweder Form umsetzen würden.
Über die Gründe für diese bedenkliche strukturelle Entwicklung lässt Horper keine Zweifel aufkommen: „Die Landwirte werden zwischen den Wünschen der Bevölkerung und der knallharten Marktrealität aufgerieben. Einerseits sollen sie eine ungeheure Vielfalt an Wünschen erfüllen, aber andererseits werden die entstehenden Kosten von der Gesellschaft nicht getragen. Dies muss zwangsläufig zu einer zunehmenden Rationalisierung, Spezialisierung und Verdrängung führen. Das Höfesterben ist die Folge.“
Ein weiterer wichtiger, zentraler Aspekt sei die zunehmende Bürokratie und die „Auflagenhysterie“. Als Beispiel nennt Horper die Pflanzenschutzdiskussion. Wirkstoffe, die in Deutschland nur mit strengsten Auflagen und äußerst verantwortungsbewusst eingesetzt werden dürften, stünden in der Diskussion oder seien bereits verboten, obwohl die Verbraucher zu günstigen Importwaren greifen würden, die genau mit diesen Wirkstoffen produziert worden seien: „Ich kaufe 1.000 mal lieber heimische Waren von heimischen Landwirten, als Importware, die unter Zuhilfenahme von Pflanzenschutzmitteln, die bei uns verboten sind, produziert worden sind. In Deutschland weiß ich, dass die Bauern exakt arbeiten und Grenzwerte eingehalten werden, bei Importware sieht das oftmals ganz anders aus“.