Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts lag der Anteil der in der Land- und Forstwirtschaft Erwerbstätigen bei 38 %. Mit zunehmender Industrialisierung und mit der Entwicklung des Dienstleistungssektors sank der landwirtschaftliche Erwerbstätigenanteil fast kontinuierlich. Dieser betrug Anfang der 50er Jahre 24 % und im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts etwa 2 %.
2021 lag der landwirtschaftliche Erwerbstätigenanteil nur noch bei 1,2 %. Diese eindrucksvollen Zahlen nennt der jetzt vorgestellte Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV).
Enorme Produktivitätssteigerungen erzielt
Immer mehr Menschen werden von einem Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche ernährt. Der Hektarertrag für Weizen zum Beispiel lag vor 120 Jahren bei 18,5 dt. 2022 lag der Hektarertrag mit 76,1 dt mehr als viermal so hoch.
Ein Landwirt ernährt heute 139 Personen
Ein Landwirt erzeugte 1900 Nahrungsmittel in einem Umfang, um etwa 4 Personen ernähren zu können. 1950 ernährte ein Landwirt 10 und 2021 139 Personen (ohne Erzeugung aus Auslandsfuttermitteln).
Trotz dieser starken Produktivitätssteigerung blieb Deutschland stets ein Nettoimportland an Agrar- und Ernährungsgütern. 1900 lag der Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln bei 87 %. Am Anfang des 21. Jahrhunderts liegt der deutsche Selbstversorgungsgrad bei starken jährlichen Schwankungen kaum über 80 %.
Angesichts der Arbeitsteilung in einer globalisierten Wirtschaft und der vom Verbraucher gewünschten Vielfalt war der Selbstversorgungsgrad bis vor den Krisen von Corona und Ukraine-Krieg allerdings kaum von gesellschaftspolitischer Relevanz.
Fortschritt als Ursache für enorme Produktivitätssteigerung
Die enorme Erzeugungssteigerung hat ihre Ursache in der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Produktionsweisen. Moderne Maschinen und Ställe, die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern sowie Zuchtfortschritte bei Pflanzen und Tieren haben dazu geführt, dass die Landwirte heute wesentlich stabilere und höhere Erträge erzielen als früher.
Immer weniger Landwirte erzeugen immer mehr
1900 gab es im damaligen Reichsgebiet noch über 5,6 Mio. Betriebe mit gut 26 Mio. ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und 20,7 Mio. Großvieheinheiten an Nutztieren. Das sind 0,79 Großvieheinheiten je Hektar.
In dem heutigen Deutschland sind es 259.200 Betriebe (2021), die rund 16,6 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche bearbeiten und pflegen und 11,9 Mio. Großvieheinheiten halten, was 0,71 Großvieheinheiten je Hektar entspricht.
1950 waren es in den Grenzen des heutigen Deutschlands entsprechend noch 15,2 Mio. Großvieheinheiten oder 0,92 Großvieheinheiten je Hektar, 2000 waren es bereits nur noch 0,84 Großvieheinheiten je Hektar.
Zwischen 1950 und 2021 hat sich der Viehbesatz damit um fast ein Viertel vermindert, zwischen 2000 und 2021 um 15 %. Die aus den heute 11,9 Mio. Großvieheinheiten resultierende Gesamterzeugung liegt gegenüber dem weitaus flächengrößeren Deutschland in den Grenzen von 1900 um ein Mehrfaches höher.
Leistungen enorm gestiegen
Nur noch jeder sechste Euro für Nahrungs- und Genussmittel
Im langfristigen Vergleich zeigt sich eine enorme Steigerung des Wohlstandes der Verbraucher. Anfang des 20. Jahrhunderts betrug der Anteil der Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel am gesamten Konsum noch über 50 %; heute beträgt dieser Anteil nur 15,3 % (ohne Genussmittel 11,8 %). Qualität und Verarbeitung der Nahrungsmittel haben sich in dieser Zeit enorm verbessert.