Ohne die Schwarzarbeiter auf Italiens Feldern wäre die Gemüseproduktion zu Weltmarkt-Dumpingpreisen für die meisten landwirtschaftlichen Betriebe nicht denkbar. Doch die Coronakrise könnte für die Menschen schlimme Folgen haben, wie der Spiegel berichtet.
Zwar unterstützt der Staat mit einem milliardenschweren Dekret, genannt "Cura Italia", systemrelevante Branchen. Doch die vielen tausend afrikanischen Erntehelfer sind von den Zahlungen ausgeschlossen. Neben einer Anmeldung müssten sie zudem mindestens 50 Arbeitstage im Jahr nachweisen, um die 600 Euro zu bekommen. Dafür müssten sie die Landwirte aber offiziell einstellen. So aber hätten sie im Moment nicht einmal ein gesetzliches Anrecht auf Bereitstellung von Atemschutzmasken, schreibt das Magazin.
Ausbeutung mitten in Europa
Für weniger als 20 Euro am Tag ernten die meist jungen Männer Tomaten, Orangen, Oliven und Trauben, die auch nach Deutschland geliefert werden. Die Arbeiter wohnen in Baracken in Süditalien unter miserablen Bedingungen. An vielen Orten fehle sogar fließendes Wasser, heißt es.
Nun habe das Coronavirus alles noch schwieriger gemacht. Für die Menschen in den Arbeitersiedlungen sei das Virus eine echte Gefahr. Ein Arbeitsstopp hätte nicht nur für die Arbeiter weitreichende Konsequenzen - sondern für die Lebensmittelproduktion in Italien und ganz Europa. Zum Glück ist das Virus aber in Foggia in Apulien bei den dort lebenden 1.800 Erntehelfern noch nicht angekommen, berichtet ein Gewerkschafter.
Zur Tomatenernte im Juli und August wird sich diese Zahl jedoch verdreifachen. Afrikanische Erntearbeiter kommen dann aus ganz Italien, um hier für zehn, fünfzehn Euro am Tag Tomaten zu sammeln. Eine unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus wäre hier eine Katastrophe, schilderte der Gewerkschafter im Spiegel weiter. Es würde schon reichen, wenn ein Arbeiter sich anstecken würde und plötzlich eine komplette Siedlung in Quarantäne müsste. Die gesamte Lebensmittelproduktion könnte ins Stocken geraten. Sie sei ja in weiten Teilen auf diese Arbeiter angewiesen. In Deutschland würden wir dies beispielsweise an der Versorgung mit Tomaten merken.
Im Interview mit dem Magazin spricht der Gewerkschafter das Hauptproblem an: Wenn ein Glas Tomaten im Supermarkt 35 Cent inklusive Verpackung kostet, bleibt für den Produzenten nicht viel übrig. Der beutet dann den Erntehelfer aus. Die Verantwortung für dieses System sehe er daher bei den Großbetrieben, die die Preise immer weiter drücken.