Eine Anzeige in der Schweizer Sonntagszeitung machte in den vergangenen Tagen die Bauern in unserem Nachbarland wütend. So fragte die Tamedia-Gruppe, zu der die Zeitung gehört: "Ums verrecken die Landwirtschaft schützen? Subventionieren wir das Überleben der Bauern oder den Untergang des Landschaftsschutzes?"
Als unwürdig bezeichnet der Schweizer Bauernverband SBV diese Anzeige, berichtet die top agrar-Schwesterzeitschrift LANDfreund. Es könne nicht sein, "dass faktenfrei auf Kosten der Bauernfamilien um zusätzliche Leser gebuhlt wird". Der Text sei undifferenziert, beleidigend und verwerflich, heißt es in einem Offenen Brief des Bauernverbandes. Dessen Präsident, Markus Ritter, verlangt eine öffentliche Entschuldigung bei den Bauern. Auch der Berner Bauernverband sprach von einer Verunglimpfung des Berufsstandes.
Nach der massiven Kritik (siehe Offener Brief des SBV unten), hat der Verlag die Kampagne nun gestoppt und schreibt:
„Bei der neuen Kampagne für die SonntagsZeitung steht die Meinungsbildung der Leserinnen und Leser im Vordergrund. (...) Die Headline des Inserates zur Landwirtschaft ist provokativ und natürlich zugespitzt. Im Anzeigentext wird jedoch ausdrücklich dazu aufgefordert, sich eine eigene Meinung zu bilden. Es geht in keinster Weise um eine politische Parteinahme oder darum, die Landwirtschaft zu diffamieren. Im Sinne eines Entgegenkommens haben wir die weiteren Erscheinungen des Motivs gestoppt. Ab kommender Woche erscheinen die anderen Motive der aktuellen Kampagne.“
Der SBV-Brief im Wortlaut:
"Nicht akzeptable Abo-Werbung für die Sonntagszeitung"
Sehr geehrter Herr Tonini
Sehr geehrte Damen und Herren
"Derzeit publizieren Sie unter dem Titel «Ums Verrecken die Landwirtschaft schützen» Inserate mit denen Sie in diversen Zeitungen Abo-Werbung für die Sonntagszeitung machen. Diese Werbung ist für die Bauernfamilien und die ganze Landwirtschaft diffamierend. Sie suggeriert, dass die Landwirtschaft die alleinige Verantwortung für das Insektensterben trägt und verurteilt diese pauschal. Sie lässt jeden Respekt vor den Leistungen der Landwirtschaft vermissen, darunter auch die mittlerweile 165.000 Hektar Biodiversitätsförderflächen.
Sie blendet auch aus, dass die 52.000 Bauernfamilien nachhaltige, gesunde Lebensmittel auf einem Standard in Bezug auf Ökologie und Tierwohl produzieren, der im Ausland seinesgleichen sucht. Sprich, es ist keinem Insekt geholfen, wenn wir statt einheimischem Essen mehr Lebensmittel importieren. Wir sind gerne bereit, Ihnen dazu Fakten und Argumente zu unterbreiten.
Besonders verwerflich ist, dass diese Werbung auch eine politische Kampagne darstellt und die öffentliche Meinung in unzulässiger Weise beeinflusst. Sie ergreift völlig undifferenziert für extreme Initiativen Partei, die derzeit auf der politischen Ebene diskutiert werden. Die ganze Aktion ist für die Tamedia-Gruppe unwürdig. Es kann nicht sein, dass faktenfrei auf Kosten der Bauernfamilien um zusätzliche Leser gebuhlt wird.
Wir fordern Sie auf, diese Inseratekampagne sofort zu stoppen und erwarten, dass sich die Verantwortlichen bei den Bauernfamilien öffentlich entschuldigen."