Der Oelder Unternehmer Reinhold Festge, seit 2017 Konzernbeirat des Schlachtunternehmen Tönnies, soll in den 1970er Jahren für seine Doktorarbeit Tierversuche durchgeführt haben. Das habe Mit-Gesellschafter Robert Tönnies jetzt herausgefunden, berichtet die Neue Westfälische.
Festge ist Gesellschafter des Maschinenbauers Haver & Boecker. Während seines Medizinstudiums soll er am Institut für Gerichtsmedizin der Uni Münster über die "Alkoholdiffusion bei Wasserleichen" geforscht haben. Dazu habe er mit fünf Schweinen experimentiert, heißt es. Die Tiere wurden zunächst alkoholsüchtig gemacht, dabei ihr aggressives Verhalten dokumentiert, und am Ende ertränkt.
Robert Tönnies soll über das Vorgehen einen empörten Brief verfasst haben, schreibt die Zeitung weiter. Er sei entsetzt über die geschilderten Folgen und den Ablauf der Tötung. Der gelernte Metzger soll den Beiratsvorsitzenden daher zum Rücktritt aufgefordert haben. Tierexperimente in dieser Form seien für Tönnies "vollkommen untragbar", wird er zitiert.
Er erinnert Festge daran, dass die Tönnies-Gruppe sich zu Tierschutz und Tierwohl bekannt habe und Verbesserungen im Tierschutz fördern wolle. Er hätte erwartet, dass Festge ihn als Gesellschafter vor Antritt seines Amtes über die Doktorarbeit informiert hätte. Nun fühle er sich persönlich getäuscht.
Wie die Neue Westfälische aber anmerkt, dürfte der neu aufgeflammte Streit mit seinem Onkel Clemens Tönnies ein Grund dafür sein, dass Robert Tönnies jetzt die Details öffentlich macht.
Reinhold Festge habe sich auf Anfrage der Zeitung bisher nicht zu der Kritik geäußert. Angeblich lehne er einen Rücktritt ab, würde solche Experimente aber heute nicht mehr durchführen wollen. Gegenüber top agrar online sagte Tönnies-Sprecher Dr. Andre Vielstädte: "Wir werden die Berichterstattung nicht kommentieren. Herr Dr. Festge hat als Beiratsvorsitzende des Unternehmen und international anerkannter Unternehmer unser vollstes Vertrauen."