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topplus Auf Agrarreise

Zu Besuch bei ungarischen Milchziegen

Von Passau nach Budapest: top agrar ist mit Farm-Tours und 23 Landwirten über die Donau gereist und hat Höfe in Österreich, der Slowakei und Ungarn besucht. Der Fokus des ersten Reiseberichts: Ungarn.

Lesezeit: 3 Minuten

Unser Weg führt durch Piliscsév, ein Dorf im nordwestlichen Speckgürtel Budapests in Ungarn. Alte, verputzte Häuser säumen die huckelige Straße, die als Schotterweg aus dem Dorf hinaus führt. Mit dem Bus passieren wir eine Weide, auf der Ziegen auf uns zu rennen. Der Stall auf dem Hof nebenan strahlt in neuem Glanz und ist teils mit frisch gestrichenem Holz verkleidet.

Wir treffen Máté Hertlik, dem die 40 alpinen Milchziegen gehören. Gemeinsam mit seiner Frau Zita ist er 2016 in die Haltung dieser kleinen Wiederkäuer eingestiegen. Für die gelernten Zahntechniker war das eine ganz neue Erfahrung. „Ich war immer schon an Landwirtschaft interessiert und wollte etwas Neues ausprobieren“, sagt Máté. Gestartet ist er damals mit sieben Ziegen im eigenen Garten, deren Milch seine Frau zu Käse verarbeitet hat. In einem Käsekurs hat sie die nötigen Fähigkeiten erlernt.

Die Nachfrage nach Ziegenmilch und -käse war groß, sodass Hertliks ihre Herde aufstockten. 2018 bauten sie deshalb einen Stall für die Ziegen und ihre Nachzucht mit kleinem Melkstand. Hinzu kamen ein Wohnhaus für die Familie und eine Halle als Heulager und für die Käseverarbeitung. Die Fläche gehörte früher Mátés Großvater. Einen Kredit hat das junge Paar für all das nicht benötigt.

4,25 kg Milch pro Ziege

Zum Hof gehören 20 ha, die Hälfte ist für 300 €/ha gepachtet. Etwa 10 ha sind Ziegenweide, der Rest dient der Futtererzeugung. Die Familie baut Gras und Luzerne für Heu an, zudem Mais und Gerste. Die Körner werden zu Kraftfutter für die melkenden Ziegen gemahlen. Lecksteine liefern Mineralien.

Im Januar ist Geburtenzeit. Nachdem die Zicklein ausreichend Kolostrum getrunken haben, trocken sind und stehen können, trennt Máté sie von ihren Müttern. Ein Tränkeautomat versorgt den Nachwuchs in den kommenden zwölf Wochen mit Milchaustauscher.

Die Muttertiere starten nach der Geburt in die etwa 280-tägige Laktation. Zweimal täglich laufen sie über eine Holzrampe in den Melkstand für acht Tiere. Per Eimermelkanlage werden vier Ziegen gleichzeitig gemolken. Eine Melkzeit dauert 1,5 Stunden. Im Mittel gibt jede der 40 Ziegen 4,25 kg Milch. „Die genauen Inhaltsstoffe kenne ich nicht, da wir nicht in der Milchkontrolle sind“, sagt Máté. Während des Melkens fressen die Ziegen zusätzlich Kraftfutter.

Käse direkt verkaufen

Die Milch fließt durch einen Filter in den Kühltank und wird mit 4,7 °C weiter in die Käserei gepumpt. Aus 10 kg Milch stellt Zita etwa 1 kg Käse her, den sie im Hofladen verkauft. Zur Produktpalette gehören: Milch, Kefir, Sahne, Sauerrahm, Quark, Camembert, Frischkäse, gereifte Käse, Parenycia (Räucherkäse) und Dessertsorten.

Gut vernetzt zu sein, ist wichtig für eine erfolgreiche Vermarktung.“
Máté Hertlik

Freitags und sonntags veranstaltet das Paar einen Markt, auf dem Landwirte aus der Region ihre Produkte anbieten. Samstag besuchen sie einen Wochenmarkt und in nahegelegenen Geschäften ist der Käse zu finden. 1 kg kostet umgerechnet 22 – 25 €. Einen Liter Ziegenmilch gibt es für 2 €. „Gut vernetzt zu sein, ist wichtig für eine erfolgreiche Vermarktung“, so der Ziegenhalter.

Mit der Nachfrage ist Máté zufrieden. Mehr Tiere möchte er jedoch nicht halten. Lieber setzt er auf eine junge und leistungsstarke Herde, um so die Milchleistung weiter zu steigern.

Von den Milchziegen kann Familie Hertlik leben. Unterstützt werden sie zudem durch Flächenprämien, Agrardieselrückvergütung, einer Prämie je Ziegenmutter und zwei Arbeitskräften zum Melken und Käsen. Máté und Zita gehen in ihrem neuen Beruf auf. Zita misst ihr Können sogar zweimal jährlich auf Käsewettbewerben.

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