Deutsche, Italiener und Portugiesen zeigen sich gegenüber Lebensmitteln auf Basis von Insekten noch sehr zurückhaltend. Das ergab eine Umfrage im Rahmen des EU-Forschungsprojektes „Sustainable Insect Chain“ (SUSINCHAIN). Mehr als die Häfte der befragten Deutschen und Portugiesen lehnen es ab, Lebensmittel aus Insekten zu konsumieren. In Italien sind es hingegen nur zwei Prozent der Befragten.
Die Konsumenten waren zudem kaum bereit, für Lebensmittel aus Insekten Geld auszugeben. „Ganz im Gegenteil: Sie sind sogar der Meinung, dass es einen finanziellen Anreiz oder eine Art Prämie geben sollte, damit man zu insektenbasierten Lebensmitteln greift“, sagt Mariam Nikravech, wissenschaftliche Mitarbeiterin am TU-Fachgebiet Bildung für Nachhaltige Ernährung und Lebensmittelwissenschaft.
Viele „Never-Taker“
Sogenannte „Never-Taker“ geben an, niemals Lebensmittel aus Insekten essen zu. „In Deutschland und Portugal waren es von den jeweils 500 Befragten eine Mehrheit: 64 % in Deutschland und 58 % in Portugal. In Italien machten diese ‚Never-Takers‘ aber nur zwei Prozent aus. Das war überraschend, erklären können wir uns das Gefälle zwischen den Ländern aber noch nicht“, sagt die Wissenschaftlerin.
Ekel und Angst sind Hauptgründe für die strikte Ablehnung der Produkte. Aussagen darüber, dass insektenbasierte Lebensmittel Ausdruck eines modernen städtischen Lifestyles sind, ließen Deutsche, Portugiesen und Italiener unbeeindruckt.
Hier soll Aufklärung helfen: Um die grundsätzliche Ablehnung der „Never-Takers“ aufzuweichen, sei es vor allem wichtig, dass sie mit insektenbasiertem Essen in Kontakt kommen und die Möglichkeit haben, es zu kosten.
Zusatzinformationen sollen positiv wirken
Die Wissenschaftler/innen stellten den Befragten daher auch zusätzliche Informationen zur Verfügung. Zum Beispiel, dass der Verzehr Hackfleischersatz aus Insektenprodukten Treibhausgasemissionen einsparen kann. Daraus ergab sich in den Ländern nur eine leicht höhere Akzeptanz zu den verschiedenen Produkten.
Es zeigte sich zudem, dass Vertrauen der Konsumenten ein wichtiger Faktor ist. „Bei Menschen, die Lebensmittel aus Insekten als sicher ansehen, sie also nicht als gesundheitsschädlich einschätzen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie solche Lebensmittel auch kaufen“, so die Politikwissenschaftlerin.
Andere Umfragen bestätigt
Die Befragten sollten sich z.B. zwischen Fleischbällchen aus Heuschrecken und Mehlwürmern und Fleischbällchen aus Fleisch von Hühnern, die mit Insekten gefüttert worden waren entscheiden. Dabei traf das Hühnerprodukt auf höhere Akzeptanz.
„Die Ergebnisse unserer Stichprobe haben Befunde anderer Befragungen hinsichtlich der geringen Akzeptanz in Europa bestätigt", sagt Mariam Nikravech.
In allen drei Ländern wurden jeweils 500 Menschen befragt, 51 Prozent Frauen, 49 Prozent Männer im Alter zwischen 18 und 65 Jahren.