Von der Fischalternative aus Präzisionsfermentation bis zur Lachsfarm im Binnenland: Start-ups, Forschende und Investoren suchen nach Alternativen für große Teile der herkömmlichen Fischproduktion. Denn klar ist, ein großer Teil der weltweiten Fischbestände ist überfischt. Die Auswirkungen auf maritime Ökosysteme sind noch garnicht abzuschätzen. Welche Ansätze gibt es?
Lachsfilet aus Österreich
Das Unternehmen Burgenlachs will mit 3.000 t Jahresproduktion in Zukunft den österreichischen Lachsbedarf zu rund einem Drittel aus eigener Produktion decken. Dazu planen sie circa 70 Mio. € in den Aufbau einer Indoor-Kreislaufanlage und dazugehöriger Produktion im Waldviertel im Norden Österreichs zu investieren. Mit dem geplanten Produktionsstart im Jahr 2026 sollen 100 Mitarbeiter an der Zucht und Verarbeitung des „Waldlachses“ beteiligt sein. Der erste Lachs mit einer Marktreife von bis zu 5 kg könnte ebenso 2026 in den Verkauf gehen.
Die benötigte Technik dazu stammt von einem israelischen Unternehmen. Eine Besonderheit der Lachszucht ist, dass die Tiere, wie in der Natur, im Laufe der Aufzucht zwischen Süß- und Salzwasser wechseln. Ebenso werden die Becken mit Gegenstromanlagen ausgestattet.
Fisch ohne fischen
Anstatt in Becken will Bluu Seafood aus Lübeck seinen Fisch in Bioreaktoren produzieren. Das FoodTech-Unternehmen hat sich auf die Herstellung von zellbasiertem Fischfleisch spezialisiert.
Für die ersten Fischbällchen und -stäbchen laufen Genehmigungsverfahren weltweit. Mit der ersten Zulassung rechnen die Gründer in Singapur. Komplexer nachzubildene Produkte wie Fischfilet seien in der Entwicklung.
Fisch aus dem Bausatz
Eine standartisierte, vollautomatisierte Kreislaufanlage für Salzwasserfische schlüsselfertig ausgeliefert in Containern – das ist die Grundidee des Start-ups Seawater Cubes. Das Gründerteam um Carolin Ackermann arbeitet seit 2018 daran, ihren Kunden den Einstieg in die Aquakultur zu erleichtern. „Wir vernehmen Interesse aus diversen Branchen, da die Anlage auch von Quereinsteigenden bedienbar ist“, erklärt Ackermann. Am schnellsten in der Umsetzung von Projekten seien derzeit Firmen, die Synergien zu schon bestehenden Betriebszweigen nutzen wollen, beispielsweise Cateringunternehmen.
Die Kreislaufanlage fasst 70 m3 Wasser, indem bisher Wolfbarsch und Dorade wachsen. Das Team untersucht zudem den Einsatz von exotischen Fischen wie Barramundi und Roter Trommler. Bisher haben sie zusätzlich zu ihrer Demonstrationsanlage drei weitere Systeme verkauft. Eins ist in Betrieb. Zwei werden in diesem Jahr installiert: auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Münsterland und bei einem Urban Farming Start-up in München. Fünf weitere seien in konkreten Verhandlungen.
Garnele frisst Insekt
Ein weitreichender Kritikpunkt an der Fischzucht ist die Verfütterung von Fischmehlen. Das will unter anderem die Justus-Liebig-Universität in Gießen ändern.
In einer Pilotanlage entwickeln die Forschenden eine Garnelenzucht, die auf der Fütterung von Insektenmehlen basiert. Die dazu benötigten Insekten sollen selbst aufgezogen werden – vorwiegend mit Restströmen aus der Lebensmittelproduktion. Der Bund fördert das im April gestartete Pilotprojekt „Insektenbasierte nachhaltige Aquakultur – InA“ mit 1,2 Mio. €.