Warum fokussiert man sich in der Nachhaltigkeitsbewertung nicht stärker auf die Transportkilometer von Lebensmitteln? Und woher kommen überhaupt welche Zutaten für unser tägliches Frühstücksmüsli? Diese Fragen stellte sich Sabine Bingenheimer-Zimmermann immer wieder. Die Suche nach Antworten war ernüchternd. „Ob als Verbraucherin oder Produzentin gefragt, die Hersteller haben meine Fragen nicht beantwortet, Transparenz gibt es nicht“, erzählt sie. Eine Aussage eines Müsli-Herstellers ließ sie nicht los: „Sie schaffen es nie, ein Müsli aus rein deutschen Zutaten zu produzieren.“
Mit ihrem eigenen Start-up Regionique hat sie das Gegenteil bewiesen. Die Rohwaren der acht Produkte, verschiedene Müslis und Teigwaren, stammen hauptsächlich aus regenerativer deutscher Landwirtschaft. In den Müslis werden ausschließlich Bio-Zutaten verwendet, ohne dass dies auf den Packungen hervorgehoben wird. Stattdessen lobt Regionique die Kilometerbilanz der Produkte über einen individualisierten Transparenzcode aus. „Darin sind wir Pioniere“, so die Managerin.
Darin sind wir Pioniere. - Bingenheimer-Zimmermann
Mit Unterstützung des SAP-Partners Sine Qua Non wird aus den Kilometerbilanzen jeder einzelnen Zutat inklusive Zwischenstation für Verarbeitung und Logistik eine chargengenaue Kilometerbilanz erstellt. Diese ist über den individualisierten QR-Code auf den Verpackungen abrufbar. Gibt der Kunde seinen Standort frei oder gibt er (künftig) seine Postleitzahl ein, wird die Strecke bis zu ihm nach Hause hinzuaddiert.
Nötige Aufbauarbeit
Das Birchermüsli der Marke ist 1.500 Kilometer bis ins Lager gereist, ein herkömmliches rund 40.000 Kilometer. Diese Daten erfahren Verbraucher über Code, Website und Flyer. Noch ist dieser Service mit viel Handarbeit und Excel-Schlachten verbunden, in Zukunft sollen die Erntebetriebe per Smartphone die ersten Daten direkt übermitteln können. Das Regionalitätskonzept ist mit Herausforderungen verbunden. Oft fehlen regionale Verarbeiter, die dezentralen Strukturen will Regionique wieder aufbauen. „Getrocknete Erdbeeren aus Deutschland gibt es kaum und wenn, ist die Verarbeitung nur in sehr großen Mengen möglich – eine Hürde für die Transparenz, die wir bieten möchten“, sagt die Gründerin.
Getrocknete Erdbeeren aus Deutschland gibt es kaum und wenn, ist die Verarbeitung nur in sehr großen Mengen möglich – eine Hürde für die Transparenz, die wir bieten möchten. - Bingenheimer-Zimmermann