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2015: Wie geht es weiter?

Lesezeit: 4 Minuten

Molkereiquote oder freier Markt? Was wollen die franzö­sischen Milch­erzeuger und ­Molkereien nach 2015?


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Die französische Milchwirtschaft drückt aufs Gas. Nachdem die jahrelang praktizierte Preisvereinbarung zwischen Erzeugern und Molkereien auf der Kippe steht, wird in der gesamten Branche intensiv über neue Lieferbeziehungen diskutiert.


Politik will Regeln


Das Signal für die Diskussion kam wie so oft in Frankreich von der Politik. Ursprünglich wollte der französische Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire die Molkereien sogar schon bis Ende 2009 zur Vorlage von verbindlichen Rahmenverträgen zwingen. Die Branchenvertreter konnten ihm jedoch klar machen, dass dafür mehr Zeit nötig ist und die Erzeuger unbedingt mit ins Boot müssen.


Nach den Vorstellungen der Politik sollen in den Verträgen Mengen, Preise und die Laufzeit festgelegt werden. Um das Gewicht der Erzeuger zu erhöhen, sollen sie sich zu großen Erzeugergemeinschaften zusammen schließen und gemeinsam Verträge aushandeln, so der Vorschlag Le Maires. Dadurch würden gleichzeitig die Auszahlungspreise der Molkereien reguliert.


Molkereien gespalten


Die Molkereien sind gespalten. Private Molkereien wie z. B. Lactalis oder Danone plädieren für den freien Markt und lehnen Verträge ab: „Wir verarbeiten auch künftig die komplette Milch unserer Lieferanten. Wir sind so groß, dass wir Übermengen innerhalb des Unternehmens ausgleichen können“, erklärt Luc Morelon von Lactalis. Denkbar sei allenfalls, für große Übermengen einen niedrigeren Preis zu zahlen.


Demgegenüber befürworten die Genossenschaftsmolkereien Einzelverträge mit ihren Erzeugern, mit einer festen Laufzeit von ca. vier bis fünf Jahren und mit Preisen, die an die Milchmenge gekoppelt sind: „Die Genossenschaften ­haben Angst, dass sie nach 2015 mit Milch überschüttet werden, die sie nicht vernünftig absetzen können“, erklärt ­Gérard Calbrix vom Milch-Industrieverband Atla.


Die größte Genossenschaft, Sodiaal, hat bei ihren rund 9 000 Mitgliedern eine Umfrage im Internet gestartet, um die künftig zu erwartenden Milchmengen besser abschätzen zu können. Betriebe, die mitmachen, bekommen 2 Ct/l extra. Betriebe, die ihre Milchmenge relativ ­genau im Voraus abgeschätzt haben, bekommen noch mal 3 Ct obendrauf.


Genossen wollen A/B-System


Der Verband der Genossenschaftsmolkereien FNCL hat ein erstes Arbeitspapier zur künftigen Vertragsgestaltung vorgelegt. Darin wird ein zweigleisiges A/B-System vorgeschlagen.


A-Milch soll mit hoher Wertschöpfung zu hohen Preisen abgesetzt werden. B-Milch ist überschüssige Milch, die weltweit gehandelt wird und deren Preise starken Schwankungen unterliegen. „Mit diesem System wäre jeder Produzent frei in der Entscheidung, ob er B-Milch produzieren möchte oder nicht. Zudem wird der A-Markt nicht durch zu viel Milch gestört. Damit tragen Erzeuger und Mol­kereien zu gleichen Teilen das Marktrisiko“, beschreibt Christèle Josse vom FNCL die Vorzüge. Der vertragliche Rahmen für ein solches System solle von der Interprofession CNIEL ausgearbeitet werden.


Erklärte Ziele der Genossenschaftsmolkereien: Die Preisschwankungen zu verringern, ein Gleichgewicht zwischen Erzeugern und Molkereien schaffen und flächendeckend in Frankreich Milchproduktion zu erhalten.


Daher müsse diese Vertragspolitik durch EU-Marktregulierungsmaßnahmen flankiert werden. Frederic Chausson von der größten Genossenschaft Sodiaal: „Man sollte bewährte Marktinstrumente nicht zerstören. Vor allem die Intervention muss beibehalten werden.“


Milchbauern wollen mehr Gewicht


Die Mehrzahl der französischen Bauern steht Verträgen skeptisch gegenüber, vor allem, wenn darin über fünf Jahre Preise und Mengen festgelegt werden sollen. „Bevor wir irgendwelche Verträge akzeptieren, müssen wir für die Gestaltung feste Rahmenvereinbarungen treffen, an den sich die ganze Branche zu halten hat“, erklärt Fabienne Fabrègue vom Bauernverband FNPL.


Den Milcherzeugern ist klar, dass sie nach dem Wegfall der Quoten angesichts der Macht der Molkereien mehr Gewicht brauchen: „Wir wollen weder austauschbare Rohstofflieferanten sein, noch in die Unternehmen integriert werden“, betont Jacques Jaouen, Milchviehhalter aus der Bretagne.


Viele Bauern stehen deshalb einer Bündelung in Milcherzeugergemeinschaften offen gegenüber. Allerdings müssten sie mindestens 100 Mio. l umfassen, um genügend Schlagkraft zu haben.


S. Lehnert

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