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Anbindestall: So machen Sie Ihre Melkanlage fit

Lesezeit: 8 Minuten

Probleme mit der Melktechnik oder beim Melken im Anbindestall müssen nicht sein. Melktechnik-Beraterin Kathrin Lincke, Türkheim,gibt Tipps zur Verbesserung.J osef Huber (Name geändert)war verzweifelt.Ständig hatte er mit hohen Zellzahlen in seiner Herde zu kämpfen. Schuld waren jedoch nur einige Kleinigkeiten,wie sich bei der Überprüfung der Melkanlage herausstellte.Das Regelventil war verschmutzt und das Vakuum dadurch zu niedrig.Die Zitzengummis waren wegen einer schlechten Spülvorrichtung im Kopfbereich verfettet und verformt.Doch schon mit wenig Aufwand lassen sich diese Probleme beheben ,berichtet Kathrin Lincke. Der Betrieb Huber ist kein Einzelfall. Etwa 60 bis 70 %der Kühe stehen inBayern noch in Anbindehaltung.Von den rund 34 000 MLP-Betrieben melken ca.26 000 Betriebe im Anbinde-und nur 8 200 im Laufstall (LKV Bayern 2002). Die Melktechnik hat in vielen Anbindebetrieben etliche Jahre auf dem Buckel und ist nicht mehr auf dem neuesten Stand.Vor größeren Neuanschaffungen schrecken die Landwirte wegen der Investitionskosten aber häufig zurück. Doch oft sind Verbesserungen der Technik und der Melkarbeit schon mit wenig Aufwand möglich.top agrar hat sich gemeinsam mit Beraterin Lincke in sechs bayerischen Anbindeställen (26 bis 42 Kühe)typische Probleme und pfiffige Lösungen angeschaut.Der Transport der Melkzeuge im Stall ist meist mit einer großen körperlichen Anstrengung verbunden. Eine von Herstellern angebotene Lösung zur Arbeitserleichterung ist der Einbau einer Hänge-Schienenbahn . Bei dieser Einrichtung hängt die gesamte Melkausrüstung an einem Schienensystem.So können die Melkzeuge,Melkeimer,Kannen und das Hygienezubehör transportiert werden,ohne dass der Melker diese anheben oder tragen muss. Die Schienen laufen von der Milchkammer zum Standplatz jeder Kuh. Kostengünstiger sind aber Selbstbaulösungen.Einer dervon uns besuchten Betriebe hat z.B.einen Transportwagen gebaut.An dem dreirädrigen Wagen sind die Melkeinheiten,Spülaufnahmen,Eimer sowie Hygieneartikel untergebracht.Damit der Melkwagen wendig ist,,wurde vorne ein schwenkbares Rad montiert.Um den Wagen zu stabilisieren,sind die Räder mit Wasser gefüllt.Häufige Engpässe für einen ungehinderten Milchfluss sind zu kleine Querschnitte der Milchschlösser.Im Laufe der Zeit quellen die Gummidichtungen auf,und der Querschnitt der Öffnung verkleinert sich noch weiterals er ohnehin schon ist. Der Sollwert für die Milcheinlass-Öffnung liegt bei mindestens 14 mm bis 16 mm Durchmesser.Häufig beträgt der Durchmesser wegen des verquollenen Gummis aber nur noch 12 mm oder weniger.Bei hohen Milchflüssen entstehen dadurch erhebliche Vakuumverluste. Um diesem Problem vorzubeugen,sollten die Dichtungen von Zeit zu Zeit mit einer Schieblehre gemessen und bei Bedarf ausgetauscht werden. Vor allem bei Silikondichtungen hat es sich bewährt,einen dünnen Edelstahlring in die Dichtung einzuziehen,der ein Zusammenfalten und damit Verengen der Öffnung verhindert.Den Edelstahlring kann jeder Landwirt selbst einziehen.Bei älteren Milchflussindikatoren (z.B.Duovac,Visotron,Stimopuls C,Milchflussanzeiger) wird die Milch stark abgebremst, muss Engstellen und starke Umlenkungen überwinden.Danach wird die Milch über einen Verbindungsschlauch zur oben liegenden Milchleitung transportiert.Je dünner dieser Schlauch ist und je stärker er durchhängt,desto mehr Milch staut sich darin.Dadurch entstehen unkontrollierte Vakuumschwankungen und mit steigendem Milchfluss erhebliche Vakuumverluste.Des-halb sollte der Verbindungsschlauch möglichst kurz und groß dimensioniert sein (Durchmesser 16 mm).Bei hohen Milchleistungen ist es u.U.besser,den Indikator zu umgehen und ohne Melkzeugabschaltung direkt in die Milchleitung zu melken.Eine gute Positionierung der Melkzeuge ist wichtig,damit alle Viertel gleichmäßig ausgemolken werden.Dies ist im Anbindestall nicht einfach.Häufig liegen die Schläuche am Boden,weil man sich für die Länge am letzten Melkplatz orientieren muss. Dadurch werden die vorderen Melkbecher übermäßig stark belastet und die hinteren nach oben geschoben. Die Lösung dieses Problems ist einfach und kostengünstig.Mit einem Strohband oder einem Gummiseil werden der lange Milch-undPulsschlauch in einer Schlaufe zusammengebunden.Anschließend befestigt man das andere Ende des Bandes am Griff des Pulsators (siehe Foto oben links)oder an einem separaten Haken.Um ein Verdrehen des Melkzeugs zu verhindern,sollten der Pulsator oder der Haken möglichst nah an die Kuh herangeschoben werden. Das Melkzeug sollte mit dem Band so positioniert werden,dass die am längsten melkenden Viertel (in der Regel die Hinterviertel)am stärksten belastet werden.Ein Problem bei älteren Melkzeugen ist häufig,dass die Firmen nur zu große Zitzengummis anbieten.Die Zitzen der Kühe sind im Laufe der letzten Jahre aber auch beim Fleckvieh und Braunvieh kleiner bzw.dünner geworden. Zu große oder verschlissene Zitzengummis haften schlechter,klettern zu früh und belasten das Zitzengewebe stärker.Das ist in vielen Betrieben eine der häufigsten Ursachen für Melkprobleme. Jeder Landwirt kann die Zitzendicke seiner Tiere selbst mit einer Schieblehremessen und mit den vorhandenen Zitzengummis vergleichen.Beim Kauf neuer Zitzengummis orientiert man sich am besten an den jungen Tieren.Gibt es auch noch dicke Striche bei einigen Kühen,müssen weiche Zitzengummis ohne harte Verstärkungsringe eingesetzt werden!Wenn in einer Herde die Zitzendicke sehr stark variiert,ist der Einsatz von engeren,aber besonders weichen und flexiblen Silikonzitzengummis vorteilhaft. Allerdings müssen diese Gummis unbedingt fettfrei gereinigt werden.Dafür istu.U.ein Wechsel der Reinigungsaufnahmen notwendig. Ungeeignet sind z.B.die alten Westfalia-Spülaufnahmen,bei denen das Wasserdurch zwei Stege am Kopf des Zitzengummis vorbei geführt wird.Geeignet sind hingegen alle Spülvorrichtungen,bei denen Wasser in den Kopfbereich des Zitzengummis gesprüht wird (siehe Fotolinks).Es ist aber darauf zu achten,dass Sprühkegel und Zapfen,die in das Kopfloch hineinragen,nie größer als die Öffnung des Zitzengummis sind.Denn sonst wird diese aufgedehnt und verschleißt frühzeitig.In vielen älteren Stallungen sind die Milchleitungen noch sehr hoch montiert und auch das Gefälle beträgt häufig weniger als 0,5 %.Ist die Leitung in einer Höhe über 2m installiert,entstehen bei Milchflüssen über 4 Liter/Minute und ungünstiger Schlauchführung oft Vakuumverluste von mehr als 10 kPa!Um dies auszugleichen,wird mit sehr hohem Melkvakuum gemolken.Dieses hohe Vakuum gelangtaber auch an die Zitzen,je geringer der Milchfluss wird. Empfohlen wird daher,die Milchleitung so niedrig wie möglich zu verlegen.Bei einer Höhe zwischen 1,60 und 1,80 Meter sind gute Melkbedingungen möglich. Jeder Anstieg in der Milchleitung führt zu Pfropfenbildung der Milch,und damit zu ungewünschten Vakuumschwankungen,und sollte umgehend behoben werden. Wenn durch die Installation der Milchleitung die Ge-fahr der Pfropfenbildung besteht,verbessert eine Belüftung am Ende der Leitung den Milchabtransport.Dazu werden in zusätzlichen Milchschlössern Stopfen aus Kunststoff mit einer Bohrung von etwa 1,5 mm und mit einem Schwamm als Filter angebracht.Unbedingt notwendig ist diese Belüftung am Ende jeder Stichleitung! Um Schwenkbrücken zu vermeiden,ist in einigen Betrieben die Endeinheit der Melkanlage an einem geschützten Platz im Stall untergebracht.Wichtig ist dabei, dass der Milchabscheider und die anderen Teile nicht zu stark verstauben bzw.verschmutzen. Eine andere Alternative ist das Verlegen der Milchleitung unterflur bis in eine tiefere Grube in der Melkkammer.Dieser Umbau ist jedoch sehr aufwändig und wegen baulicher Gegebenheiten oft nicht möglich.Das Regelventil der Vakuumpumpe sorgt dafür,dass die Melkanlage mit einem konstanten Vakuum versorgt wird.Wenn das Ventil verschmutzt ist, kann es nicht mehr einwandfrei funktionieren.Häufig regelt es dann zu träge.Die Folge sind erhebliche Vakuumverluste und Vakuumschwankungen,die das Melken negativ beeinflussen. Daher sollte das Regelventil regelmäßig,etwa einmal im Monat,auseinandergenommen und gründlich gereinigt werden.Wichtig ist,dass der Kegel,der Kegelsitz und die Bohrung des Kegelsitzes sauber sind.Der Arbeitsaufwand für die Reinigung beträgt nur 5 bis 10 Minuten.Vakuumschwankungen bzw.-verluste führen immer zu Problemen beim Melken.Jede Melkanlage besitzt zwar ein Vakumeter,an dem der Betriebsleiter die Höhe des Vakuums ablesen kann. Doch man sollte sich nicht nur auf diese eine Uhr verlassen..Denn wenn diese aus technischen Gründen nicht korrekt anzeigt (und das ist eher die Regel),bleiben Vakuumverluste oft unentdeckt. Zur Sicherheit sollte daher ein zweitesVakumeter installiert werden,z.B.im Stall.Wer aber wirklich wissen will,welche Vakuumverhältnisse während des Melkens an den Zitzen herrschen,muss dies beim Melken überprüfen lassen. Aussagen über Vakuumverluste eines Melkzeuges oder einer Melkanlage sind nur möglich,wenn das Vakuum mit einem 2-Kanal-Messgerät (Vacuscope, Pulsotest syncro)gleichzeitig im kurzen Pulsschlauch und im kurzen Milchschlauch gemessen wird.Dieses Gerät wird in der Praxis noch viel zu selten eingesetzt.Da in Anbindeställen aber häufig Probleme mit falschen Vakuumeinstellungen und Vakuumschwankungen auftreten,sollte es heute zum Standard gehören.Landwirte sollten sich mit Vakuumeinstellungen nach Erfahrungswerten oder Firmenvorgaben nicht mehr zufrieden geben und bei Problemen die 2-Kanal-Messung von der Beratung und den Monteuren einfordern. Denkbar ist auch die überbetriebliche Nutzung des Gerätes im Rahmen von Beratungsringen,Arbeitskreisen o.Ä., so dass die Landwirte ihre Vakuumbedingungen selbst überprüfen können. Die Kosten für ein 2-Kanal-Messgerät liegen je nach Ausführung bei etwa 1600 E .R.Stracke

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