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Auch Luxemburg setzt stärker auf Milch

Lesezeit: 6 Minuten

Luxemburg ist wie geschaffen für die Rinderhaltung. Viele Landwirte setzen auf Milch und Fleisch. Aber jetzt geht es mehr Richtung Milch.


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Es ist, als hätte jemand den Deckel hochgehoben: In den ersten acht Monaten produzierten die Milch-erzeuger in Luxemburg 6 % mehr Milch als im Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich: In Deutschland betrug das Plus gerade einmal 0,8 %.


Doch der Zuwachs im Nachbarland ist nachvollziehbar. Das Land ist prädestiniert für die Rinderhaltung: Mittelgebirgsregion, über 50 % Grünlandanteil, genügend Niederschläge und kaum Trockenperioden.


Einziges Manko: Staatliche Regelungen begrenzten lange Zeit das Wachstum der Milcherzeuger. Im Gegensatz zu den Nachbarländern, durften die Luxemburger erst ab 2000 Quote zukaufen – allerdings kostete diese 0,50 bis 2,00 €/kg.


Milch und Fleisch:

Deshalb sind viele nicht in der Milchmenge gewachsen, sondern haben parallel und voll auf Fleischrinder gesetzt. Im letzten Jahr hielten 231 Betriebe sowohl Milch- als auch Mutterkühe. Hinzu kommen 351 Mutterkuh- und Rindermastbetriebe sowie 518 spezialisierte Milcherzeuger.


Die durchschnittliche Zahl der Milchkühe pro Betrieb (spezialisierte Milcherzeuger und gemischte Betriebe) liegt bei etwa 62 Kühen, vor zehn ­Jahren waren es knapp 45 Kühe. Die Milchprofis liegen deutlich darüber: Die besten 25 % der Betriebe, die an der Milchleistungsprüfung (MLP) teilnehmen, halten im Schnitt 82 Kühe.


2014 stieg die Zahl der Milchkühe auf rund 46 200, seit 2003 hatte die Zahl bei etwa 43 000 Kühen stagniert. Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 6 863 kg pro Kuh und Jahr.


Insgesamt lieferten die Milcherzeuger 2014 rund 317,0 Mio. kg Milch ab. In den ersten Monaten ohne Milchquote lieferten die Milcherzeuger bereits deutlich mehr Milch als im Vorjahreszeitraum: Von Januar bis August war es ein Plus von 6 %.


Das zeigt: Jetzt nach dem Quoten-ende wollen die Milchprofis wachsen. Doch Milcherzeuger stehen vor neuen Herausforderungen.


Flächen sind in dem Land von der Größe des Saarlandes knapp. Im Schnitt liegen die Pachtpreise laut Schätzungen von Beratern bei 350 €. Viel Geld für kleine Flächen mit teils geringer Bodenqualität.


Großteil sind Familienbetriebe:

Über 50 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen sind Weiden, schwere Ackerböden gibt es kaum. Insbesondere im Norden ist das Hochplateau von vielen Tälern mit Flüssen und Bachläufen durchrissen. Die Schläge sind klein und wegen der Höhenunterschiede häufig schwer zu erreichen. Im Süden gibt es weniger Höhenunterschiede, die Bodenqualität variiert regional stark.


Über 93 % der landwirtschaftlichen Betriebe sind in Luxemburg in Familienhand. Großbetriebe mit mehreren Angestellten gibt es kaum. Die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften ist schwierig – die Banken und Ministerien ziehen die jungen Leute ab. „Einige stocken dennoch von 70 auf 400 Kühe auf, damit muten sie sich sehr viel zu“, meint Armand Braun, Milchviehberater bei der Zucht- und Beratungsgenossenschaft Convis.


„Bei Urlaub oder Krankheit helfen sich die Landwirte gegenseitig – hauptberufliche Betriebshelfer gibt es nicht“, erklärt Jean-Marie Schilling, Geschäftsführer des Maschinen- und Betriebshilfsringes (MBR). Der MBR vermittelt die Helfer untereinander auf die Höfe.


Es gibt bisher kein neues Agrargesetz, dass die Zahlungen von Prämien regelt. In den letzten Jahren konnten Stallbauer Förderungen von bis zu 50 % bekommen. Die waren aber an zahlreiche, teils teure Auflagen gebunden.


Beispielsweise müssen unter Güllekellern spezielle Teichfolien verlegt werden. Das kann teurer als die Anlage selbst werden. Um große Ställe optisch besser in das Landschaftsbild einzufügen, muss das Gebäude mit Holz verkleidet und der Dachfirst unterteilt werden. Wie lang und breit ein Stall sein darf, legen die Umweltämter je nach Region fest.


Das ist auch bei Milcherzeuger Raymond Albers aus Neidhausen deutlich zu erkennen: Seinen Stall musste er auf drei einzelne Dächer verteilen. Das verteuerte die Baukosten. Der Milchviehhalter bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Nadine Turmes einen Betrieb mit 110 Kühen plus der weiblichen Nachzucht und 210 ha Weide- und Ackerbauflächen.


Gewünscht hätte er sich einen Laufstall mit langem Futtertisch. „Die Auflagen führen dazu, dass funktionale Laufställe nur mit Kompromissen möglich sind“, bemängelt Berater Braun.


Von Vielsprachigkeit profitieren.

Die drei Amtssprachen in Luxemburg sind Französisch, Deutsch und Luxemburgisch. Das bietet auch den Landwirten Chancen: Während die Milchrinderzucht auf Deutsch stattfindet und die Zuchtwertschätzung vom Vit in Verden übernommen wird, orientiert sich die Fleischrinderzucht Richtung Frankreich. Die Zuchtwertschätzung und Kommunikation in der Fleischrinderzucht laufen in Luxemburg auf Französisch, auch die Genetik kommt in der Regel aus Frankreich.


Daher sind Limousins aus Luxemburg bei deutschen Züchtern gefragt, denn mit den Luxemburger Züchtern fällt es leichter zu kommunizieren als mit den französischen Kollegen. Das hilft beiden Seiten bei der Vermarktung der Tiere.


Die kleinen Strukturen des Landes haben Vorteile für politische Verhandlungen. „Wir haben einen engeren Draht zu wichtigen Personen in der Politik und in den Verbänden, als es in anderen Ländern möglich ist“, ist Direktor Peifer-Weihs überzeugt.


Luxemburg hat zurzeit den Vorsitz des Europäischen Rates. Einige behaupten, dass deshalb wichtige Entscheidungen im Heimatland liegen bleiben. Ein Beispiel sei ein fehlendes Pflichtprogramm zur BHV1-Bekämpfung. Bisher gibt es nur ein freiwilliges Programm, das die Blutuntersuchungen zahlt.


Status beschränkt Export:

Milchviehhalter Albers ist das nicht genug. „Statt BHV1 zu bekämpfen, hat man ein Programm gegen Para-TB eingeführt. Danach fragt aber keiner beim Export und in der Vermarktung“, sagt Albers. Der Züchter besamt alle Rinder und einen Teil der Kühe mit gesextem Sperma. Er vermarktet etwa 40 bis 50 Färsen pro Jahr – auch in deutsche Zuchtgebiete. Albers setzt seit Jahren auf hornlose Genetik. Die ist vor allem im Nachbarland gefragt.


Doch sein BHV1-Status macht ihm einen Strich durch die Rechnung: Seit einer BHV1-Infektion im Jahr 2004 impft er seine Herde freiwillig und auf eigene Kosten, um sie vor einem erneuten Ausbruch zu schützen. Das hat ihn rund 40 000 € gekostet.


Die geimpften Tiere kann der Milchviehhalter nur noch schwer nach Deutschland oder Belgien vermarkten. Die Rinder gehen jetzt für niedrigere Summen nach Südeuropa oder England. Albers fordert deshalb ein verpflichtendes Bekämpfungsprogramm.


Darüber wird derzeit in Luxemburg noch diskutiert. Offen ist, welchen Anteil der Kosten die Rinderhalter übernehmen müssen.


Das Wachstum der Rinderhaltung ist in Luxemburg begrenzt. Den Milch-erzeugern rät Berater Braun ihr Management zu optimieren. Hier gebe es noch Potenzial die Kosten zu senken und die Milchleistung zu steigern. Braun meint: „Letztlich ist und bleibt Luxemburg ein Gras-Land. Hier gilt es, das Beste herauszuholen.“

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