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Bio-Molkereien verlieren Milcherzeuger

Lesezeit: 4 Minuten

In Dänemark steigen immer mehr Biomilch-Erzeuger aus und kehren zur konventionellen Produktion zurück. Was sind die Gründe? Was heißt das für Dänemark und für Deutschland?


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Bis zum Juli 2012 bewirtschaftete Henrik Jessen seinen Betrieb mit 300 Kühen ökologisch. Doch trotz guter Milchleistungen von durchschnittlich 9 500 kg bot die Bioproduktion keine Perspektiven. „Die Kosten – vor allem für Boden und Futter – waren zu hoch. Als Ökologe hatte ich nicht die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten“, sagt Jessen. Einzige Lösung: Ausstieg aus der Biobranche. Heute melkt Jessen 25 Kühe weniger, erreicht aber höhere Milchleistungen und kann so besser wirtschaften.


Auch Pieter Timmerman aus Sommersted wollte wachsen und musste deshalb die Bioproduktion aufgeben. Nach der Erweiterung von 150 auf 300 Kühe wurde die Weidefläche zu knapp. Weil die Öko-Kühe aber weiden müssen, magerten die Tiere ab und die Milchleistung sank von 9 500 auf 8 000 kg pro Jahr. Heute bleiben Timmermanns Kühe im Stall. Mit einer optimierten Fütterung hat er die Milchleistung gesteigert. „So macht das Arbeiten wieder Spaß.“


Und diese Betriebe sind keine Einzelfälle: Ein Drittel der dänischen Bio-­­milcherzeuger denkt über einen Ausstieg aus der Biobranche nach. Das zeigt eine Umfrage des Ökologischen Landesverbandes unter 123 dänischen Betrieben.


Perspektive für Bio fehlt.

Hauptgrund ist die fehlende Perspektive für Bio-milcherzeuger – insbesondere mit Blick auf 2015. Betriebe, die wachsen wollen, können sich das nicht leisten. Ein Grund sind steigende Pachtpreise. Vor allem die Weidepflicht von April bis November für mindestens sechs Stunden täglich macht den Biolandwirten zu schaffen: Die Flächen müssen vorhanden und bezahlbar sein.


Für Aase Holmgaard, Beraterin bei Syddansk Kvæg in Vojens, sind insbesondere die hohen Kosten ein Grund für die Ausstiegswelle: „Zwar sind die Milchpreise derzeit über dem Niveau der letzten Jahre. Das Verhältnis zwischen Erlös und Kosten hat sich für die Ökologen jedoch im Vergleich zu den konventionellen Kollegen verschlechtert.“


So lag der Arla-Basispreis im Mai bei rund 40,5 Cent/kg Milch (4,2 % Fett/3,4 % Protein). Der Ökoaufschlag betrug 7,3 ct pro kg. Gleichzeitig sind die Kosten für Biofutter weniger stark gesunken als für das konventionelle Futer. Zum Beispiel kostet konventionelles Sojaschrot etwa 40 €/t, ökologisches fast das Doppelte.


Dennoch ist ein Drittel der verkauften Milch in Dänemark ökologisch – so viel wie in keinem anderem Land. Das Problem: Während die Biomilchproduktion gewachsen ist, stagniert der Absatz seit ein paar Jahren. „Nur wenn Angebot und Nachfrage im Inland besser zusammenpassen, wird sich die wirtschaftliche Situation der Erzeuger verbessern“, ist Holmgaard überzeugt.


Auch wenn sich viele Betriebe für die Zeit nach dem Quotenende als konventioneller Betrieb besser aufgestellt sehen, warnt Beraterin Holmgaard vor voreiligen Entschlüssen: „Die Rückumstellung lohnt sich nicht für jeden. Man muss sehr genau rechnen und längerfristig planen. Nicht jeder schafft es, mal eben die Milchleistung um 1 000 kg anzuheben.“


Trotzdem haben sich einige Landwirte zum Ausstieg aus der Biobranche entschieden. Das zeigen aktuelle Zahlen: Die Ökomolkerei Thise im nördlichen Jütland muss ab 2015 auf 10 ihrer 75 Lieferanten verzichten. Das bedeutet 15 Mio. kg weniger Milch. Bei Arla waren es letztes Jahr 13 Lieferanten, ab 2015 steigen neun weitere aus.


Offensichtlich herrscht trotzdem kein Milchmangel bei den Molkereien. Der Molkereiriese Arla nimmt schon seit 2009 keine neuen Bioerzeuger auf. Der Konzern muss erst einmal sehen, wo er die Milch absetzen kann. Ähnliche Probleme hatte auch die Molkerei Thise: Das Unternehmen musste in den letzten Jahren sogar Biomilch als konventionelle vermarkten. Das drückte den Milchpreis und die Stimmung der Landwirte.


Während Landwirte keine Zukunft in der Biobranche sehen, hat die dänische Politik ganz andere Ziele: Bis 2020 sollen die derzeit 70 000 ha ökologische Fläche verdoppelt werden. Wie das bei der akutellen Entwicklung realisiert werden soll, bleibt abzuwarten.


Was heißt das für uns?

Im Gegensatz zu Dänemark gibt es in Deutschland zu wenig Biomilch. Deshalb ist der Biomarkt auf die Importe aus Dänemark und anderen Ländern angewiesen. 2012 importierte Deutschland rund 130 Mio. kg Biomilch aus Dänemark, das geht aus einer aktuellen AMI-Studie hervor. Und Arla wirbt im deutschen Fernsehen massiv für Biomilch.


Wie sich die Entwicklung der dänischen Biomilch-Branche auswirken wird, kann noch nicht abgeschätzt werden. Momentan ist die Versorgungslage gut, so eine AMI-Marktanalystin gegenüber top agrar. Größter Import-Konkurrent könnte demnächst China werden. Denn die dänische Biobranche will den Export nach Asien ausbauen. Das könnte Milch für den deutschen Markt kosten. Katrin Sanderink

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