Familie Kern aus dem Westerwald hält genetisch hornlose Limousins – aus gutem Grund.
Hauptsache keine Hörner – das ist zu wenig für Cordula und Peter Kern. Das engagierte Ehepaar beschäftigt sich seit 20 Jahren intensiv auf dem Betrieb im Westerwald mit der Hornloszucht von Limousins. Ihre Zuchtprodukte stehen in ganz Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Polen, Bulgarien, Griechenland, der Schweiz, Slowenien, Ungarn und Brasilien.
Zuchtziel des Ehepaars sind mittelrahmige Tiere mit ausgeprägter Schulterpartie, stark bemuskelten Rücken und Keulen, breiten Becken und Aufhellungen ums Flotzmaul, Augen und Schwanz in französischer Tradition. Jedoch mit dem top up „Hornlosigkeit“.
Teuer gestartet:
Mit bester und auch teurer Genetik starteten Kerns 1990 mit Engagement in die Fleischrinderzucht. „Bei mir hat die Zucht auch immer etwas mit Wirtschaftlichkeit zu tun“, verdeutlicht Kern, dass es hier um viel mehr als Liebhaberei geht. Daher kalkuliert er jeden Embryotransfer, jeden Spermaeinkauf und jeden Lebendtiereinkauf im Vorfeld genau.Mit dem Einsatz des kanadischen Hornlosvererbers Canada begann die Hornlosära auf dem Hof Uhrigs in Birken-Honigsessen. Da Halbherzigkeiten keine Sache des Ehepaars sind, wurden nur die besten Kühe mit Canada angepaart. „Die Hornlosen sollen ja genauso gut wie die Gehörnten sein“, so der Züchter. 1997 toppten Kerns ihr Engagement mit dem Kauf dreier lebend importierten Kälber – zwei weiblichen und einem männlichen – aus Kanada. Der Embryotransfer mit dem homozygot weiblichen Tier brachte zwei Bullen – ein Glücksfall. Denn einer davon ging als KB-Bulle an die RUW, wo er 30 000 Portionen produzierte, das Sperma des anderen Bullen wurde über den Besamungsverein Neustadt a. d. Aisch vermarktet.
Den größten Erfolg hatten sie aber mit Silverbird, einem Sundance-Enkel aus einer französischen Mutter. Der 2000 geborene mischerbige Bulle wurde 2004 Bundessieger in Alsfeld und 2005 Sieger bei der KBS Polled Exellenz Schau auf der SIMA in Paris. Ein in Deutschland gezogener Limousin-Bulle Sieger im Heimatland der Rasse – mehr Ehre geht nicht. Sperma des Bullen ging in die ganze Welt.
Auf die Frage, was ihn dazu bewogen hat, auf hornlose Limousins zu setzen, kommt die Antwort prompt: „Durch die große Hornanlage bei Limousins ist das Verletzungsrisiko bei Rangkämpfen groß.“ Bei Schauen musste er zusehen, wie ein gehörntes Tier seine Führer verletzte. „Hornloszucht ist die schmerzfreie Art für Tier und Mensch.“
Hohe Zunahmen:
Bei den Stationsprüfungen beweisen die Kernschen Hornlosen immer wieder ihr Potenzial. Kommen sie in den ersten 200 Tagen meist nur auf tägliche Zunahmen von 1 200 g – „Wir sind Biobetrieb“ – beweisen sie in den fünf Monaten auf Station, was in ihnen steckt. Nämlich über 1 700 g Zunahme in den nächsten 150 Tagen.Dass diese Bullen auf der Auktion in Düsse preislich zur Spitze gehören, versteht sich von selbst. Nicht zuletzt, weil der Hornstatus für jedes Tier per Gendiagnose feststeht. Die meisten Bullen und auch weiblichen Tiere gehen aber direkt ab Hof weg. „Derzeit sind vor allem Homozygote stark nachgefragt.“ Der Markt für gehörnte Bullen sei tot, so der Züchter.
An der Hornloszucht geht nichts vorbei, sind sich Kerns sicher. Um die Rasse Limousin in der Hornlosvariante voranzubringen wünschen sie sich jedoch, dass noch mehr Züchter in diese Zucht-richtung einsteigen. „Ganz einfach: weil es die genetische Basis verbreitert“.
